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Würzburg
"An der Grenze zur Überlastung": Lange Schlangen ukrainischer Geflüchteter bei der Würzburger Tafel
Lange Warteschlangen gibt es derzeit vor der Tafel Würzburg: Seit etwa zwei Wochen hat dort die Zahl der ukrainischen Geflüchteten stark zugenommen. Wie die Tafel auf die Engpässe reagiert.
Zahlreiche Menschen, darunter viele Geflüchtete aus der Ukraine, standen am Montag vor dem Tafelladen in der Zellerau Schlange. Das Tafel-Team sieht sich an der Grenze zur Überlastung.
Foto: Daniel Peter | Zahlreiche Menschen, darunter viele Geflüchtete aus der Ukraine, standen am Montag vor dem Tafelladen in der Zellerau Schlange. Das Tafel-Team sieht sich an der Grenze zur Überlastung.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:06 Uhr

Die Tafeln hierzulande stehen vor großen Herausforderungen: Aufgrund steigender Preise und der Folgen der Corona-Pandemie steigt die Zahl derer, die auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind (wir berichteten). Nun kommt noch eine weitere, große Gruppe an Hilfsbedürftigen dazu: Geflüchtete aus der Ukraine. Vor den Ausgabestellen der Würzburger Tafel kommt es derzeit zu langen Warteschlangen, wie zum Beispiel vor dem Laden in der Weißenburgstraße in der Zellerau.

"Wir werden aktuell überrannt von ukrainischen Geflüchteten", sagt Andreas Mensing, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Tafel. Seit etwa 14 Tagen hätte die Zahl der Geflüchteten, die zur Tafel kommen, enorm zugenommen, "wir sind an der Grenze zur Überlastung".

Rund 850 Menschen decken sich normalerweise wöchentlich an den verschiedenen Ausgabestellen der Würzburger Tafel mit dem Nötigsten zum Leben ein – wobei jede Abholerin und jeder Abholer durchschnittlich etwa zwei bis drei Angehörige mitversorgt.

Im Zellerauer Tafelladen werden die Lebensmittel an drei Tagen in der Woche ausgegeben; jeder Abholer darf einmal in der Woche zum Einkaufen kommen. An den zwei freien Tagen können sich neue Kunden registrieren lassen, um auf die verschiedenen Tafelläden der Stadt aufgeteilt zu werden. "An einem Tag können wir maximal 30 Neuregistrierungen bearbeiten", sagt Mensing. Sind es, wie derzeit durch die zahlreichen ukrainischen Geflüchteten, mehr, die einen Tafelausweis benötigen – Mensing spricht von bis zu 50 Menschen pro Registrierungstag – würden diese gebeten, am nächsten freien Tag wiederzukommen. Doch auch dann sei nicht sicher, dass sie dieses Mal zum Zug kommen würden.

Andreas Mensing, Vereinsvorsitzender der Würzburger Tafel.
Foto: Thomas Obermeier | Andreas Mensing, Vereinsvorsitzender der Würzburger Tafel.

Zudem könne es passieren, dass künftig zu wenig Ware da sei, befürchtet Mensing. "Wir sind kein Vollversorger, wir verteilen das, was wir von den Großmärkten erhalten haben." Hinter einem Geflüchteten, der zur Tafel komme, stünden oft zahlreiche Angehörige. "Wir brauchen viel Ware – wir wollen den Leuten nicht Hoffnung machen, und dann ist nichts da", sagt Mensing. Da es mittlerweile eng werde, müssten die Lebensmittel nun rationiert werden.

Auch Geflüchtete, die im Landkreis Würzburg eine Unterkunft gefunden haben, kämen zur Tafel nach Würzburg: "Wir machen keinen Unterschied zwischen Stadt und Land", sagt Mensing, "wir bemühen uns, allen gerecht zu werden."

Ansturm auf die Tafel erinnert ans Jahr 2015

Einen derartigen Ansturm von Geflüchteten habe man bei der Würzburger Tafel seit 2015 nicht mehr erlebt: "Damals mussten wir eine Warteliste eröffnen", so Mensing. Bei der Würzburger Tafel gebe es aktuell nur noch wenige freie Plätze, "wir stehen wieder knapp vor der Warteliste". Kommt ein Kunde achtmal nicht zur Tafel – etwa, weil er eine neue Arbeit und keine Berechtigung mehr auf einen Tafelschein hat –, wird seine Nummer neu vergeben. Wie viele Geflüchtete in den kommenden Wochen die Würzburger Tafel ansteuern werden, ist unklar. Mensing rechnet damit, dass der Zustrom noch einige Wochen anhält.

