
Es war wie ein Donnerschlag in der mainfränkischen Wirtschaft: Der Autozulieferer Brose mit Sitz in Coburg will seinen Standort in Würzburg schließen. Entsprechende Pläne sorgten in der vergangenen Woche für Aufregung und Protest am Main.
Es geht um etwa 1400 Arbeitsplätze, die entweder gestrichen oder nach Bamberg verlegt werden sollen. Neben der Belegschaft in Würzburg und deren Betriebsrat wehrt sich auch die IG Metall gegen das drohende Aus. An den Ersten Bevollmächtigten der örtlichen Gewerkschaft, Norbert Zirnsak, war deshalb unser jüngster "Samstagsbrief" gerichtet.
Kernaussage: Obwohl die Karten für die Betroffenen nicht gut sind, sollte Zirnsak alles Mögliche in Bewegung setzen, um zumindest einen Teil des Würzburger Werks zu retten – vor allem im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zirnsak gibt sich in seiner Antwort auf den "Samstagsbrief" kämpferisch und richtet sich auch an den mächtigen Brose-Konzernlenker Michael Stoschek. Zirnsak schreibt:
"Die geplante Schließung des Brose-Standorts in Würzburg gefährdet 1400 Arbeitsplätze – und damit die Zukunft vieler Familien. Es geht hier nicht nur um Zahlen, sondern um Existenzen. Wir sagen: Brose-Aus? Wir lassen das nicht zu!
Am vergangenen Samstag haben rund 2500 Kolleginnen und Kollegen sowie Unterstützer ein starkes Zeichen gesetzt: Unser Motto lautete 'Würzburg wehrt sich!' Die Solidarität, die wir dort erlebt haben, zeigt, dass die Auseinandersetzung um den Würzburger Brose-Standort längst nicht entschieden ist.
Bereits auf der Betriebsversammlung am 13. Februar haben die Kolleginnen und Kollegen beschlossen, sich zur Wehr zu setzen. Wir kämpfen für den Standort und für die Menschen unserer Region. Bis Ende 2026 gilt bei Brose in Würzburg die mit der IG Metall vereinbarte Beschäftigungssicherung. Verträge müssen eingehalten werden – auch von Brose!
Herr Stoschek muss offenlegen, warum ausgerechnet Würzburg geschlossen werden soll. Wir fordern Transparenz und ernsthafte Gespräche über Standortsicherung. Es kann nicht sein, dass die Würzburger Beschäftigten die gesamte Last der Einsparungen im Unternehmen tragen sollen, während gleichzeitig im Ausland investiert wird.
Wenn Brose – wie der Verwaltungsrat behauptet – offen für Partnerschaften ist, dann müssen diese auch genutzt werden, um Würzburg zu erhalten. In Partnerschaft mit der Würzburger Brose-Belegschaft. Deshalb fordern wir einen Sozialtarifvertrag.
Wir brauchen langfristige Beschäftigungsgarantien über das Jahr 2030 hinaus, um Sicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. Sollte das Unternehmen nicht zu ernsthaften Verhandlungen bereit sein, müssen wir unsere Mittel nutzen – auch Streiks als Maßnahmen der Gegenwehr sind nicht ausgeschlossen.
Eines ist sicher: Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie der Stadt Würzburg gute Arbeit verloren geht. Die Herausforderungen in der Automobilbranche sind real, aber die Antwort darauf darf nicht sein, Standorte mit hochqualifizierten und engagierten Beschäftigten einfach dichtzumachen. Würzburg hat gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft – und Brose hat die Verantwortung, diese Zukunft nicht zu zerstören.
Die breite Unterstützung, die wir in den vergangenen Tagen erfahren haben, zeigt: Wir stehen zusammen! Der Betriebsrat, die Beschäftigten, die Stadtgesellschaft und die gesamte Region. Wir lassen nicht zu, dass in Hinterzimmern über unsere Zukunft entschieden wird. Jetzt ist der Moment, in dem wir gemeinsam kämpfen müssen – und wir werden nicht lockerlassen.
Mit solidarischen Grüßen,
Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg"