Immer weniger Frankenweine werden im Bocksbeutel abgefüllt. Das geht aus einer Pressemitteilung der Regierung von Unterfranken hervor, in der sie Bilanz zur amtlichen Weinprüfung 2019 zieht. Bei der Prüfung wurde in erster Linie der 2018er Jahrgang unter die Lupe genommen. Wie die Regierung mitteilt, wurden nur noch 26 Prozent der geprüften Weinmenge in die fränkische Traditionsflasche abgefüllt. Im Jahr 2013 lag die Quote noch bei 34 Prozent.
"Diese Entwicklung überrascht", findet die Weinprüfstelle. Denn den fränkischen Winzern stünde "mit dem Bocksbeutel eine markante Flaschenform" zur Verfügung, die "exklusiv nur für die Vermarktung von Frankenweinen verwendet werden darf". Auch gehe er – dank seines "besonderen gesetzlichen Qualitätsversprechens" – in der Regel mit höheren Preisen einher.
Fränkischer Weinbauverband: keine besonders überraschende Nachricht
Für den Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, Hermann Schmitt, ist die sinkende Quote dagegen "keine besonders überraschende Nachricht". Dass der Bocksbeutel weniger genutzt wird, hat laut Schmitt mehrere Ursachen: Zum einen würden die Winzer ihr Angebot hinsichtlich der Flaschenform immer weiter differenzieren. Derzeit beispielsweise gebe es eine "Renaissance der Schlegelflasche".
Zum anderen steige die Anzahl nicht typisch fränkischer Weine. Diese sollten nach Auffassung des Verbands auch nicht im Bocksbeutel landen, so Schmitt. Man wolle "den Bezug zur fränkischen Tradition nicht nur mit der Flasche, sondern auch mit dem Inhalt kommunizieren".
Welche Probleme Winzer mit dem Bocksbeutel haben
Ein Blick auf die Vorjahresstatistiken der Regierung von Unterfranken zeigt, dass die Abfüllungen in Bocksbeutel vor allem in den vergangenen drei Jahren unter die 30-Prozent-Marke gesunken sind. Einen Zusammenhang mit der Einführung des neu gestalteten "Bocksbeutel PS" im Jahr 2016 sieht Schmitt jedoch nicht. Im Gegenteil: "Die Bocksbeutelfüllungen haben bereits vor der Einführung des 'Bocksbeutel PS' stetig abgenommen, daher haben wir uns auch mit einem neunen Design beschäftigt." So habe man "den 'Sinkflug' deutlich verlangsamen" können, sagt Schmitt.
Hört man sich unter Winzern um, klingt das anders. Für Flaschen-Hersteller seien Bocksbeutel ein "Nischenprodukt", das für Winzer in der Anschaffung entsprechend teuer sei und "extrem lange Lieferzeiten" habe. Außerdem sei der Bocksbeutel "schwierig in der Vermarktung". Vor allem Gastronomen außerhalb Frankens hätten Schwierigkeiten, die Flaschen mit der speziellen Form zu lagern. Ein ähnliches Problem hätten Privatkunden, aber auch Fachhändler, die extra Versandkartons benötigten, heißt es.
Kritik regte sich schon 2016
Der Weinbauverband hatte sich für den neuen "Bocksbeutel PS" eingesetzt. Es sei Zeit, "den Bocksbeutel zu verjüngen", begründete Verbandspräsident Artur Steinmann die Entscheidung für das schlankere und kantigere Flaschendesign.
Bei einigen Winzern waren die neuen Flaschen schon bei der Einführung 2016 auf Kritik gestoßen: Die Erzeuger bemängelten unter anderem, die Flaschen seien nicht für die Füllanlagen einiger Weingüter geeignet. Dazu sagt Schmitt heute: "Die Füllanlagen konnten in der Regel mit relativ geringem Aufwand umgebaut werden, nur bei den sehr leistungsfähigen Maschinen war es ein größerer Aufwand." Für ihn sei die Akzeptanz des "Bocksbeutel PS" unter den Winzern schneller vonstatten gegangen als gedacht: "Rund 75 Prozent der abgefüllten Bocksbeutel im Jahr 2019 waren 'Bocksbeutel PS'."
Ich glaube der Bocksbeutel an sich ist einfach aus der Zeit gefallen.