
"Ja, es fühlt sich gleich ganz besonders an, am Mittelpunkt der EU zu stehen", sagt Johannes Oerding und lacht. Es ist gegen halb sieben Uhr früh als der bekannte deutsche Popsänger und Songwriter im Rathausinnenhof von Veitshöchheim eintrudelt, um im dort aufgebauten EM-Studio des ARD-Morgenmagazins (Moma) gemeinsam mit Musikerkollege Wincent Weiss aufzutreten.
Erste Fans – viele mit Schulranzen auf dem Rücken – sind auch schon vor Ort, halten Ausschau und warten sehnsüchtig auf den Aufritt ihrer Idole. Doch noch ist Zeit und während Johannes Oerding seinen Kaffee trinkt, verrät er, dass es eigentlich noch nicht die richtige Uhrzeit für seine Stimme ist: "Die braucht um warm zu werden." Froh ist er, dass nach vielen Monaten des Lockdowns und des Entbehrens endlich wieder kleinere Konzerte gespielt werden können. "Es ist wie ein kleiner Neuanfang und tut unheimlich gut." Gerade komme er aus Rosenheim, dort spiele er auch am Abend wieder ein Konzert, freut sich der 39-Jährige.
Coronazeit für neue Songs und Projekte genutzt
Trotzdem habe er auch die Corona-Zeit für sich produktiv nutzen können. "Statt auf Tour unterwegs zu sein, habe ich mich um andere Projekte gekümmert. Es hat sich Neues aufgetan." So wird Oerding zum Beispiel bei der elften Staffel von der TV-Sendung "The Voice of Germany" als Coach mit dabei sein. Und: Natürlich entstanden neue Songs, unter anderem auch gemeinsam mit Musikerkollege Wincent Weiss.

Als Weiss etwas später den Rathausinnenhof betritt, begrüßen sich die beiden überschwenglich. Sie kennen und mögen sich – das spürt man sofort. Auch der nordische Humor scheint sie zu verbinden. Während Oerding in Münster geboren wurde und heute in Hamburg lebt, stammt Weiss aus Bad Oldesloe in Schleswig Holstein. "Ich habe bei der Bäckerei gehalten und uns Brötchen mitgebracht", sagt der 28-Jährige zu seinem Kollegen.
Im Mai hat Weiss sein neues Album "Vielleicht Irgendwann" herausgebracht. Darauf ist auch der gemeinsame Song "Die guten Zeiten", den er in der Sendung mit Oerding zum Besten geben wird. Übrigens zum ersten Mal gemeinsam vor Publikum – wie ihnen in Veitshöchheim bewusst wird. Eine Premiere sozusagen.

Selfies, Fotos und Videogrüße
Immer mehr Schulkinder – teilweise mit ihren Eltern – finden sich im Innenhof ein. Sie werden belohnt, dürfen ihre Lieblingssänger hautnah erleben. Der kleine, fast familiäre Rahmen macht es möglich. Beschert Momente, von denen die großen und kleinen Fans bestimmt noch lange erzählen. Gemeinsame Selfies und Fotos, Videogrüße und Autogramme – die Musiker legen sich ins Zeug, witzeln herum und beantworten die Fragen der Fans. "Ich freue mich. Ich bin extra wegen ihnen hierher gekommen", sagt die zwölfjährige Louise aufgeregt.
Dann der Auftritt auf der Moma-Bühne. Alle Handys sind gezückt. Auch, wenn Deutschland bereits vergangene Woche im Achtelfinale ausschied, der von der ARD als EM-Lied auserkorene Song begeistert. "Ich denke viel zu oft an morgen/Wo will ich hin und wer will ich sein/Ist meine Zukunft schon geschrieben." Die Fans singen mit.
Später gegen 9 Uhr werden Weiss und Oerding den gemeinsam geschriebenen Song noch einmal performen, diesmal vor Viertklässlern der Margetshöchheimer Grundschule. Diese sind mit ihren Lehrern vor Ort, um das Filmset zu begutachten, aber auch, um die Musiker live zu erleben. Inklusive Fotos fürs Klassenbuch versteht sich.
Live-Schalte aus dem Kloster Oberzell
Währenddessen dreht sich bei Moderator Yared Dibaba an diesem Morgen alles rund um Heilkräuter. Er berichtet in zwei Live-Schalten aus dem Kloster Oberzell, wo Apothekerin Katharina Mantel ihn in die Geheimnisse der Naturheilkunde einweiht.
So weiß Dibaba nun, dass ein Rosmarinaufguss belebend wirkt und ein Tee aus Königskerzenblüten wohltuend bei Erkältungskrankheiten ist. "Auch für die Stimmbänder", wie er direkt an das Sängerteam weitergibt. Die Klosterschwestern, die sich besonders für Frauen in Krisen einsetzen, unterhalten übrigens eine feste Zusammenarbeit mit der Würzburger Forschergruppe Klostermedizin GmbH, erfährt der Zuschauer.
Da im EM-Studio der Fußball natürlich nicht fehlen darf, fachsimpeln Moderator Peter Großmann und die zweifache Fußball-Europameisterin und Trainerin Inka Grings, wer im Halbfinal-Duell Spanien gegen Italien im Londoner Wembley-Stadion die Nase vorn haben wird. Ob Italien mit seiner offensiven Stärke oder Spanien, das beim Ballbesitz mit 67 Prozent vorne lag – das wird sich am Dienstagabend um 21 Uhr zeigen.

Und wer holt den Titel? Auch da zeigen die Fußballfans Wincent Weiss und Johannes Oerding Einigkeit: "Als Junge aus dem Norden stimme ich für unser Nachbarland Dänemark", sagt Weiss. Und sein Sängerkollege schließt sich an: "Ja, sie hätten es verdient."