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Würzburg
Video mit AfD-Funktionären: Würzburger OB schaltet Polizei ein
In einem Video äußern sich Würzburger Stadtratskandidaten der AfD über Juden und Muslime. OB Christian Schuchardt spricht von Volksverhetzung – und bekommt Unterstützung.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Foto: Patty Varasano | Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Benjamin Stahl
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:13 Uhr

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt will Funktionäre der Würzburger AfD wegen Volksverhetzung anzeigen. Das erklärte der CDU-Politiker am späten Donnerstagabend auf seiner Facebook-Seite. Hintergrund ist ein Video, in dem AfD-Stadtratskandidaten an einem Wahlkampfstand in der Würzburger Innenstadt zu ihrer Haltung zu Muslimen und Juden befragt werden.

Vorstellung von mächtigen Juden und homogenem Volk als Traum

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Das gut 20-minütige Video mit dem Titel "Die Islamhetze der AfD - Wohin Hass führen kann" wurde am Mittwoch auf dem YouTube-Kanal "MuslimTvDe" veröffentlicht. Darin kommen unter anderem ein Berliner Antisemitismusforscher und ein ehemaliges AfD-Mitglied zu Wort. Die Szenen, auf die sich Schuchardt bezieht, spielen allerdings in Würzburg. Darin sucht ein Muslim an einem Infostand am Sternplatz das Gespräch mit AfD-Wahlkämpfern. Der Würzburger AfD-Kreisvorsitzende Herold Peters-Hartmann erklärt dabei, man habe "hier in Deutschland ein ganz großes Problem". Es gebe drei "Blöcke": "Wir, die Christen", dann "einen Block, der sehr viel Einfluss hat. Wirtschaftlich, kulturell. Das sind die Menschen des Blocks der Juden". Und schließlich die Muslime.

"Dieses Mal trifft es wieder die Juden, beim nächsten Mal sind es Sie oder ich."
Oberbürgermeister Christian Schuchardt

In dem Video, in dem unter anderem auch Peters-Hartmanns Stellvertreter Silvio Kante zu sehen ist, erklären AfD-Politiker, ein "homogenes Volk wäre ein Traum". Und sie referieren über "Tötungsbefehle" aus dem Koran. Gefragt, woher sie ihr Wissen über den Islam haben, ob sie den Koran gelesen haben und die herangezogenen Verse in den Kontext einordnen können, müssen die AfD-Politiker passen. Man habe dazu "eine Informationsveranstaltung" gehabt, so Kante vage.

Christian Schuchardt erklärte am Freitag, er sei erschüttert, wie in dem Video einzelne Gruppen angegriffen würden. Der Oberbürgermeister verurteilte die Unterteilung der Gesellschaft in Gruppen, die die AfD-Politiker vornehmen. Diese Rhetorik orientiere sich an Höcke oder Gauland und sei nicht zu tolerieren. "Dieses Mal trifft es wieder die Juden, beim nächsten Mal sind es Sie oder ich", so Schuchardt gegenüber dieser Redaktion. Er wolle sich an die Seite der Menschen stellen, die unabhängig von ihrer Herkunft, friedlich hier leben wollen.

Auch Würzburger Hochschulpfarrer will Anzeige erstatten

Schuchardt erntete für seinen Schritt in den Sozialen Medien viel Zuspruch. Unterstützung bekommt der OB auch von Hochschulpfarrer Burkhard Hose. In einer Pressemitteilung vom Freitag erklärt Hose: "Das angebliche christliche 'Wir', das die Vertreter der Würzburger AfD beschwören, ist eine antisemitsche Konstruktion." Er werde "dem Beispiel des Würzburger Oberbürgermeisters folgen und Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatten". Auch die OB-Kandidatin der SPD, Kerstin Westphal, schloss sich an: In einer Pressemitteilung erklärte sie am Freitagnachmittag, dass sie "Anzeige wegen Volksverhetzung gegen die im Video zu sehenden Funktionäre der AfD" erstattet habe.

Der Würzburger OB-Kandidat der Grünen, Martin Heilig, erklärte, "die Terroranschläge von Hanau, Halle und München haben gezeigt, wohin solche Ideologie führt". Als Demokraten stünde man "in diesen Zeiten ganz besonders zusammen", so Heilig. "Rechtsextremer Propaganda von Neofaschisten sollten wir öffentlich möglichst wenig Raum lassen."

"Es darf nicht sein, dass ein AfD-Politiker krude Verschwörungsmythen und Ressentiments gegenüber Juden verbreitet."
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spanle (CSU) sprach in einer Stellungnahme von einem "eklatanten Tabubruch, der die unmittelbare Verantwortung für politischen Extremismus und Antisemitismus offenlegt". 

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Würzburger Josef Schuster, äußerte sich am Freitagmittag in einer Pressemitteilung zu dem Fall. "Die antisemitische Aussage" des AfD-Kreischefs Peters-Hartmann "hat mich schockiert". Die AfD nehme für sich in Anspruch nicht antisemitisch zu sein. "Die glasklare Äußerung des Würzburger AfD-Funktionärs beweist das Gegenteil", so Schuster. "Als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Würzburg betone ich: Es darf nicht sein, dass ein AfD-Politiker krude Verschwörungsmythen und Ressentiments gegenüber Juden verbreitet – weder in Würzburg noch anderswo."

