
Nicht mal mehr ein Jahr dauert es bis zur nächsten Bundestagswahl. Offiziell geplant ist die Wahl für den 28. September 2025. Ganz ausgeschlossen ist es aber nicht, dass es zu vorzeitigen Neuwahlen kommt - nämlich dann, wenn die Ampel-Koalition in Berlin zerbricht. Die Vorbereitungen bei den Parteien laufen jedenfalls vielfach schon auf Hochtouren.
Von den 13 amtierenden Abgeordneten aus Unterfranken haben die Grüne Manuela Rottmann (52) aus dem Wahlkreis Bad Kissingen und der Würzburger CSU-Politiker Paul Lehrieder (64) angekündigt, 2025 nicht mehr anzutreten. Lehrieder war seit 2005 in Berlin, Rottmann seit 2017. Klaus Ernst (69) aus Schweinfurt vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat bislang offen gelassen, ob er erneut kandidiert. Zehn aktuelle Bundestagsabgeordnete aus der Region stellen sich wieder zur Wahl.
So ist der Stand bei den Nominierungen der Parteien in Unterfranken.
CSU: Vier Frauen und ein Mann mit guten Aussichten
Angesichts der aktuellen Umfrageergebnisse darf die CSU davon ausgehen, erneut alle fünf Wahlkreise in Unterfranken direkt zu gewinnen. Eher unwahrscheinlich ist, dass der CSU durch das neue Wahlrecht ein Abgeordnetensitz verloren geht. Neben Dorothee Bär (46, Bad Kissingen, seit 2002 im Bundestag), Alexander Hoffmann (49, Main-Spessart, seit 2013), Andrea Lindholz (54, Aschaffenburg, seit 2013) und Anja Weisgerber (48, Schweinfurt, seit 2013) kann also auch die als Lehrieder-Nachfolgerin frisch nominierte Würzburger Sozialreferentin Hülya Düber (46) mit dem Einzug in den Bundestag rechnen.
In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion spielen die Unterfranken durchaus gewichtige Rollen. Wurden zuletzt vor allem Dorothee Bär, die frühere Staatsministerin im Bundeskanzleramt, und Innenexpertin Andrea Lindholz als mögliche Ministerinnen gehandelt, sehen politische Beobachter mittlerweile auch Alexander Hoffmann in der Pole-Position für höhere Aufgaben. Als Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe ist er aktuell die rechte Hand von Landesgruppenchef Alexander Dobrindt.
SPD: Absehbares Gerangel um aussichtsreiche Plätze
Die drei amtierenden SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar (60, Bad Kissingen, seit 2013), Markus Hümpfer (32, Schweinfurt, seit 2021) und Bernd Rützel (55, Main-Spessart, seit 2013) kandidieren erneut. Um im Bundestag zu bleiben, benötigen sie vordere Plätze auf der bayerischen Landesliste, die Anfang Dezember beschlossen wird. Und die SPD müsste deutlich besser abschneiden als die Umfragen aktuell prognostizieren. Sollten die Sozialdemokraten erneut der Bundesregierung angehören, könnte Gesundheitsstaatssekretärin Dittmar ihren Posten behalten. Auch der Sozialexperte Rützel wird parteiintern für höhere Aufgaben gehandelt.
Grüne: Schlechte Aussichten für mehr als ein Mandat
Bei den Grünen verabschiedet sich mit Manuela Rottmann, der ehemaligen Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, ein profiliertes Gesicht. Ihr unterfränkischer Bundestagskollege Niklas Wagener (26, Aschaffenburg, seit 2021) darf mit einem guten Platz auf der Bayern-Liste rechnen. Angesichts der drohenden Stimmeneinbußen bei den Grünen wird es für eine zweite aussichtsreiche Platzierung für Unterfranken allerdings schwer. Minimale Chancen werden parteiintern allenfalls der Würzburger Kandidatin Jessica Hecht (52) eingeräumt.
FDP: Auf der Bayern-Liste dürfte es eng werden
Was für SPD und Grüne gilt, gilt erst recht für die FDP. Selbst wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, drohen den Liberalen Sitzverluste. Der Haushaltsexperte Karsten Klein (46, Aschaffenburg, seit 2017) kündigt an, für Platz drei der Bayern-Liste zu kandidieren. Damit wäre ihm beim Wiedereinzug der FDP ein Mandat sicher. Wieder in den Bundestag möchte auch der Gesundheitsexperte Andrew Ullmann (61, Würzburg, seit 2017). Kaum Chancen hat trotz seines prominenten Namens Karl Graf von Stauffenberg (53). Der Enkel des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist der FDP-Direktkandidat im Wahlkreis Bad Kissingen.
AfD: Bezirksrat kündigt Interesse an Bundestagskandidatur an
Weitgehend offen ist noch, wer für die AfD in Unterfranken antritt. Die meisten Aufstellungsversammlungen in den Wahlkreisen seien noch nicht mal terminiert, sagt Bezirksvorsitzender Richard Graupner. Namentlich habe bislang nur Bezirksrat Bernd Schuhmann (60) aus Schwebheim Interesse an einer Kandidatur im Wahlkreis Schweinfurt angekündigt. Der Gärtnermeister war 2021 bestplatzierter Unterfranke auf der bayerischen AfD-Liste. Für einen Sitz im Bundestag reichte es nicht.
FW: Trotz der Aiwanger-Ambitionen noch keine Namen
Trotz der Vehemenz, mit der Parteichef Hubert Aiwanger für den Einzug der Freien Wähler in den Bundestag trommelt, äußert man sich beim Bezirksverband Unterfranken zurückhaltend. Man sei in "intensiven Gesprächen mit interessierten Freien Wählern, die vor Ort bereits engagiert sind", schreibt Bezirksgeschäftsführer Paul Kruck auf Nachfrage zum Stand der Wahl-Vorbereitungen. Konkrete Namen nennt er nicht. Bis Jahresende sollen aber in allen fünf Wahlkreisen Nominierungsversammlungen stattgefunden haben.
BSW: Vieles hängt an der Entscheidung von Klaus Ernst
Auch das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hält sich in Unterfranken bislang zurück. Zunächst soll am 16. November ein BSW-Landesverband Bayern gegründet werden. Im Anschluss will der Schweinfurter BSW-Abgeordnete Klaus Ernst, der bislang für die Linke kandidierte und seit 2005 im Bundestag ist, sagen, ob er sich noch einmal um einen Sitz bewirbt. Erst danach stünden dann weitere Personalentscheidungen für den Wahlkampf an, sagt Robert Striesow, einer der BSW-Beauftragten für Unterfranken.
Dennoch scheint das Postengeschacher, das sich Chancen ausmalen, das sich in Position bringen usw bei einigen bereits wichtiger zu sein, als die eigentliche Aufgabe der jetzt im Bundestag sitzenden: Im Sinne der Bürger und des Landes abzustimmen.