zurück
Würzburg
Besserer Nahverkehr in der ganzen Region: Unter welchen Bedingungen die Stadt Würzburg doch im Verbund dabei ist
Zustimmung zum erweiterten Verkehrsverbund in letzter Minute: Jetzt nennt die Stadt Würzburg Hintergründe zum Streit - und OB Christian Schuchardt kritisiert Partner. 
ÖPNV im großen Verbund: Mit einer Fahrkarte kann man ab Januar 2025 in Bussen verschiedener Verkehrsunternehmer durch weite Teile Unterfrankens fahren - und Würzburg macht mit.
Foto: Thomas Obermeier | ÖPNV im großen Verbund: Mit einer Fahrkarte kann man ab Januar 2025 in Bussen verschiedener Verkehrsunternehmer durch weite Teile Unterfrankens fahren - und Würzburg macht mit.
Gerhard Meißner
 und  Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.08.2024 02:44 Uhr

"Ich finde den ÖPNV in der Region viel zu kompliziert. Deswegen ist es gut, wenn die Benutzung jetzt einfacher wird." So kommentiert ein häufiger Busnutzer aus dem Landkreis Würzburg die am Donnerstag getroffene Entscheidung der Stadt Würzburg. Der Stadtrat hatte in nicht öffentlicher Sitzung am Abend beschlossen, beim Start des neuen großen Verkehrsverbunds zum 1. Januar 2025 doch dabei zu sein. Dann ist der gemeinsame ÖPNV der Landkreise Würzburg, Kitzingen, Main-Spessart, Neustadt, Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld sowie der Städte Würzburg und Schweinfurt unter einem Dach.  

Was sind die Bedingungen der Stadt Würzburg?

Dazu benötigte es offenbar eine Änderung im Beschlussvorschlag, um die viele Beteiligte in den vergangenen Tagen rangen. Die Würzburger Verwaltungsspitze hatte dem Stadtrat ursprünglich vorgeschlagen, die Vereinbarung zum erweiterten Verkehrsverbund abzulehnen, weil Interessen der Stadt nicht erfüllt seien. Beschlossen wurde schließlich: Die Stadt stimmt unter der Maßgabe zu, dass einige Bedingungen erfüllt werden.

Vor allem will Würzburg seine Tarifautonomie behalten: Auf Stadtgebiet soll es auch künftig spezielle Angebote wie die 6er-Karte-Kind oder das Firmenabo geben. Reibungspunkt sei auch das Semesterticket gewesen, dessen Konditionen innerhalb des neuen Verbunds noch nicht geregelt sind, sagt Bürgermeister Martin Heilig (Grüne). Nun wurde festgeschrieben, dass die bisherige Regelung bis zur Neukonzeption bestehen bleibt.

Würzburger Bürgermeister Martin Heilig: "Für uns steht viel Geld auf dem Spiel"

Laut Heilig waren diese Forderungen der Stadt bereits in die Vertragsgestaltung des Verkehrsverbunds Mainfranken (NVM) eingeflossen. "Allerdings wurden diese Formulierungen zuletzt von unseren ÖPNV-Partnern anders interpretiert", sagt der Klimabürgermeister. Aus Sicht der Stadt sei es notwendig geworden, ihre Bedürfnisse eindeutig klarzumachen. Der vom Stadtrat beschlossene Kompromiss ist laut Heilig im Verbund konsensfähig.

"Für uns steht viel Geld auf dem Spiel", sagt Heilig. Allein das Semesterticket mache am Jahresumsatz der Würzburger Straßenbahn GmbH WSB einen Betrag von vier Millionen Euro aus. "Wir wollten niemanden ärgern, aber das sind Fragen, die sind für uns existenziell." 

Große Verärgerung bei den Verbund-Partnern in Kitzingen und Schweinfurt

Trotzdem blieb der Ärger nicht aus. "Dass die Stadt Würzburg nach jahrelangen, sehr konstruktiven Verhandlungen kurz vor der Zielgeraden die Erweiterung des Verkehrsverbunds infrage gestellt hat, hat mich und viele weitere Beteiligte überrascht und - offen gesagt - auch verärgert", sagt Schweinfurts Landrat Florian Töpper (SPD), der aktuell den Vorsitz der NVM-Gesellschafterversammlung führt. Er bedanke sich ausdrücklich bei allen, die in dieser Woche an dem Kompromiss mitgearbeitet haben.

Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (FW) hatte den angedrohten Ausstieg Würzburg "ein verheerendes Zeichen" genannt. Der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sprach von einem  "politischen Scheitern des Verbundes" als "fatales Signal" für die gesamte Region.

Würzburgs OB Schuchardt bedauert scharfen Ton der ÖPNV-Partner

Würzburgs OB Christian Schuchardt (CDU) bedauert wiederum in einer Pressemitteilung die Schärfe im Ton unter den Gesellschaftern. Er schreibt:  "Die in den vergangenen Tagen erfolgte subjektive Interpretation von aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelaspekten der Verbundraumerweiterung war und ist bei der notwendigen sachorientierten Lösungsfindung nicht hilfreich."

Bürgermeister Martin Heilig sieht im Beharren der Stadt sogar Vorteile für den künftigen Verbund: "Wir wollten keinen Formelkompromiss, der uns später auf die Füße fällt."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Kitzingen
Haßfurt
Gerhard Meißner
Manuela Göbel
CDU
CSU Würzburg
Christian Schuchardt
Florian Töpper
Martin Heilig
SPD Würzburg
Sebastian Remelé
Semestertickets
Stadt Würzburg
Tamara Bischof
Verkehrsverbünde
Würzburger Straßenbahn
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top