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Würzburg
Aufbruchstimmung in der Kaiserstraße: Warum die Stadt Würzburg dort Zuschüsse zur Miete von Geschäften gibt
Stadt, Handelsverband und Hauseigentümer wollen Leerstand verringern und die Straße attraktiver machen. Wie soll das konkret funktionieren?
Sie wollen die Straße voran bringen (von links): Die Hausbesitzer Franz Wohlfahrt und Joachim Drescher, HBW-Kreisvorsitzende Daniela Binder, Stadtbeauftragter André Hahn und HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde.
Foto: Thomas Obermeier | Sie wollen die Straße voran bringen (von links): Die Hausbesitzer Franz Wohlfahrt und Joachim Drescher, HBW-Kreisvorsitzende Daniela Binder, Stadtbeauftragter André Hahn und HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 28.03.2024 02:48 Uhr

Vor einem Jahr hat diese Redaktion über die vielen Leerstände in der Kaiserstraße berichtet - neun von 50 Geschäften der Straße waren damals nicht vermietet. Ein Jahr später ist der Leerstand in der Einkaufsstraße zwischen Innenstadt und Bahnhof immer noch hoch - aktuell stehen sieben Geschäfte leer. Gleichzeitig wurde durch die Berichterstattung einiges in Bewegung gesetzt.

Nach einem von der Stadt im Rathaus initiierten Treffen für Hauseigentümer, Immobilien- und Einzelhandelsfachleute hat sich vergangenen Herbst das "Konsortium Kaiserstraße" gebildet.

Es besteht aus  Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern (HBE) in Würzburg, HBE-Kreisvorsitzende Daniela Binder, die Hauseigentümer Franz Wohlfart und Joachim Drescher sowie der Stadtbeauftragte für Innenstadt und Handel André Hahn. Gemeinsam mit dem Würzburger Architekturbüro Atelier Winkler wurden konkrete Maßnahmen entwickelt, um die Situation zu verbessern. Die Umsetzung startet gerade.

Der Würzburger Architekt Lars Winkler.
Foto: Rolf Nachbar | Der Würzburger Architekt Lars Winkler.

Kostenloser Service für Hauseigentümer

Um neue Mieter zu finden, erstellt Architekt Lars Winkler erweiterte Exposés der leerstehenden Geschäfte. "Dieses erhält Informationen über die Räume, die für potentielle Mieter wichtig sind", erklärt Winkler - zum Beispiel deren aktuelles Ausmaß sowie Infrastruktur-Daten von der Lage der Leitungen bis zur Anzahl der Toiletten. "Die fachgerechte Präsentation erhöht die Chance auf dem Markt", sagt Stadtbeauftragter Hahn.    

Drei Geschäfte in der Kaiserstraße hat Winkler bereits ausgemessen. "Hauseigentümer bekommen das Exposé kostenlos", so Hahn. Finanziert wird die Arbeit des Architekten, der außerdem ein Vermarktungs- und Strategiekonzept für die Kaiserstraße entwickelt, mit Fördermitteln des Freistaats.

Momentan stehen sieben Läden in der Kaiserstraße leer. 
Foto: Thomas Obermeier | Momentan stehen sieben Läden in der Kaiserstraße leer. 

Mit städtischen Mitteln werden in der Kaiserstraße Pop-Up-Stores unterstützt. Dabei werden leer stehende Geschäftsräume befristet zum Ausprobieren einer Geschäftsidee genutzt. "Mode, Kunst oder auch neue gastronomische Konzepte", nennt Hahn mögliche Pop-Ups. Um den Start zu erleichtern, würde die Stadt einen Zuschuss auf die Miete geben. Dessen Höhe hängt laut Hahn vom jeweiligen Einzelfall ab.     

Auch andere Städte versuchen durch Pop-Up-Stores die Abwärtsspirale zu stoppen

Auch andere Städte, wie zum Beispiel das hessische Hanau, unterstützten Pop-Up-Stores, um den sogenannten Trading-Down-Prozess zu stoppen. Diese Abwärtsspirale entsteht, wenn in einer Gegend Leerstand herrscht, Geschäfte sich immer schlecht vermieten lassen und dadurch die Qualität der Läden abnimmt und/oder mehr Leerstand entsteht. 

"Die Kaiserstraße hat leider Qualität verloren", sagt Joachim Drescher. "Wenn wir jetzt weiter zuschauen, wird sie sich in eine beliebige Bahnhofsumfeld-Straße entwickeln", erklärt der Hauseigentümer,  warum er sich im "Konsortium" engagiert. Ohne aktive Gegenmaßnahmen würden auch die Immobilien an Wert verlieren. "Vermieter müssen aus der Komfortzone heraus treten und aktiv werden."   

