Es ist ein kleines unscheinbares Dorf zwischen Mönchengladbach, Köln und Aachen. Doch spätestens seit vergangener Woche kennt jeder den Namen des Dorfes Lützerath. Weil sich unter dem Ort große Braunkohlevorkommen befinden, soll er abgebaggert werden. Dort soll dann der Tagebau "Garzweiler" erweitert werden – so hat es die Bundesregierung gemeinsam mit dem Energiekonzern RWE beschlossen.
Dem gegenüber stehen mehrere hundert Klimaktivistinnen und -aktivisten, die sich aktuell in Lützerath auf Bäumen, Dächern und in den Häusern verbarrikadiert haben, um das Abbaggern des kleinen Ortes zu verhindern. Auch Lio, Mitglied der Würzburger Fridays for Future Bewegung, ist aktuell vor Ort und beteiligt sich am Protest. Aus Angst vor möglichen rechtlichen Konsequenzen will Lio seinen Nachnamen nicht veröffentlichen. Bei einem Telefonat mit dieser Redaktion erklärt der Würzburger Aktivist: "Das Traumziel von uns allen ist es, dass die Räumung abgebrochen wird, so wie damals beim Hambacher Forst."
Räumung in Lützerath mit Ausschreitungen gegen Polizeikräfte
Lio, der vor kurzem sein Studium in Wuppertal begonnen hat, pendelt nach eigenen Angaben seit knapp einer Woche täglich nach Lützerath. Am Dienstag war er das letzte Mal direkt im Dorf, hat mit den Aktivistinnen und Aktivisten gesprochen und ihnen geholfen, sich auf die Räumung vorzubereiten. "In den Küchen wurde Essen gekocht, auf die Bäume und Dächer gebracht und sozusagen alles räumungsfest gemacht", berichtet er.
Am Mittwochmorgen ging es los: Mehrere Hundertschaften der Polizei zogen in das Dorf und begannen mit der Räumung. Seitdem bestimmen Bilder von gestürmten Barrikaden und Demonstrierenden, die aus den Gebäuden getragen werden, die sozialen Netzwerke und die Berichterstattung.
Und obwohl die Polizei am Mittwochabend ein positives Resümee zum bisherigen Einsatz zog und von "einem überwiegend friedlichen Einsatz" sprach, schien die Lage kurz nach Beginn der Räumung zu kippen. Die Polizei NRW berichtete auf ihrem Twitter-Account vom Einsatz von Molotow-Cocktails und Pyrotechnik gegen ihre Einsatzkräfte. Belegt wurde die Meldung von verschiedenen Vidoeclips, die in den sozialen Netzwerken geteilt wurden.
Angesprochen auf die Szenen erklärt Lio, er habe selbst nur durch den Twitter-Account der Polizei davon mitbekommen. Könne also keine Angaben zu den Vorwürfen machen. Er beschreibt die Lage vor Ort als ruhig und entspannt: "Die Leute sitzen auf ihren Dächern, Bäumen oder in den Häusern. Sie blockieren, aber das ist alles friedlich, was ich mitbekommen habe." Und auch die Polizei meldete im Verlauf des Tages, dass viele Aktivistinnen und Aktivisten Lützerath friedlich verlassen und besetzte Häuser und Dächer aufgegeben hätten.
Sitzblockaden und Demonstrationen auch außerhalb des Kerndorfes
Doch nicht nur den Demonstrierenden wird von Seiten der Polizei Gewalt gegenüber den Einsatzkräften vorgeworfen. Polizistinnen und Polizisten seien äußerst rabiat gegen die verbliebenen Menschen im Dorf vorgegangen, lautet ein Vorwurf, der mehrfach in den sozialen Netzwerken zu lesen war. So wirft etwa der Stuttgarter Ableger von Fridays for Future den Beamtinnen und Beamten den Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken und Schmerzgriffen vor. Rettungskräften würde zudem seit Mittwoch der Zutritt zum Camp verwehrt.