So reagiert die AfD

Der unterfränkische AfD-Bezirksvorsitzende Richard Graupner gab am Freitag an, das Video noch nicht gesehen zu haben. "Wir werden uns das im Bezirksvorstand genau anschauen", kündigte er gegenüber dieser Redaktion an. "Sollten die Äußerungen so gefallen sein, werden wir das nicht billigen. Da habe ich nicht den geringsten Zweifel." Man wolle dann "entsprechende Maßnahmen" einleiten.

Ähnliches kündigte der bayerische Landesverband der AfD an. Die Partei stehe "ganz klar zum jüdischen Leben in Deutschland", sagte Vize-Landeschef Gerd Mannes. Man nehme den in dem Video "dokumentierten Vorgang ernst", werde mit den Kandidaten sprechen "und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen". Man wolle aber zunächst die Ermittlungsergebnisse abwarten.

Eine Anfrage dieser Redaktion bei der betroffenen Würzburger AfD blieb zunächst unbeantwortet.

Anwalt sieht "strafrechtliche Relevanz"

Für den Würzburger Fachanwalt für Strafrecht, Martin Reitmaier, hat der Fall eine "strafrechtliche Relevanz". Reitmaier hatte dem OB via Facebook seine Hilfe angeboten und rät, die Sache von einem Anwalt prüfen zu lassen, der dann direkt an die Staatsanwaltschaft herantritt. Bundesweit habe es schon Verurteilungen in ähnlich gelagerten Fällen gegeben, so der Anwalt im Gespräch mit dieser Redaktion.

Unterdessen bestätigte das Polizeipräsidium Unterfranken, dass ein Hinweis Schuchardts auf das Video eingegangen sei. Nun ermittle der Fachkommissar für Staatsschutzangelegenheiten, auch die Staatsanwaltschaft prüfe inzwischen den Fall. Erst danach werde entschieden, ob und gegen wen konkret weiter ermittelt wird. Laut einer Polizeisprecherin wird der Fall aber schnellstmöglich vorangetrieben.

 
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  • Hery.Mennig@web.de
    "sind zurechtgeschnitten und völlig aus dem Zusammenhang gerissen." Das war ja klar, dass das kommen musste. Statt einmal selbst als AfD-Angehöriger bzw. -Anhänger solche Aussagen zu missbilligen! Aber es gibt ja den Spruch: "Was nicht sein darf, das nicht sein kann". Aber so sind sie halt, die AfDler. Erst wird Hass, Hetze und Rassismus verbreitet und wenn man dann erwischt wird, wird zurückgerudert und relativiert. Und plötzlich wird aus einer Täterpartei die arme und ausgegrenzte Opferpartei. Es ist alles so durchschaubar!! Nur die AfD und ihre Wähler haben recht. Die restlichen 80% haben unrecht. Das ist echt schäbig!!!
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  • nancarrow
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  • haba2908
    Dieses ganze Rumgeiere mit der AfD geht mir langsam auf den Sack. Entweder man erklärt diese Partei für verfassungswidrig oder, falls die verfassungskonform ist, behandelt man sie nach den gleichen demokratischen Regeln wie jede andere zugelassene Partei auch. Ist es nicht strafbar, jemanden als Nazi zu bezeichnen( geschieht gelegentlich im Bundestag)? Eine Bekannte von mir war vor 2 Wochen mit einer Schulklasse im Bundestag - Fazit: Tolles Lehrbeispiel dafür wie erwachsene demokratisch gewählte Menschen miteinander umgehen, wenn Politiker der AfD sprechen. War echt beschämend, was die Umgangsformen betraf - sagt die Lehrerin!
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  • MedDeeg@web.de
    Es ist leider etwas komplexer. Das Problem mit der Demokratie ist es nämlich, dass selbst üble Faschisten und charakterlich und moralisch ungeeignete Personen die Möglichkeit haben, Führungspositionen zu erlangen: sei es durch Camouflage, Verschleierung der ideologischen Gesinnung, Seilschaften und Kumpanei oder auch offenen Hass gegen Personengruppen, der frustrierte schlichte Gemüter anspricht.
    Wenn dann diese Leute durch Amt und Würden geschützt sind, durch Richteramt, Beamtenstatus, politisches Mandat etc. ist es schwer, die verfassungsfernen Geister, die den Schutz des demokratischen Rechtsstaates MISSBRAUCHEN und Grundrechte von innen her aushöhlen, loszuwerden, ohne selbst die Regeln des Rechtsstaates zu verletzen.

    Das heißt allerdings nicht, dass man die braune Brut akzeptieren oder gar respektieren müsste. Im Gegenteil, man muss sie entlarven, wo es geht.