"Ich hätte mein Geschäft schon längst vermieten können", sagt Hauseigentümer Wohlfart. "Aber nicht an die Läden, die der Kaiserstraße gut tun." Das will der 71-Jährige, der in der Kaiserstraße geboren ist, aber nicht. Stattdessen sucht er weiter nach einem geeigneten Mieter und lässt in der Zwischenzeit die Fassade seines Elternhauses renovieren. Seine Schaufenster nutzt aktuell der Berufsverband Bildender Künstler Unterfranken, um Kunstwerke zu präsentieren.

Hausbesitzer Wohlfart stellt seine Schaufenster Künstlern zur Verfügung. 
Foto: Thomas Obermeier | Hausbesitzer Wohlfart stellt seine Schaufenster Künstlern zur Verfügung. 

Andere leere Schaufenster sind dagegen mit Plakaten zugeklebt. "Das lässt die Straße schmuddelig aussehen", sagt Wedde. Deshalb sollen diese künftig einheitlich und mit wechselnden Motiven gestaltet werden. "Von Kunst und Design bis zu exklusive Zweiräder", nennt Architekt Winkler  Beispiele für Ausstellungsstücke.

Wedde erhofft sich dadurch einen positiven Effekt: "Die ganze Straße wird für Kunden und auch potentielle Mieter von Gewerbeflächen attraktiver." Starten soll die einheitliche Schaufenster-Gestaltung zum Sommer. Finanziert werden sie sowie Zuschüsse zu den Pop-Up Stores aus dem 50.000 Euro-Topf, der im städtischen Haushalt zur Förderung der Innenstadt vorgesehen ist. 

"Mehr Sauberkeit", nennt HBW-Kreisvorsitzende Binder eine weitere Maßnahme des "Konsortiums Kaiserstraße". So sollen zum Beispiel Abfalleimer größer und Aufkleber von ihnen sowie Fallrohren, Bänken und Regenrinnen entfernt werden. "Der Eindruck von Unsauberkeit stößt Kunden ab", weiß Binder. Die entsprechende Aktion ist bereits geplant.  

"Wir haben etwas Positives in Bewegung gesetzt", sagt Wedde. Binder freut sich, dass die Stadt diese Bewegung unterstützt. Stadtbeauftragter Hahn ist wiederum vom Engagement Wohlfarts und Dreschers begeistert, die "eine super Schnittstelle zu den Hauseigentümern sind". Denn. "Alle müssen mitmachen, damit wir etwas erreichen", sagt Wohlfart.      

 
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  • Martin Heberlein
    Uns hat man früher erzählt, die Unternehmer müssten sehr viel verdienen, weil sie ja dieses unheimlich große Unternehmensrisiko tragen würden.
    Das trägt ja inzwischen überall in Deutschland der Steuerzahler.
    Ich behaupte mal, dass niemand, der in der Kaiserstraße einen Laden zu vermieten hat, existentielle Sorgen hat. Die angebliche Not geht wohl eher nach diesem Muster:
    Bislang habe ich 10 000 Euro im Monat gekriegt, jetzt sind es nur noch 8000. Da muss die Stadt (sprich: der Steuerzahler) dringend helfen. Sonst mache ich zu - bis die Stadt die 2000 Euro dazuzahlt.
    Und das soll man als unternehmerisches Engagement feiern??
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Es drängt sich allerdings ein wenig der Verdacht auf

    Nachfrage und Angebot regeln den Preis.

    Angeboten wird in den Geschäften, was "sich verkauft" und genügend Gewinn abwirft, um die Kosten zu decken (sowie Inhaber/in ein vernünftiges Einkommen zu gewährleisten).

    Sachen die sich nicht verkaufen bzw. nur an Publikum, das (warum auch immer) nicht zum Geschäft hinkommt, werden nicht (mehr) über diesen Weg angeboten, sondern eher im Internet.

    Und das wird sich auch vmtl. nicht mehr ändern.