"Der Stadt liegen aktuell 1120 Anträge von ukrainischen Geflüchteten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz vor", erklärt Claudia Lother, Pressesprecherin der Stadt Würzburg. Würde ein solcher Antrag bewilligt, seien im Regelsatz auch die Kosten für die Versorgung mit eingeplant. Die anfängliche Versorgung der Geflüchteten würde zudem in den Notunterkünften der Stadt abgedeckt: In der Pleichachtal-, Kürnachtal- und Dürrbachtalhalle würden die Menschen aus der Ukraine per Catering versorgt.

Bei den Ausgabestellen der Tafel sei die Stimmung unter den Kundinnen und Kunden trotz langer Schlangen vor den Läden in Ordnung, so Mensing, "unter uns Verantwortlichen aber ist sie angespannt". Man sei am Planen und Organisieren, um alle versorgen zu können, und auch ein Treffen mit Vertretern der Sozialämter von Stadt und Landkreis sei geplant, um den Ansturm gemeinsam bewältigen zu können.

Um aktuell niemanden mit leeren Händen wegschicken zu müssen, plant man bei der Tafel Würzburg, Ware zuzukaufen sowie Gutscheine für Supermärkte auszugeben. Andreas Mensing und das Tafel-Team hoffen dafür auf Unterstützung aus der Bevölkerung in Form von Spenden.

Die Tafel Würzburg nimmt Geldspenden auf folgenden zwei Konten entgegen: Sparkasse Mainfranken/Würzburg; IBAN: DE06 7905 0000 0043 9388 02; BIC: BYLADEM1SWU oder Commerzbank Würzburg; IBAN: DE07 7908 0052 0313 0101 00; BIC: DRESDEFF790

 
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  • J. G.
    Klar ist, dass den Menschen geholfen werden muss. Eine Frage muss man sich jedoch trotzdem stellen: Warum kommen alle nach Deutschland? Die EU ist nicht nur Deutschland, sondern auch Polen, Tschechien, Ungarn, usw. gehören dazu. Warum nehmen diese Länder keine Flüchtlinge auf? Man liest jedenfalls nichts davon. Oder wollen die Ukrainer gar nicht in diese Länder, weil ihnen propagiert wird, dass Deutschland das "Schlaraffenland" ist. Hier ist es unbedingt erforderlich, dass endlich innerhalb der EU eine Verteilquote beschlossen wird. Deutschland ist leistungsfähig, aber irgendwann ist auch das Limit erreicht.
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  • R. Z.
    Natürlich nehmen auch osteuropäische Länder Geflüchtete aus der Ukraine auf, worüber wir auch schon mehrfach berichtet haben, zuletzt u.a. hier: https://www.mainpost.de/10764977

