Immer wieder kommt es bei Faschingsumzügen zu Alkoholexzessen der Beteiligten – vor allem unter Jugendlichen. Nach den unschönen Erfahrungen von 2019 haben die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf bestimmte Faschingsveranstaltungen.
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Nach Rimpar-Vorfall verstärkter Polizeieinsatz
Vor allem der Faschingsumzug in Rimpar (Lkr. Würzburg) sorgte 2019 für Aufsehen. Exzessiver Alkoholkonsum bei den Besuchern führte zu zahlreichen Einsätzen von Sanitätern und Polizei. 20 Mal musste der Rettungsdienst Hilfe leisten, ein Großteil der Patienten sei laut BRK dabei minderjährig gewesen. Die Situation eskalierte endgültig, als Sanitäter einer betrunkenen Frau helfen wollten und ihr Partner daraufhin massiv auf die Helfer losging. Einem der Sanitäter soll er in den Bauch getreten, einem Zweiten den Tod angedroht haben.
Aufgrund der Vorfälle stand eine Neuauflage des Umzugs lange Zeit auf der Kippe, sogar vom "Todesstoß" für den Umzug war die Rede. Unter anderem warfen Stefan Köller, Gesellschaftspräsident der Rimparer-Karnevals-Gesellschaft, und der Rimparer Bürgermeister Burkard Losert der Polizei damals vor, die Situation unterschätzt zu haben und nicht mit genug Einsatzkräften vor Ort gewesen zu sein.
Mit einem neuen Sicherheitskonzept soll der Umzug nun noch eine zweite Chance bekommen. Laut Heribert Schmitt, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Würzburg-Land, soll in diesem Jahr "die Zahl der Einsatzkräfte in Rimpar verstärkt werden". Auch das Bayerische Rote Kreuz reagiert auf die erhöhte Einsatzzahl im Vorjahr und will mit mehr Sanitätern vor Ort anwesend sein, so Stefan Krüger, Pressesprecher des BRK.
Bei Heidingsfelder Umzug mehr Jugendschutz nötig
Auch der Faschingsumzug im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld sei in den vergangenen Jahren aufgrund von Alkoholexzessen von Jugendlichen auffällig gewesen, so Polizeihauptkommissar Stefan Johannes von der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Vor allem abseits der Veranstaltung sei es im vergangenen Jahr zu Streitigkeiten und Köperverletzungen alkoholisierter und aggressiver Gruppen gekommen.
Deshalb ist laut Johannes heuer "eine deutliche Anhebung was den Bereich Jugendschutz betrifft" geplant. Bei den erhöhten Jugendschutzkontrollen sollen Zivilpolizisten, aber auch Streetworker des Jugendamts mitwirken.
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Beim Faschingsumzug in Würzburg habe sich dagegen bezüglich der Sicherheitslage und des Jugendschutzes in den vergangenen Jahren nicht viel geändert, hier werde mit derselben Zahl an Einsatzkräften wie 2019 geplant.
Kein Nachtumzug in Bad Neustadt mehr
Auch der Nachtumzug in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) sorgte bei seiner letzten Auflage im Jahr 2018 wegen des übermäßigen Alkoholkonsums einiger Besucher und mehrerer Körperverletzungen für Negativschlagzeilen. Laut Michael Pagel, Präsident der Neuschter Karnevalsgesellschaft, habe man so mit dem Nachtumzug in gewisser Weise auch eine Plattform für eine kleine Minderheit geboten, die den Umzug als Chance gesehen habe, aufzufallen. 16 Polizisten seien zuletzt vor Ort nötig gewesen.
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Unter anderem wegen dieser Entwicklungen habe man sich gefragt, ob es den ganzen Aufwand noch wert sei. Im Januar 2019 entschied sich die Neuschter Karnevallgesellschaft dann, den Nachtumzug nicht weiter veranstalten zu wollen. Das gilt auch dieses Jahr.
Polizei und Bayerisches Rotes Kreuz appellieren an Feiernde
Zu unschönen Vorfällen kam es in der vergangenen Faschingssaison vielerorts in der Region. So soll im vergangenen Jahr in Theres (Lkr. Haßberge) ein 24-Jähriger einer flüchtigen Bekanntschaft K.O.-Tropfen gegeben und sie dann missbraucht haben. In Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) wurde ein erst Zwölfjähriger während des Umzuges in extrem alkoholisierten Zustand in das Klinikum Meiningen eingeliefert – 1,5 Promille wurden bei dem Minderjährigen gemessen.
Das Polizeipräsidium Unterfranken appelliert deshalb auch in der Faschingszeit für einen bedachten Alkoholkonsum und mahnt, den Jugendschutz zu bachten. Dabei sei es essentiell, heißt es in einer Mitteilung, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen: Veranstalter sollten genau darauf achten, was und wie viel an Jugendliche ausgeschenkt wird. Eltern sollten ein Auge darauf haben, was ihre Sprösslinge trinken und wann sie nach Hause kommen.
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Um Alkoholfahrten zu verhindern, sollten sich Feiernde außerdem rechtzeitig Gedanken machen, wie sie sicher nach Hause kommen. "Ob man sich eine Mitfahrgelegenheit organisiert oder auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreift – den Führerschein, seine Gesundheit und die von anderen sollte man in jedem Fall nicht aufs Spiel setzen", so die Polizei.
Wer bewusstlos ist, ist in Lebensgefahr
Auch das Bayerische Rote Kreuz richtet sich mit einer Bitte an die Feiernden: Um im Ernstfall schnell Hilfe leisten zu können, gelte es den Sanitätern und ihren Einsatzfahrzeugen stets zügig Platz zu machen. Im Angesicht der vielen Alkoholvorfälle im vergangenen Jahr erinnert das BRK außerdem daran, dass Bewusstlose immer in Lebensgefahr sind: "Eine Person, die nicht erweckbar ist, muss – sofern sie noch atmet – in die stabile Seitenlage gebracht und der Rettungsdienst verständigt werden", heißt es in der Mitteilung des BRK.
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Gewalt gegen Rettungskräfte geht natürlich gar nicht.