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Würzburg
Grünen-Austritte wegen Migrationspolitik? Warum die Würzburger Grüne Jugend trotz großer Kritik zur Partei hält
Enttäuscht von der Bundespolitik verlassen mehrere Vorstände die Grüne Jugend und die Partei. Die Würzburger Ortsgruppe sieht dagegen noch Hoffnung im Lokalen.
Mathilda Oechslein und Florian Wunderle sind im Vorstand der Grünen Jugend in Würzburg. Ein wichtiger Grund: die Kommunalpolitik.
Foto: Thomas Obermeier | Mathilda Oechslein und Florian Wunderle sind im Vorstand der Grünen Jugend in Würzburg. Ein wichtiger Grund: die Kommunalpolitik.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 02.10.2024 02:46 Uhr

Mit einem großen Knall haben sowohl der Bundes- als auch der bayerische Landesvorstand der Grünen Jugend die Mutterpartei verlassen. Die unabhängige Jugendorganisation der Grünen kritisiert die Parteispitze immer wieder scharf. Rollt jetzt eine Austrittswelle junger Leute auf die Partei zu? Wie sieht es bei der Würzburger Ortsgruppe aus?

Würzburger Perspektive auf Austrittserklärung: Inhaltlich verständlich, strategisch unklug

Die Gefühle in der Würzburger Ortsgruppe sind gemischt. "Wir stimmen inhaltlich mit den Austrittserklärungen überein", sagt Vorstandsmitglied Mathilda Oechslein, "aber halten es für strategisch unklug." Bündnis 90/Die Grünen sei die Partei, die am ehesten mit ihren Werten übereinstimme. Und mit der am ehesten etwas davon zu verwirklichen sei. Diese Einschätzung sei breiter Konsens in der Ortsgruppe mit ihren 220 Mitgliedern, sagt die 18-Jährige.

Inhaltliche Differenzen in der Bundespolitik: Migration, soziale Frage, Lützerath

Bei der Frage nach den inhaltlichen Differenzen zur Parteilinie zählt Oechslein drei bundespolitische Themen beispielhaft auf: "Die rassistische Migrations- und Asylpolitik, die Verschärfungen beim Bürgergeld, die Vernachlässigung der sozialen Frage bei Klimaschutzmaßnahmen."

Florian Wunderle, politischer Geschäftsführer der Würzburger Grünen Jugend, ergänzt: "Bei Lützerath haben sich viele junge Menschen von der Partei verraten gefühlt." Bis Januar 2023 gab es in dem kleinen Dorf jahrelange Proteste und Besetzungen gegen die Pläne des Stromkonzerns RWE, das Dorf dem Kohleabbau zu opfern. "Auch die Grüne Jugend hat sich gegen die Pläne gestellt und grüne Minister haben das Abbaggern unterstützt", sagt Wunderle.

Gründe für den Verbleib bei den Grünen: Kommunalpolitik und Würzburger Grüne

Trotz der großen inhaltlichen Kritik an der Partei sei vom aktiven Kern der Würzburger Grünen Jugend, soweit sie wüssten, jetzt niemand ausgetreten. Der Grund dafür sei pragmatisch: "Viele halten es für keinen sinnvollen Schritt, um wirklich was zu bewegen", sagt der 24-jährige Würzburger. Und bewegt werden müsse angesichts von Rechtsruck und Klimawandel noch viel – und lange. "Wir müssen Marathonläufer sein."

Für Wunderle und Oechslein sei das Lokale ein entscheidender Grund, in der Partei zu bleiben. "Gerade auf kommunaler Ebene können wir das Leben der Menschen hier direkt beeinflussen", so Oechslein. Die Zusammenarbeit mit den Würzburger Partei-Grünen laufe zudem deutlich harmonischer als im Land oder Bund. Mitglieder der Grünen Jugend würden etwa im Stadt- und Kreistag sitzen.

Und auch inhaltlich würden beide Seiten an einem Strang ziehen. In Würzburg wird nicht über Grenzschließungen und Aufrüstung entschieden: "Wir arbeiten hier erfolgreich zusammen bei der Verbesserung des ÖPNV, der Stärkung von queeren Rechten oder von sozialen Einrichtungen", sagt Wunderle.

