Die Tafeln hierzulande stehen vor großen Herausforderungen: Aufgrund steigender Preise und der Folgen der Corona-Pandemie steigt die Zahl derer, die auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind (wir berichteten). Nun kommt noch eine weitere, große Gruppe an Hilfsbedürftigen dazu: Geflüchtete aus der Ukraine. Vor den Ausgabestellen der Würzburger Tafel kommt es derzeit zu langen Warteschlangen, wie zum Beispiel vor dem Laden in der Weißenburgstraße in der Zellerau.
"Wir werden aktuell überrannt von ukrainischen Geflüchteten", sagt Andreas Mensing, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Tafel. Seit etwa 14 Tagen hätte die Zahl der Geflüchteten, die zur Tafel kommen, enorm zugenommen, "wir sind an der Grenze zur Überlastung".
Rund 850 Menschen decken sich normalerweise wöchentlich an den verschiedenen Ausgabestellen der Würzburger Tafel mit dem Nötigsten zum Leben ein – wobei jede Abholerin und jeder Abholer durchschnittlich etwa zwei bis drei Angehörige mitversorgt.
Im Zellerauer Tafelladen werden die Lebensmittel an drei Tagen in der Woche ausgegeben; jeder Abholer darf einmal in der Woche zum Einkaufen kommen. An den zwei freien Tagen können sich neue Kunden registrieren lassen, um auf die verschiedenen Tafelläden der Stadt aufgeteilt zu werden. "An einem Tag können wir maximal 30 Neuregistrierungen bearbeiten", sagt Mensing. Sind es, wie derzeit durch die zahlreichen ukrainischen Geflüchteten, mehr, die einen Tafelausweis benötigen – Mensing spricht von bis zu 50 Menschen pro Registrierungstag – würden diese gebeten, am nächsten freien Tag wiederzukommen. Doch auch dann sei nicht sicher, dass sie dieses Mal zum Zug kommen würden.
Zudem könne es passieren, dass künftig zu wenig Ware da sei, befürchtet Mensing. "Wir sind kein Vollversorger, wir verteilen das, was wir von den Großmärkten erhalten haben." Hinter einem Geflüchteten, der zur Tafel komme, stünden oft zahlreiche Angehörige. "Wir brauchen viel Ware – wir wollen den Leuten nicht Hoffnung machen, und dann ist nichts da", sagt Mensing. Da es mittlerweile eng werde, müssten die Lebensmittel nun rationiert werden.
Auch Geflüchtete, die im Landkreis Würzburg eine Unterkunft gefunden haben, kämen zur Tafel nach Würzburg: "Wir machen keinen Unterschied zwischen Stadt und Land", sagt Mensing, "wir bemühen uns, allen gerecht zu werden."
Ansturm auf die Tafel erinnert ans Jahr 2015
Einen derartigen Ansturm von Geflüchteten habe man bei der Würzburger Tafel seit 2015 nicht mehr erlebt: "Damals mussten wir eine Warteliste eröffnen", so Mensing. Bei der Würzburger Tafel gebe es aktuell nur noch wenige freie Plätze, "wir stehen wieder knapp vor der Warteliste". Kommt ein Kunde achtmal nicht zur Tafel – etwa, weil er eine neue Arbeit und keine Berechtigung mehr auf einen Tafelschein hat –, wird seine Nummer neu vergeben. Wie viele Geflüchtete in den kommenden Wochen die Würzburger Tafel ansteuern werden, ist unklar. Mensing rechnet damit, dass der Zustrom noch einige Wochen anhält.
"Der Stadt liegen aktuell 1120 Anträge von ukrainischen Geflüchteten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz vor", erklärt Claudia Lother, Pressesprecherin der Stadt Würzburg. Würde ein solcher Antrag bewilligt, seien im Regelsatz auch die Kosten für die Versorgung mit eingeplant. Die anfängliche Versorgung der Geflüchteten würde zudem in den Notunterkünften der Stadt abgedeckt: In der Pleichachtal-, Kürnachtal- und Dürrbachtalhalle würden die Menschen aus der Ukraine per Catering versorgt.
Bei den Ausgabestellen der Tafel sei die Stimmung unter den Kundinnen und Kunden trotz langer Schlangen vor den Läden in Ordnung, so Mensing, "unter uns Verantwortlichen aber ist sie angespannt". Man sei am Planen und Organisieren, um alle versorgen zu können, und auch ein Treffen mit Vertretern der Sozialämter von Stadt und Landkreis sei geplant, um den Ansturm gemeinsam bewältigen zu können.
Um aktuell niemanden mit leeren Händen wegschicken zu müssen, plant man bei der Tafel Würzburg, Ware zuzukaufen sowie Gutscheine für Supermärkte auszugeben. Andreas Mensing und das Tafel-Team hoffen dafür auf Unterstützung aus der Bevölkerung in Form von Spenden.
Die Tafel Würzburg nimmt Geldspenden auf folgenden zwei Konten entgegen: Sparkasse Mainfranken/Würzburg; IBAN: DE06 7905 0000 0043 9388 02; BIC: BYLADEM1SWU oder Commerzbank Würzburg; IBAN: DE07 7908 0052 0313 0101 00; BIC: DRESDEFF790
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
Ich kenne mich da nicht aus - aber zählen solche Spenden der Geschäfte als Spenden für dass Finanzamt? Vielleicht kann man da Anrzeize schaffen. Ansonsten fände ich es gut, wenn in Supermärkten Kisten stehen würden wo man nach dem Einkauf Lebensmittel als Spende für die Tafel reintun kann. Das gab es vor Zeiten schon mal in vereinzelten Geschäften. Da gäbe es bestimmt Leute die sagen, ein zwei Teile kann ich mir leisten reinzutun. Dass wäre eine einfache Möglichkeit. Gerade Märkte die sowieso an die Tafel spenden - da muss dann nicht extra jemand hinfahren.
Generell ist es ein Armutszeugnis für den sogenannten Sozialstaat wenn die tägliche Versorgung nur durch ehrenamtlich Tätige und (fast) abgelaufenen Lebensmittel erfolgen kann.