
Besinnungslos treibt die rothaarige junge Frau auf dem Plakat in einer Flasche Wodka – sie droht zu ertrinken. Doch es gib Hoffnung: Ein bunter Rettungsring schwimmt auf der Oberfläche des Hochprozentigen; er steht für die Alternative zum hemmungslosen Trinken, für die Hilfe von Freunden und für Spaß ohne Alkohol. Daneben die Botschaft: "Blau ist nur als Farbe schön."
Kontrollverlust, Sucht und Tod: Wer die Plakate der DAK-Wanderausstellung "bunt statt blau" im Foyer des Landratsamtes Rhön-Grabfeld betrachtet, wird mit den drastischen Konsequenzen von übermäßigem Alkoholkonsum konfrontiert. Die Idee hinter der Präventionskampagne: Jugendliche sollen sich bei der Gestaltung von Plakaten kreativ mit den Gefahren des Rauschtrinkens beschäftigen – und so auch ihre Altersgenossen zum Nachdenken anregen.
Zehn Prozent der Jugendlichen trinken einmal pro Woche Alkohol
Immer noch ist "Komasaufen" ein besorgniserregendes Phänomen unter jungen Menschen. Nach Angaben der DAK müssen jährlich rund 22 000 Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Wie eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt, tranken 2018 fast zehn Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal in der Woche Alkohol; 14 Prozent der Jugendlichen berichteten von mindestens einem Vollrausch innerhalb des Monats vor der Befragung. Von den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren hatten sich sogar rund 39 Prozent in diesem Zeitraum betrunken. Die gute Nachricht der Studie: Insgesamt hat der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen.
Doch wie kommen junge Menschen überhaupt dazu, sich zu betrinken? "Wenn die Jugendlichen bei Erwachsenen sehen, dass Alkohol zu jedem Fest dazugehört, dann probieren sie es natürlich auch aus", sagt Hedwig Heinisch, Mitarbeiterin der Caritas-Suchtberatung Rhön-Grabfeld. Andere Ursachen für das Rauschtrinken seien Gruppenzwang und der Wunsch junger Menschen, ihre Grenzen auszutesten. Gelegentlich sei ein Rausch auch nichts Schlimmes, so Heinisch. "Doch wenn das Rauschmittel immer wieder eingesetzt werden muss, weil man seine Probleme sonst nicht mehr aushalten kann oder das Gefühl hat, ohne Alkohol keinen Spaß haben zu können, ist das gefährlich."

Jugendliche reagieren laut Heinisch auch empfindlicher auf Alkohol als Erwachsene. Dieser beeinträchtige nämlich die physische und psychische Entwicklung der jungen Menschen. Außerdem sei erwiesen, dass das Risiko einer Suchterkrankung höher ist, wenn man schon früh anfängt, Alkohol zu trinken, erklärt Heinisch. Damit Heranwachsende einen verantwortungsvollen Umgang mit Bier, Schnaps und Wein lernen sei es wichtig, dass Eltern dieses Thema mit ihren Kindern besprechen und selbst als gutes Vorbild vorangehen, so Heinisch.
Diese Vorbildfunktion hatte auch Annette Rabenstein im Sinn, als sie vor vier Jahren der Sondernauer Narrengesellschaft vorschlug, zukünftig beim Kinderfasching auf den Ausschank von alkoholischen Getränken völlig zu verzichten. "Mit so einem massiven Gegenwind habe ich nicht gerechnet, ich war perplex", erinnert sich Rabenstein, die sich damals als zweite Vorsitzende in dem Verein engagierte. Nachdem ihr Anliegen "auf taube Ohren" gestoßen sei, habe sie ihren Posten in der Faschingsgesellschaft abgegeben.
Faschingsgesellschaft sah keinen Grund für Alkoholverbot
Rabenstein habe anregen wollen, dass über ein gewisses Maß und Grenzen beim Alkoholkonsum nachgedacht wird. Sie verstehe zwar, dass sich diejenigen angegriffen gefühlt haben, die "ihren Konsum im Griff haben", andererseits sollten beim Kinderfasching aber tatsächlich auch die Kinder im Mittelpunkt stehen, meint die Mutter eines 13-Jährigen. Stattdessen werde die Veranstaltung teilweise als Vorwand genutzt, um sich im Nachgang zum Fasching noch einmal auf ein Bier zu treffen, so Rabenstein.
