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Würzburg/Greding
AfD: Formfehler bei Wahl des Würzburger Direktkandidaten?
Zum Kampf um die Listenplätze für die Bundestagswahl kommt der anhaltende Richtungsstreit: Im Vorfeld des Parteitags in Greding ist die Lage in der Bayern-AfD angespannt.
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller beim Wahlkampf in Würzburg
Foto: Patty Varasano | Der AfD-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller beim Wahlkampf in Würzburg
Benjamin Stahl
 und  Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Ab diesem Samstag will die Bayern-AfD ihre Kandidatenliste für die Bundestagswahl aufstellen. Bis zu sieben Tage – die kommenden drei Wochenenden plus Fronleichnam – will sich die Partei für die Kandidatenkür im mittelfränkischen Greding nehmen. Die Zeit könnte notwendig sein. Denn bei den bayerischen Rechtspopulisten brodelt es. Schließlich geht es um Mandate, die angesichts sinkender Umfragewerte weniger werden könnten.

Der Versuch, gezielt eigene Leute zu platzieren

Im Kern geht es um zwei Streitpunkte: Erstens um die Vormachtstellung in der Partei, um die die gemäßigteren National-Konservativen mit den Anhängern des offiziell aufgelösten rechtsextremistischen "Flügels" ringen. Und zweitens um die Frage, welches Gremium über die Landesliste für die Bundestagswahl bestimmen soll. Beide Themen – Ausrichtung der Partei und  Kandidatenfrage – hängen eng zusammen: Der Kampf um die obersten Listenplätze sei auch eine Entscheidung über den künftigen Politikstil der AfD, erklärte jüngst der Würzburger Direktkandidat und Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller.

Die Stimmung im Vorfeld wird von Parteimitgliedern als angespannt beschrieben. So versuche der "Flügel" gezielt eigene Leute gut zu platzieren. "Es wird auch in Greding ein hartes Ringen, wer hier die Oberhand behält", heißt es aus der Parteispitze. Zwar sei das national-konservative Lager an der Basis noch immer stärker als das Lager des einstigen "Flügel". Dessen Vertreter seien aber gut organisiert und könnten deshalb – wie etwa bei der Wahl der Dirketkandidaten in Main-Spessart und Würzburg – für "Flügel"-nahe Kandidaten immer wieder Mehrheiten organisieren. Vor diesem Hintergrund hätten sich "Flügel"-Anhänger wohl auch von einem Mitgliederparteitag, wie er in der AfD üblich ist, Vorteile versprochen.

Stattdessen wird nun aber ein Delegiertenparteitag über die Vergabe der Listenplätze entscheiden. So beschloss es der Landesvorstand unter der Vorsitzenden Corinna Miazga, die dem Lager des gemäßigten Parteichefs Jörg Meuthen zugerechnet wird und – so der Eindruck in Gesprächen mit AfD-Mitgliedern – für "Flügel"-Sympathisanten ein rotes Tuch ist. Gegen einen Delegiertenparteitag formierte sich Widerstand - vor allem unter "Flügel"-Anhängern, angeführt von Miazgas Stellvertreter Müller. Sein Vorwurf: Ein Delegiertenparteitag sei satzungswidrig.

Müller will Mitglieder vor Willkür und Machtmissbrauch schützen

Das weist Gerd Mannes, ebenfalls AfD-Landesvize, zurück: Aufgrund der Corona-Beschränkungen sei ein Delegiertenparteitag absolut möglich. Zudem habe der gesamte Landesvorstand, inklusive Müller, nach Ostern einem Delegiertenparteitag zugestimmt. Überlegungen, die Listenaufstellung über eine Briefwahl durchzuführen, waren zuvor verworfen worden. Durch die Lockerung der Corona-Regeln sei inzwischen zwar ein Mitgliederparteitag wieder möglich, räumt Mannes ein. Faktisch sei dafür aber eine Halle für bis zu 1000 Teilnehmer notwendig, was finanziell wie organisatorisch eine gewaltige Herausforderung für die AfD wäre.

"Faktisch liegt für einen Mitgliederparteitag bis heute nichts auf dem Tisch, was realisierbar wäre", erklärt Mannes. Der Delegiertenparteitag sei dagegen "eine sichere Option, eine Liste aufzustellen". Er teile allerdings die Kritik vieler AfD-Mitglieder, dass die Corona-Vorgaben für den Parteitag überzogen seien: So sei neben der Teilnehmerbegrenzung und der Maskenpflicht unter anderem das Essen und Trinken in der Veranstaltungshalle untersagt worden.