 
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  • Hans Kaiser
    Fachlich ist Robert einfach nicht zu schlagen wie er schon wiederholt bewiesen hat. Wer mit Roberts Richtung und damit der neuen grünen Richtung nicht einverstanden ist dem bleibt eigentlich nur der Rückzug.
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  • Andreas Gerner
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (unseriöse Quelle). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Andreas Gerner
    Und in welchem Fach ?
    Kinderbücher (mit-) schreiben ?

    Sollten Sie Wirtschaftswissenschaften meinen, sollten Sie exemplarisch folgendes ansehen:

    https://www.youtube.com/watch?v=nTZimAx47FI
    (ab ca Minute 36 sehr peinlich)

    Viele lassen sich blenden von dem, was Habeck von sich gibt, wenn in seine Berater gerade gut instruiert haben.

    Genau wie sich viele Wähler von dem Grünen "Gute Laune beschwingt in die Zukunft" Gefasel haben blenden lassen und nun die Realiät zeigt, wie wenig nachhaltig so eine Strategie ist. Grüne fliegen aus einem Landtag nach dem anderen und Sonntagsfragen-Stimmen haben kräftig Federn gelassen.

    https://dawum.de/Bundestag/

    Dazu vernichtende Umfrage Ergebnisse, dass noch 3 bzw 0 % (!) die Ampel befürworten

    https://www.bild.de/politik/inland/umfrage-hammer-vom-zdf-null-prozent-wollen-ampel-66dae977177e44397b291386
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  • Andreas Gerner
    Auch hier möchte ich Ricarda Lang zitieren:
    "Jetzt ist nicht die Zeit für Sesselkleberei"

    Da hat sie Recht.
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  • Andrea Roso
    Es ist ein gutes Zeichen für die Würzburger Grünen, dass zumindest von den Aktiven der GJ niemand austreten will. Kritische Stimmen sind immer wichtig, natürlich braucht es Realpolitik, aber genauso braucht es Werte, für die man kämpfen kann. Bei ersterem sind häufig die "Partei"-Grünen etwas besser, bei zweiterem braucht es manchmal die Jugend, damit nicht zu viele schmerzhafte Kompromisse eingegangen werden oder rote Linien überschritten werden. Hoffentlich können in Zukunft, 2026 ist Kommunalwahl, auch noch mehr GJ-Mitglieder im Landkreis Würzburg aktiv mitwirken.
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  • Ralf Eberhardt
    Beim Austritt müsste man ja auch ganz neu anfangen. Hier ist man - auch finanziell - gut aufgehoben bei der "Mutter"-Partei.
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  • Heiner Schmidt
    Unsinn, die Arbeit ist ehrenamtlich.
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  • Paul Schüpfer
    Wer zahlt für die Wahlplakate, Veranstaltungen etc.? Sicher nicht die grüne Jugend aus eigener Tasche.
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  • Heiner Schmidt
    Was hat es damit zu tun, wer diese Dinge bezahlt. Natürlich die Partei. Aber Plakate aufstellen, Veranstaltungen organisieren und durchführen etc. machen die jungen Leute ehrenamtlich in ihrer Freizeit.
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  • Andreas Gerner
    Nachfrage:

    Mir fiel auf, dass Sie das Wort "ehrenamtlich" benutzen.

    Meinen Sie damit das, was in der Regel darunter verstanden wird, nämlich "unentgeltlich" ?

    Oder ist es tatsächlich auf dem Papier "ehrenamtlich", aber tatsächlich "aufwandsentschädigt" (Satz pro Zeit und nicht gekoppelt an nachzuweisende Fahrtkosten etc) ? De Facto dann also doch bezahlt und das in manchen Kreisen (NGOs etc) sogar recht lukrativ ?

    Bitte klarstellen. Danke

    Ich weiß nicht, was im konkreten Fall vorliegt. Ich möchte nichts unterstellen, nur Licht ins Dunkel bringen, worüber wir hier reden. Mir sind beide Formen der ehrenamtlichen Praxis bekannt. (Meine 5 Ehrenämter sind unentgeltlich. Bei einem hätte ich Anspruch auf Erstattung von Fahrtkosten, verzichte aber darauf)
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  • Heiner Schmidt
    Bahnfahrten werden gegen Vorlage des Tickets erstattet, ansonsten gibt´s nichts.
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  • Andreas Gerner
    Konkrete Quellverweise bitte.
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  • Paul Schüpfer
    Die jungen Leute müssten aber in einer neuen Organisation das alles allein bezahlen, darum geht es.
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