
Seit 20 Jahren holen Kai Fraass und Gunther Schunk die Geschichten von Asterix und den Galliern in die mainfränkische Region. Aus "Asterix und Kleopatra" wurde für den siebten Band, der an diesem Montag erscheint, in mainfränkischer Mundart "Asterix un di Marktbärbel". Die Comicreihe aus Würzburg wurde in den letzten 20 Jahren knapp 120.000 Mal verkauft. Im Interview berichten die beiden Übersetzer unter anderem, wie sie sich den Erfolg ihrer Bücher erklären, warum Asterix perfekt zu den Mainfranken passt und wie die Comics entstehen.
Kai Fraass: Ja, mich begleitet Asterix schon seit meiner Kindheit. Früher gab es MV Comix, in denen die Asterix Abenteuer als Mehrteiler erschienen sind. Über diese Comics bin ich mit Asterix in Berührung gekommen. Wobei ich heute sage, dass man die Geschichten erst als Heranwachsender oder Erwachsener komplett versteht. Weil ziemlich viel zwischen den Zeilen steht.
Gunther Schunk: Ich habe Asterix auch schon als Kind gelesen. Asterix ist, wie jedes gute Kinderbuch, auch ein hervorragendes Erwachsenenbuch. Der Humor ist universal und altersunabhängig.
Schunk: Zuerst gab es eine schwäbische Version, die sehr gut lief. Da haben wir sofort gesagt, wir bewerben uns. Es wurden aber erstmal nur die großen Dialektregionen angenommen. Außerdem haben sie gemeint, dass für Franken ein Band reicht. Erst später haben sie gemerkt, dass es da tatsächlich Unterschiede gibt. Dann kamen wir.
Fraass: Es gibt ja den fränkischen Tatort bei der ARD und wenn ich als Mainfranke den fränkischen Tatort einschalte und sehe, wie in der Bäckerei an der alten Mainbrücke in Würzburg ein "Hörnla" bestellt wird, dann klappen sich mir die Ohren ein. Das hat mit Würzburg nichts zu tun. Wir sprechen anders und das war auch der Grund für unsere Comics. Nämlich aufzuzeigen, dass unser fränkischer Dialekt in Würzburg ein anderer als der in Nürnberg ist.
Fraas: Für mich ganz persönlich war das größte Highlight, dass wir Teil der bayerischen Abiturprüfung waren.
Schunk: Das ist maximale Subversion, wir sind ins Kultusministerium eingedrungen.
Fraass: Ich weiß noch, wie ich mein Abitur gemacht habe, wenn da Comics eine Prüfungsaufgabe gewesen wären, ich hätte "Juhu!" gerufen. Das war für mich das maximale Highlight. Das zweite Highlight ist unser erster Band. Den habe ich auch immer noch am liebsten. Nach einer Woche waren 10.000 Bände verkauft. Eine Erinnerung, die man mir nicht mehr nehmen kann.
Schunk: Für mich war es bei den Lesungen immer am schönsten. Mit den Leuten zu sprechen und die Mentalität zu spüren, die wir versuchen, mit Sprache zu transportieren. Da waren echt super Sachen dabei.
Fraass: Ich erkläre mir das ganz einfach: Die Mainfranken brauchen was Eigenes, wir leben hier im Kessel, uns unterschätzt man und so geben wir den Mainfranken eine Identität.
Schunk: Wenn weltweit bekannte Literatur wie Asterix und Obelix in der Heimat ankommt, als original mainfränkisch, schmeichelt das den vom Minderwertigkeitskomplex geplagten Mainfranken.
Fraass: Das ginge nicht mit einem anderen Comic, das ginge nicht mit Micky Maus und auch nicht mit Lucky Luke. Das geht nur, weil Franken wie Frankreich in klein ist. Man muss wissen, wie die in der Bretagne drauf sind, wo die Gallier her sind. Da ist Paris nicht unbedingt der beste Freund. Und bei uns nimmt diese Rolle die Kapitale im Süden, nämlich München, ein.
Schunk: Kai hat vor einem Jahr am 1. April eine Kassette fotografiert, bearbeitet und auf Facebook gestellt, mit Gruß von uns, dass wir für "Asterix un die Marktbärbel" noch Leute suchen, die da als Sprecher bei einem Hörspiel mitmachen wollen. Das war natürlich nur ein Aprilscherz. Ein halbes Jahr später haben wir festgestellt, dass wir 2023 unser 20-jähriges Bestehen haben. Da dachten wir uns, da müssen wir nochmal einen Band machen.
Schunk: Bei der "Dour de Frangn" mussten Asterix und Obelix durch ganz Unterfranken reisen und überall die besten Leckerbissen holen, hier ein Schäufele, da ein Grumbernsalat. In den folgenden Bänden haben wir die Region abgegrast, aber alle Bände spielen bisher hier in der Region. Bei "Asterix un die Marktbärbel" spielt die Geschichte in Ägypten. Die Story ist waghalsig. Es gibt ein Wettstreit, bei dem die Unterfranken mit ihrer Superkraft, dem Magic Schoppen, eine Wette gegen Magnus Södrus Maximus gewinnen. Das war der Versuch, die Geschichte, obwohl sie in Ägypten spielt, hier in der Mentalität stattfinden zu lassen. Außerdem haben wir auch jedes schlechte Wortspiel mit Bier mitgenommen, das ja bekanntlich aus dem Biermont kommt.
Fraass: Das dumme Geschmarr hat keine Grenzen bei uns.
Fraass: Ich plane immer schon vor, der Gunther sagt dann immer: „Nein, das war jetzt der Letzte“. Ich habe aber schon wieder den nächsten Band im Kopf. Die Hessen mit ihren zehn Bänden holen wir noch ein!