    Und ich rede hier keinesfalls nur über die AfD.
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  • Azedinho12
    Ein Klasse Video der AFD!!! Das hätte ich ohne den OB gar nicht gefunden! Danke nochmal.
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  • buro
    Meinen Respekt haben Sie Hr. Schuchardt. Danke für das starke Zeichen nicht nur zu reden sondern auch gegen Rechtsextreme vorzugehen. @ trevor_ochmonek: Sie haben Recht, jedoch kann nur der Staat wirklich dagegen vorgehen. In Güntersleben Ortsmitte gibt es einen Router mit dem Namen Führerhauptqaurtier. Das sagt meiner Meinung nach alles über die Gesinnung der Besitzer aus. Von der zuständigen Behörde wurde mir mitgeteilt dies sei kein Anlass um tätig zu werden. Deshalb mein Appell an Behörden und Politik ..handeln sie richtig....wie Hr. Schuchadt.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ist den Lesern eigentlich klar, dass wir alle tagtäglich selbst "AfD-Inhalte" produzieren? ...
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Die Strafanzeigen wegen Volksverhetzung werden sicherlich eingestellt werden, denn die sehr kurzen Videosequenzen, auf denen die entsprechenden AfD-Leute zu sehen sind, sind zurechtgeschnitten und völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
    Für eine Verurteilung reicht das sicher nicht, wohl aber für eine weitere großangelegte Kampagne gegen die AfD so kurz vor der Wahl. Durchschaubar.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    AfD-Wunschdenken ...
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  • nancarrow
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bitte veröffentlichen Sie keine persönlichen Informationen zu anderen Usern.
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  • nancarrow
    @Helmut_Faul schrieb:
    "...die sehr kurzen Videosequenzen, auf denen die entsprechenden AfD-Leute zu sehen sind, sind zurechtgeschnitten und völlig aus dem Zusammenhang gerissen."
    Jeder, der das Video gesehen hat, kann sich vom Gegenteil überzeugen!
    Somit ist die Behauptung von @Faul leider falsch.

    Die antisemitischen Äußerungen zweier afd-Vertreter sind klar und deutlich in ihrem jeweiligen Redefluß zu hören! Da wurde nichts manipuliert!
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Das wird die Staatsanwaltschaft entscheiden. Leider erst nach der Wahl.
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  • mueller-heidingsfeld@t-online.de
    Das Video unter https://www.youtube.com/watch?v=1sikQo0KKCc ist aufschlussreich. Jeder Würzburger, der sich mit der AfD auseinandersetzt, sieht hier die Wahrheit: Wie Herr Peters-Hartmann, AfD, erklärt uns die jüdische Weltverschwörung. Traurig, dass das in Deutschland 2020, mit einem Anschlag wie in Hanau, die Realität ist. Herr von Eyb bezeichnet sich als Koran-Spezialist, verschwindet aber bei der ersten Nachfrage und der Beschuldigung des "Tötungsbefehls" aus dem Bild. Für mich unglaubwürdig und verfassungsfeindlich. Es ist richtig, wie es der Interviewer tut, sachlich der AfD Fragen zu stellen. Denn es gibt keine Begründungen, nur Hetze. Daher finde ich es richtig, was Hr. Schuchardt und Hr. Hose vorhaben.
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  • Azedinho12
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  • Mainpostonlinezugang
    ...und ein Anwalt wittert sofort ein Geschäft.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    OB Schuchardt hat ebenfalls meine 1000% Unterstützung!!!

    An dieser Stelle empfehle ich übrigens auch das Büchlein "Christliches in der AfD" …

    äähm "Christliches in der "erdfarbenen Vogelschiss-Sekte""

    Der Inhalt über soviel Christliches ist wirklich erstaunlich!
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  • MedDeeg@web.de
    Herr Schuchardt sucht den Wahlkampf. Hat er auch Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt, als Söder von "Asyltouristen" fabulierte oder Seehofer Migranten als die "Mutter aller Probleme" diffamierte. Ach, nicht?

    Es ist in Bayern immer noch ein Unterschied, ob ein Paria - darauf scheint man sich nun geeinigt zu haben - von der AfD oder ein seriös gescheitelter CSUler Flüchtlinge beleidigt. Die Gesinnung ist die selbe.
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  • Albatros
    @mdeeg, Seehofer meinte mit „Mutter aller Probleme“ die illegale Migration, auf der unser hochkompliziertes Asylrecht beruht und wie sich letztlich auch eine gesellschaftlich Zerrissenheit in dieses Land entwickelt hat. Alleine die Tatsache, dass wir bis zum heutigen Tage kein den Realtitäten angepasstes Einwanderungsgesetz haben zeigt, in welchem Dämmerzustand diese Regierung ist. Frau Merkel war mit diesen völlig unkontrollierten Entscheidungen der Steigbügelhalter der AfD. Fast 80 % der Bevölkerung sind mit Merkels Asylpolitik unzufrieden (https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_84068682/migration-umfrage-fast-80-prozent-unzufrieden-mit-bundesregierung.html), das spricht Bände und trägt in großem Maße zur Spaltung der Gesellschaft bei. Dass Ihr "CSU"-Bashing eine persönliche Abrechnung ist, macht Ihre Kommentare nicht all zu glaubwürdig.
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