"Wir haben die Schnauze gestrichen voll", fand Peter Wagner von der überörtlichen Bürgerinitiative B19 bei der Demonstration, die erstmals über die Bundesstraße führte, deutliche Worte. Sie hat am Freitag ab 15 Uhr stattgefunden. Ausgerechnet zum Beginn des Berufsverkehrs musste die Polizei zumindest eine Spur sperren. Es kamen jedoch deutlich weniger Bürger als erwartet. Nur etwa 50 Teilnehmer zeigten ihren Unmut über die Verkehrspolitik mit Trillerpfeifen und Plakaten. Erstmals zogen sie über ein Teilstück der Bundesstraße, die die Polizei halbseitig sperrte. Seit nun mehr sieben Jahren tritt die Bürgerinitiative für den Bau einer Ortsumgehung ein. Dass diese in naher Zukunft geschehen könnte, gilt inzwischen jedoch auch den Organisatoren als unwahrscheinlich.
Resignation macht sich breit
"Es ist schon ein Stück Resignation zu spüren", erklärte Wagner die niedrigere Teilnehmerzahl. Schon bei der Eröffnung der Kundgebung am Marktplatz in Bergtheim zeigte sich, dass nach der monatelangen Sperrung der Bundesstraße, der Bau von zwei Ampeln in Unterpleichfeld und einem Kreisverkehr in Bergtheim der Verkehr rasch wieder auf das frühere Niveau angewachsen ist. Obwohl die Redner mit Verstärkern sprachen, fiel es nicht leicht, jedes Wort zu verstehen. Am Freitag um 15 Uhr rollte bereits der Berufsverkehr. Auch hatte sich zur gleichen Zeit - wie so oft - ein kleiner Stau auf einer Brücke der chronisch überlasteten Autobahn A7 gebildet: Vor allem aus Würzburg in Richtung Werneck folgte Auto auf Auto. Etwa jedes zweite davon trug ein auswärtiges Nummernschild, bei weitem nicht nur mit dem Kürzel "SW" für Schweinfurt.
"Das dürfte eigentlich gar nicht sein", erklärte BI-Vorsitzender Klaus Stuntz. Auch schon nach der geltenden Regelung. Die Bundesstraße 19 sei zwar die offizielle Bedarfsumleitung für die Autobahn A7. Allerdings nur dann, wenn die Polizei die Bundesstraße auch offiziell für den Fernverkehr öffne. Am Tag der Demonstration war dies nicht der Fall. "Sobald leichte Stauungen vorkommen, fahren viele Lkw von der Autobahn ab und benutzen die B19 zum schnellen Weiterkommen", wusste er. Er wie auch seine Mitstreiter glauben inzwischen nicht mehr, dass eine Ortsumgehung in naher Zukunft möglich ist. Selbst eine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan 2030 halten sie für unwahrscheinlich. Dann sei erstmals die Autobahn A7 und ihr sechsspuriger Ausbau an der Reihe.
Verkehrsberuhigende Maßnahmen statt Ortsumgehung
Umso mehr setzen die Bürger zunächst auf Maßnahmen, die den Verkehr spürbar abbremsen und beruhigen. Die Bürgerinitiative hat eine Liste konkreter Forderungen aufgestellt, die sich mit wenig Geld vergleichsweise einfach umsetzen ließen: Tempo 30 vor dem Kindergarten Unterpleichfeld, eine 70er Begrenzung schon vor dem Ortsschild oder die Verlegung des Schilds aus dem Ort ein Stück nach außen. Besonders den starken Lkw-Verkehr wollen sie stoppen. 2010 waren es mehr als 1000 Lkw, die an Werktagen durch die Orte rollten. Viele aus den rasch gewachsenen Gewerbe- und Industriegebieten bei Estenfeld und Kürnach. Eine Änderung der Beschilderung, die weniger Schlupflöcher als bisher lässt, könnte helfen: Die Bürgern fordern ein generelles Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen und den Zusatz "Lieferverkehr frei".
Eine weitere Forderung ist, die Bundesstraße zur Staatsstraße herabzustufen. Da würde sie dem Freistaat unterstehen. Die Kriterien hierfür seien, so Klaus Stuntz, erfüllt, eine "fehlende Bedeutung" für den Fernverkehr und der parallele Verlauf zu einer Autobahn. An zahlreichen Stellen der früheren B19 ist dies tatsächlich erfolgt: Nach der Eröffnung der neuen Autobahn A71 vor etwa zehn Jahren wurde die Bundesstraße umgewidmet. Auch hat die Bürgerinitiative Gemeinsamkeiten mit der Würzburger Gruppe "Brummis weg vom Stadtring" entdeckt: 60 000 Fahrzeuge, die jeden Tag auf dem Stadtring fahren und sich anschließend in die umliegenden Orte ergießen, sei nicht weiter hinnehmbar, betonte der Initiator der Würzburger Bürgerinitiative Dr. Michael Imhof.
Runder Tisch mit Anna Stolz
Die Organisatoren setzt nun auf einen runden Tisch, der am 2. April im Straßenbauamt mit Staatssekretärin Anna Stolz stattfinden soll. Vor gut einem Jahr hatte sie der Bürgerinitiative ihre Unterstützung zugesagt. "Wir fühlen uns bisher von der Politik, unseren Abgeordneten, alleine gelassen", ließ Peter Wagner keinen Zweifel daran, dass die Demonstranten mehr Einsatz für die Region erwarten. Täglich etwa 10 000 Fahrzeuge, davon ein erheblicher Anteil an Schwerlastverkehr, sei zu viel, betonte Wagner. "Das geht auf Kosten der Menschen, die hier leben."
Bergtheim und Unterpleichfeld vergessen, dass sie viele Wohn- und Baugebiete ausgewiesen haben. EStenfeld und Kürnach haben eine Autobahnausfahrt und diese werden auch benutzt.