"Zeitgleich wurde von RWE auch der Zaun um Lützerath gebaut. Jetzt kommt keiner mehr ins Dorf rein und die Leute dort sind abgeschottet", erklärt Lio. Der Energiekonzern will damit offenbar die Rückkehr von Protestierenden verhindern. In den kommenden Tagen will Lio die Protestbewegung außerhalb des Zaunes unterstützen, die mit angemeldeten Demonstrationen weiter auf die Situation vor Ort aufmerksam machen will.
Der Würzburger wird die nächsten Tage die Geschehnisse in Lützerath außerhalb der Absperrung unterstützen und sich im nahegelegenen Ort Keyenberg, der legalen Anlaufstelle für Demonstrierende, mit den Menschen vor Ort solidarisieren. Dies sei wichtig, denn auch außerhalb des Lützerath-Zauns würden Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder mit Sitzblockaden die Zufahrtswege zum Dorf versperren, sagt Lio. "So wird den Leuten drin jeden Tag zusätzlich ein paar Stunden Zeit verschafft."
Eigenen Angaben auf Twitter zufolge, erzielt die Polizei bei der Räumung Fortschritte. Einsatzkräfte haben am Donnerstagmorgen mehrere Baumhäuser abmontiert und Häuser gestürmt. Aktivist Lio hingegen hofft, dass sich die Räumung weiter verzögern lässt. Durch den Regen der vergangenen Tage und einen Rohrbruch seien die Felder rund um das Dorf unterspült und zu "einer einzigen Schlammlandschaft" geworden, erklärt er. Das erschwere es den Beamtinnen und Beamten, mit den Räumfahrzeugen vorzudringen, da diese immer wieder stecken bleiben.
Wie lang der Protest und die Räumung in Lützerath andauern werden, ist aktuell schwer einzuschätzen. Seitens der Polizei gibt es derzeit keine Prognosen. Am Samstag aber ist in dem Anlaufcamp in Keyenberg eine Großdemonstration von Fridays for Future und verschiedenen anderen Gruppen angekündigt. Klimaaktivistin Greta Thunberg wird vor Ort sein und Lio aus Würzburg bekommt Unterstützung aus seiner Heimat: Die Würzburger Fridays for Future Gruppe hat nach eigenen Angaben zwei Busse organisiert, die am Samstagmorgen mit rund 100 Personen nach Lützerath fahren.
Hat nix mit groß und klein zu tun.
Es ist weiterhin nicht hinzunehmen, dass Straftäter, die Haus- oder Landfriedensbruch begehen, als Aktivisten verharmlost werden.
Den vermeintlichen Klimafetischisten wird nur aller möglicher Raum zur Selbstdarstellung gegeben.
Denkt eigentlich mal einer von diesen Unerwachsenen dran, was infolge des Ukrainekrieges an Umwelt- und Klimaschäden produziert wird?
Vielleicht solltet ihr mal mit Greta bei Vladimir protestieren. Ich spendiere auch einen Bus dahin.
Aber das könnte ja etwas gefährlicher werden, als das Zusammentreffen mit unserer Polizei, die übrigens dankenswerterweise für Recht und Ordnung sorgt.
Unmöglich! Gibt es noch einen Chefredakteur, oder darf jeder schreiben, was ihm gerade gefällt?
Irgendwann haben sie Hunger, Durst und die Hosen voll. Dann kommen sie von alleine runter.
... ohne wenn und aber ...
Es geht hier nur um einige wenige Häuser, aus denen niemand vertrieben wurde. Die Besitzer wurden entschädigt, und leben längst woanders...
Das Ganze war ein Kompromiss, um einige andere Dörfer retten zu können. Und dieser Kompromiss war gut so!
Das Ganze wird erst zu einer Schlagzeile, weil die Presse denen den Raum dazu gibt, wie auch dieses Medium hier!
Oh, Wow: Selbst Grata reist am Samstag von Schweden her nach Lützerath ? Welchen CO² Fußabdruck sie dafür wohl hinterlässt? Hat Greta noch nix von Video-Konferenzen gehört?
Woher wissen Sie, dass das die selben Personen sind?
Es können durchaus verschiedene Menschen sein, die Einen, die friedlich protestieren und die Anderen, die vor Gewalt nicht zurück schrecken.
Ich allerdings, würde bei aufkeimender Gewalt, die Szene verlassen.