Unterdessen hatte der Würzburger Hansjörg Müller in einem von elf Kreisverbänden unterstützen Schreiben an den Landesvorstand, das er in Teilen am 19. Mai auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, mit rechtlichen Schritten wie einer Feststellungsklage gedroht: um "die Mitglieder und die Kreisverbände vor Willkür, Machtmissbrauch und Satzungsbruch durch künftige Landesvorstände zu schützen". Gleichzeitig kündigte er darin aber an, die Listenaufstellung nicht durch rechtliche Schritte verzögern oder gefährden zu wollen. "Bis jetzt ist keine Feststellungsklage eingegangen", erklärte Mannes auf Nachfrage dieser Redaktion.

Prüfung auf Formfehler bei Würzburger Kreisverband

Doch nun könnten Müller und der Würzburger AfD-Kreisverband unfreiwillig zum Problem des Parteitages in Greding werden. Am Freitag bestätigte die Stadt Würzburg Informationen der Redaktion, wonach es Fragen rund um die Wahl Müllers zum Direktkandidaten gibt: Derzeit laufe eine Prüfung der Kreiswahlleitung, "ob es einen Formfehler bei der Ladung" zur Wahlveranstaltung des Kreisverbands im März gegeben habe.

Sollten Wahlberechtigte gar nicht oder auf falschem Weg eingeladen worden sein, könnte die Wahl Müllers angefochten werden. Fraglich ist auch, ob dies Auswirkungen auf die Würzburger Delegierten für den Parteitag in Greding haben könnte: Die fünf Personen wurden laut AfD-Mitteilung bei derselben Veranstaltung gewählt.

 
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  • Lebenhan1965
    Die Abwärts für Deutschland

    ist sinngemäß längst die Nachfolge der NPD angetreten.

    Fast immer setzen sich Kandidaten durch, die Höcke und Co nahe stehen.

    Von bürgerlich konservativen Kandidaten ist eigentlich weit und breit nichts mehr zu sehen. Hoffentlich merken das auch noch die Wähler, die eigentlich keine Nazis wollen, sondern nur die Vergangenheit bewahren.
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  • Kann mir mal jemand erklären, wie dieser Rechtsaußen der AFD, dem Flügel um Höcke zugehörig, mit Wohnsitz in Ainring/Oberbayern, Direktkandidat für Würzburg sein kann? Er hat mal u.a. in Würzburg studiert, sonst verbindet ihn nichts mit Würzburg!
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  • jbehr74
    @anahuac: Kandidieren darf jeder, er muss nicht mal Parteimitglied sein, er muss nur eine Wählbarkeitsbescheinigung vorlegen, woher er kommt spielt keine Rolle.
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  • Danke für die Antwort! Ich dachte, man muss seinen Wohnsitz im Wahlkreis haben. In einem älteren MP-Beitrag habe ich jetzt gelesen, dass besagter Herr nach Würzburg umziehen will...
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  • jbehr74
    Nein das mit Wohnsitz ist nur relevant bei der Kommunalwahl. Der Umzug von HJM ist angekündigt, ob er das auch real macht...jedenfalls hat er bis dato noch keinen Listenplatz und die ersten 11 Plätze sind schon gewählt, er scheint bei den Delegierten nicht so gut anzukommen mit seinem Auftreten. 2 Listenplätze gelten noch als sicher für den Einzug bei 10% Wählerstimmen wegen Überhangmandaten. An Fronleichnam wird weiter gewählt, dann wird man sehen wer auf 12 und 13 kommt. Leider kann man nicht wie bei der LTW und Bezirk Kandidaten schieben, somit wird Starr von vorne nach hinten aufgefüllt. Bauchschmerzen bereitet mir der bayerische Spitzenkandidat Böhringer, der Laut Spiegel enge Kontakte pflegt zu Oliver Janich und anderen aus der Querdenker Szene. Auch HJM steht der Querdenkerszene sehr nahe. Da wird sich SWADS bestimmt darüber freuen einen bekannten Redner vor Ort zu haben. Schweinfurt scheint zum Hotspot der QUERDENKER in Unterfranken zu werden. Da mischt die AfD fleißig mit!
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  • jbehr74
    dazu eine Verständnisfrage: Wenn jetzt die Stadt Würzburg im Rahmen ihrer Prüfung auf Zulässigkeit der Wahlen der Delegierten zur Entscheidung kommt, dass die Wahl ungültig ist und neu gewählt werden müsse, aber genau diese Delegierten ab morgen in Greding bereits mitwählen, welche Konsequenzen hat das dann auf den Delegiertenparteitag und die Wahlen? Müssten dann alle Listenplätze, die bis dato gewählt wurden nochmals gewählt werden?
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