"Wir haben den Vorschlag wohlwollend diskutiert", schildert Helmut Thalheimer, Vorsitzender der Sondernauer Narrengesellschaft. Letztlich sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass man kein Alkoholverbot einführen will. Die Begründung: Auch Erwachsene besuchen die Veranstaltung und diese könnten selbst entscheiden, ob sie Alkohol trinken wollen, so Thalheimer. "Was hat Alkohol beim Kinderfasching verloren?", wundert sich hingegen der Allgemeinmediziner Eberhard Helm aus Ostheim. Wenn Erwachsene bei solchen Gelegenheiten auf alkoholische Getränke bestehen, sei etwas faul.
Strengere Alterskontrollen beim Kauf von Alkohol
Für Helm ist es dennoch wichtig, Alkohol nicht grundsätzlich zu tabuisieren. Um "Komausaufen" vorzubeugen sei es wichtig, dass in der Schule und im Elternhaus offen darüber gesprochen wird, sagt der Mediziner, der sich schon seit einigen Jahren mit Sportveranstaltungen gegen Drogen stark macht. Die Hauptgefahr bestehe aber darin, dass Alkohol überall verfügbar ist, sagt Helm. Man brauche daher strenge Alterskontrollen, sowohl auf Seiten des Einzelhandels als auch von Seiten der Polizei.
Georg Bieberich, Leiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, findet, dass es ein "gemeinsames, konsequentes Handeln der Verantwortlichen" brauche, um Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen einzudämmen. Dafür müssen aber zum Beispiel nicht nur Gastwirte oder Veranstalter sorgen. Vor allem die Eltern seien verantwortlich dafür, dass Jugendliche keinen Zugang zu Alkohol haben, meint Bieberich.
Die Plakate der Ausstellung "bunt statt blau" sind noch bis Freitag, 29. November, im Landratsamt in Bad Neustadt zu sehen. Die Ausstellung ist täglich zu den Öffnungszeiten des Landratsamtes für Besucher kostenlos zu besichtigen.
Wie immer nicht anonym, sondern mfG
Heinrich Jüstel
-Stadtrat in Würzburg -
Es geht lediglich darum das eben kein Alkohol angeboten wird! Wer sich jemals in einem Verein engagiert hat dürfte die (teils Endlos) Diskussionen kennen "was", "wieviel" und "zu welchem Preis" auf Vereinsfesten angeboten wird!
Ich bleib auch keinem Fest fern nur weil der Verein beschlossen hat keine Johannisbeerschorle oder keinen Kaffee anzubieten - und genauso sollte es sich mit ALLEN anderen Getränken verhalten - das etwas nicht stimmt merkt man daran das beim Thema "es wird kein Alkohol verkauft" der Aufschrei wieder groß ist...
Und ich bin der Meinung, dass bei den Fußballvereinen an 12jährige kein sog. Radler ausgeschenkt werden sollte. Das war für meinen Sohn der Einstieg "zum Alkohol" und diese Meinung lasse ich mir nicht nehmen. Was habe ich da mit dem Trainer diskutiert - ohne Erfolg. Denn wir als Eltern trinken zu Hause kein Bier und auch keinen Wein.
Ein No-Go für mich, an Kinderfasching Alkohol auszuschenken.
Ohne Saufen ist es doch beim Fasching gar nicht auszuhalten.
Da Eltern aber ein Vorbild sein sollten könnten sie beim Kinderfasching ausnahmsweise mal nüchtern feiern.
Ich trinke Kaffee wenn mir danach gelüstet
Ich trinke Wasser, Wenn's mir danach gelüstet
Ich trinke Cola wenn s mir danach gelüstet
Ich trinkeWein,.Wenn's mir danach gelüstet
Genauso trinke ich ein Bier oder einen Schnaps, wenn mir danach gelüstet
Also bin ich ein selbst bestimmender Mensch
Wer will mir das verbieten??????
Weiter so!
Genauso ist es mit dem Alkohol. Alles zu seiner Zeit - ein Kinderfasching ist kein Wirtshaus in dem man sich volllaufen lässt. In der recht kurzen Zeit in der die Kinder sich vergnügen wird es doch mal ohne Alkohol gehen. Wer das nicht kann hat ein gewaltiges Problem und sollte diesbezüglich dringend den Arzt aufsuchen.