    Stellt sich die nächste Frage, ob es nicht gescheiter wäre, statt eines leer stehenden Ladens (barrierefreien) Wohnraum anzubieten, der zwar vielleicht nicht so viel Miete einbringt wie ein Geschäft, aber eben auch mehr als garnix. Und zwar ohne auf städtische Mittel (= aus Steuern, die "Normalbürger/innen" bezahlt haben) zurückgreifen zu müssen, die anderswo (z. B. Schulgebäudeunterhaltung) sicherlich nötiger gebraucht würden.
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  • Herbert Stapff
    Da nehmen ein paar Hausbesitzer das Heft in die Hand, holen sich Hilfe und versuchen, gemeinsam die Situation zu verbessern. Und die Kommentatoren haben nur zu meckern und das Haar in der Suppe zu suchen.
    Besser wäre, zu loben, zu unterstützen und damit weitere Hausbesitzer nicht nur in der Kaiserstr. zu animieren, es gleichzutun und mitzumachen. Rückwärts gucken bringt nichts, wenn man vorwärts gehen will. Herzlichen Dank für das Engagement.
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  • Jürgen Huller
    Wieder so ein unnützer staatlicher bzw. städtischer Eingriff.

    Diese Hausbesitzer hätten vielleicht einfach mal die Pacht oder Miete senken müssen!?

    Stattdessen soll jetzt der Steuerzahler die hohen Pachten subventionieren? Eine super Lösung - für die Vermieter.

    Wie sagt die FDP so schön: der Markt regelt das.

    Hier würde ich ausnahmsweise mal zustimmen. Wer zu teuer anbietet, hat eben Leerstand.
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  • Walter Seubert
    Andere leere Schaufenster sind dagegen mit Plakaten zugeklebt. "Das lässt die Straße schmuddelig aussehen", sagt Wedde. Deshalb sollen diese künftig einheitlich und mit wechselnden Motiven gestaltet werden.
    Na hoffentlich hat man sich die Erlaubnis des "Würzburger Plakatklebers" eingeholt.
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  • Barbara Fersch
    das sieht in der Innenstadt auch nicht viel besser aus.....immer mehr Läden schliessen, oder eröffnen für kurze Zeit, bis sie wieder schliessen
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  • Jo Schmitt
    Was - immer noch - fehlt ist Aufenthaltsqualität in der Kaiserstraße.

    Sie wirkt nüchtern, ja - gefühlt - grau und - auch etwas- trostlos.
    Es fehlt "Farbe" und "Grün". Man könnte auch sagen: "Leben". Das ist zumindest mein Eindruck.
    Gibt es Vorschläge wie man diesen - gefühlten - Zustand ändern möchte, an dieser Wahrnehmung ansetztend die Attraktivität befördern könnte?
    Auch wenn der Platz beengt ist: Was macht den Unterschied zur (oberen) Juliuspromenade? Was wirkt auf die sich dort aufhaltenden und bewegenden Menschen anders als in der Kaiserstraße?
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  • Peter Koch
    "Was wirkt auf die sich dort aufhaltenden und bewegenden Menschen anders als in der Kaiserstraße?"

    Die Haltestellen für Bus und Straba bewirken, dass dort immer wieder viele Menschen auftauchen.
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  • Norbert Tratz
    Ursprünglich war die Kaiserstraße mal eine noble Einkaufstraße, geprägt durch inhabergeführte Läden: Delikatessen Vollkommer, ein Kurzwarengeschäft nach Woolworth, dessen Namen ich nicht mehr kenne, Kupsch, Cafe Ludwig, Corso Kino, Foto Porst, Schuh Scheubel, Friseur Ullrich, Cafe Kiess, Herrenmode Albrecht, Gustav Zierlein (Angel- und Spielwaren) und vorne als Abschluss die Deutsche Bank (jetzt schmucklos C.u.A).
    Diese Läden konnten sich offensichtlich die Mieten noch leisten und dank Kundenzuspruch auch erwirtschaften.
    Irgendwas ist wohl schief gelaufen, und das lag wohl auch an den Vermietern.
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  • Harald Werner
    Hallo zusammen,
    vorne weg, ich möchte nicht klug daherreden oder Schubladen-Denken praktizieren.
    Es drängt sich bei mir aber die Frage auf, haben die Vermieter in den vergangenen Jahrzehnten nicht genug Geld verdient um auch mit den Mieten mal großzügig entgegen zu kommen ?

    Meinem alten Wissen nach, wurde uns immer erzählt, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln.
    Bei vielen anderen Produkten auch, hat man den Eindruck das dies nur bei hoher Nachfrage zählt die den Preis nach oben schraubt.
    Die andere Richtung scheint es nicht wirklich zu geben.
    Gab es hier ein wirklich großzügiges Entgegenkommen der Vermieter ?
    Warum werden Reiche durch Steuergelder "unterstützt" ?

    Ich könnte diese Fragen-Reihe weiter fortsetzten, möchte es aber mal bei diesen wenigen sich aufdrängenden Fragen belassen.

    Vielen Dank und allen eine gute Zeit.
    Wo Anstand wieder ein Wert in der Gesellschaft wird.

    Harald Werner
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