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • G. G.
    In welcher Welt leben Sie denn? Und lesen Sie überhaupt überregionale Medien? Deutschland hat aktuell gut 350.000 Ukrainer aufgenommen, Polen über 2 Millionen. Die Zahlen für die Slowakei und Moldau habe ich nicht im Kopf, aber alle unsere östlichen Nachbarn haben proportional schon viel mehr Ukrainer aufgenommen als Deutschland. Was sie hier präsentieren ist Chauvinismus der stumpfesten Art.
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  • K. F.
    man müsste mal im bundestag bei vollbesetztem haus eine abstimmung führen, wieviel die politiker von bundeskanzler bis zum staatssekretär bereit wären, zumindest eine einmalige spende von ihrem doch sehr üppigen gehalt an die flüchtlinge abzutreten. bei knapp 700 abgeordeten käme da schon ein ganz schönes sümmchen zusammen. nur mal 1000 euro angenommen täte einen abgeordneten im monat bestimmt nicht weh. und ruck zuck wäre da mal mindestens 700 000 euro + zusammen. eine nette vorstellung, aber allein mir fehlt hier dazu der glaube. großtönig über soziale hilfen kann man hier schon schwätzen, aber wenns dann ums eingemachte geht, sieht das schon ganz anders aus. leider. sicher wären die ukrainischen flüchtlinge ganz bestimmt lieber zu hause, als in deutschland schlange zu stehen bei der tafel um fürs eigene und ihrer angehörige überleben zu betteln, und das im 21. jahrhundert. eine schande, schäm dich putin!!!! hör endlich auf mit dem krieg!!!!!! kriegsverbrecher putin!!!!!
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  • W. S.
    Grundsätzlich finde ich sollte man versuchen Lebensmittel die zwar dass offizielle Haltbarkeitsdatum überschritten haben - aber noch gut sind weitergeben und nicht wegwerfen.
    Ich kenne mich da nicht aus - aber zählen solche Spenden der Geschäfte als Spenden für dass Finanzamt? Vielleicht kann man da Anrzeize schaffen. Ansonsten fände ich es gut, wenn in Supermärkten Kisten stehen würden wo man nach dem Einkauf Lebensmittel als Spende für die Tafel reintun kann. Das gab es vor Zeiten schon mal in vereinzelten Geschäften. Da gäbe es bestimmt Leute die sagen, ein zwei Teile kann ich mir leisten reinzutun. Dass wäre eine einfache Möglichkeit. Gerade Märkte die sowieso an die Tafel spenden - da muss dann nicht extra jemand hinfahren.
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  • H. W.
    Jede Spende ist gut und hilfreich. Das Problem ist aber, dass der Staat hier seine Verantwortung auf freiwillige Spenden und ehrenamtlich Tätige abwälzt, statt sich ernsthaft um die Grundversorgung zu kümmern.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • J. S.
    Ich bin mir nicht sicher ob man unbedingt Menschen fotografieren sollte, die bei der Tafel Schlange stehen. Der Bericht wäre auch ohne aktuelles Foto nachvollziehbar. Wie sieht es denn hier mit der Privatsphäre aus, das ist doch kein Event wie ein etwa ein Frühjahrs Volksfest ?
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  • B. H.
    Ja und nein. Es ist ja auch keine Schande zur Tafel zu gehen. Es enttabuisiert. Das Foto zeigt anschaulich, könnte jeden treffen. Am Ende des Artikels wird um Spenden gebeten, was leichter fällt, wenn man sieht für wen. Daher ist dieses Foto in sehr Ordnung.
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  • M. F.
    Zur Tafel müsste in Deutschland niemand gehen (weder Menschen aus anderen Ländern) noch wir deutschen. ALG II (Hartz4) gehört einfach für alle Empfänger auf mindestens 600€ erhöht. Dann müsste niemand irgendwohin betteln gehen. 100 Milliarden für die Bundeswehr ist ja auch einfach mal so da. Schämt euch Ihr Politoker mit eueren fetten Diäten das in Deutschland Menschen zur Tafel müssen.
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  • B. F.
    ich kann mir kaum vorstellen, dass die Leute mit 600.- Euro viel weiter kommen, bei den aktuellen Preisen in allen Bereichen ?? Fakt ist aber, dass die Tafel für " unser Volk" anscheinend nicht mehr ausreicht, und hier ist Handlungsbedarf....man kann nicht Menschen aufnehmen, für die kein Essen da ist, wenn es für die eigenen Landsleute nicht reicht !!
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  • H. W.
    "Unser Volk"... Wie Sie hier versuchen die Ärmsten der Armen gegeneinander auszuspielen ist schon ein starkes Stück!

    Generell ist es ein Armutszeugnis für den sogenannten Sozialstaat wenn die tägliche Versorgung nur durch ehrenamtlich Tätige und (fast) abgelaufenen Lebensmittel erfolgen kann.
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  • K. S.
    Haben Sie sich schon einmal kundig gemacht wann die Tafeln und für wen diese geschaffen wurden ? "Unser Volk" klingt etwas rassistisch aber Schwerpunktmäßig wurden die Tafeln für soziale Schwache eingeführt, zu Zeiten als die Flüchtlingswelle noch nicht vorhanden war. Jetzt wird es halt sehr schwierig dem Ganzen noch gerecht zu werden. Die Zahler der Inanspruchnehmenden ist stark gestiegen, dazu im Gegensatz die Warenspenden zurück gegangen. Was wiederum zur Folge hat das die Rationen ebenfalls kleiner werden. Hier wäre ja auch die Politik einmal gefordert !
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  • H. G.
    Kommentatorin Barbara hat "unser Volk" in Zitatzeichen gesetzt.  Es ist aber kein Zitat. Möglicherweise wollte sie Anführungszeichen setzen und hat sich vertan. Sie hat auf jeden Fall den Ausdruck nicht unreflektiert verwendet und damit die Mitglieder des deutschen Staates gemeint, spricht später von den "eigenen Landsleuten". Der Ausdruck 'Volk' hat in letzter Zeit eine immer abwertendere Bedeutung erfahren, allerdings fast ausschließlich im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Wenn man sich vor Augen hält, welche Bemühungen das Alte und das Neue Testament betreiben,  um die richtige genealogische Herkunft von wichtigen Personen,  vor allem des sog. 'Erlösers' zu 'beweisen', und mit welcher Vehemenz Jehova "sein auserwähltes Volk" sowohl züchtigt als auch anderen Völkern vorzieht,  muss man sich fragen, warum aus den jüdisch-christlichen Bibeln das Wort "Volk" nicht schon längst getilgt wurde. Aber: Quod licet J(eh)ovi, non licet bovi? Der Deutsche ochst und bleibt doch Sündenbock.
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  • H. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • B. H.
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