Die bauchige Flasche kommt künftig moderner, kantiger daher. Star-Designer Peter Schmidt (78) hat das Markenzeichen des Frankenweins schlanker – und damit eleganter – gestaltet. Vorder- und Rückseite sind abgeflacht. Vom Flaschenhals aus verlaufen vier klar gezeichnete Linien hin zum Flaschenkörper.
„Eine junge, coole Optik“, findet die Fränkische Weinkönigin Kristin Langmann.
Vier Jahre lang haben Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, und Hermann Kolesch, der Präsident der LWG, gemeinsam mit Schmidt an dem Projekt gearbeitet. Den Designer habe man nicht lange bitten müssen.
Die Neugestaltung der bauchigen Traditionsflasche sei ihm, dem gebürtigen Bayreuther, ein Herzensanliegen gewesen, sagte Steinmann. „Selbst bei den Honorarverhandlungen ist Peter Schmidt uns entgegengekommen.“
„Und jetzt wurde es Zeit, den Bocksbeutel zu verjüngen, ohne seine Unverwechselbarkeit preiszugeben.“
Weinbaupräsident Artur Steinmann
Für Kolesch und Steinmann ist das neue Design die konsequente Fortentwicklung des Weges, den Frankens Winzer in den vergangenen 15 Jahren gegangen sind. Ganz vorne standen die Investitionen in die Qualität des Weins, weg von der Massenproduktion. Hinzu gekommen sei die Modernisierung der Architektur, erkennbar in den Vinotheken, aber auch in vielen Weingütern selbst. Nicht zu vergessen der Ausbau des Weintourismus, an dem laut Steinmann allein rund 60 000 Arbeitsplätze in Mainfranken hängen.
„Und jetzt wurde es Zeit, den Bocksbeutel zu verjüngen, ohne seine Unverwechselbarkeit preiszugeben“, erläuterte er weiter. Steinmann zeigte sich überzeugt, auch seine Winzerkollegen für das neue Design gewinnen zu können.
Für die allermeisten von ihnen ist der „Bocksbeutel PS“ (Peter Schmidt) genauso Neuland wie für die Öffentlichkeit. An diesem Wochenende bekommen die 420 Mitgliedsbetriebe des Weinbauverbands eine Kiste mit zwei Bocksbeuteln, abgefüllt mit einem Silvaner vom Thüngersheimer Scharlachberg, zugeschickt.
Im März wird das Design dann auf der Messe „ProWein“ in Düsseldorf vorgestellt, im Juni schließlich könnten die ersten Flaschen im Weinhandel zu kaufen sein, beschrieb Hermann Schmitt, der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, das weitere Vorgehen.
Insgesamt zählt man in Franken 870 Weinbaubetriebe, die über 6000 Hektar Rebfläche bewirtschaften. Ob ein Winzer beim neuen Bocksbeutel mitmacht, entscheidet er selbst. Zwischen 1000 und 1500 Euro müssten in eine Abfüllanlage investiert werden, heißt es beim Verband. Möglicherweise geht es noch günstiger.
„Ich glaube, da reicht eine Flex“, so ein Experte am Rande der Präsentation. Der neue Bocksbeutel selbst soll in der Herstellung nicht teurer kommen als der alte. Hermann Schmitt: „Je nach Verhandlung mit den Glashütten kostet die Flasche zwischen 30 und 40 Cent.“
Für Weingutsleiter Horst Kolesch vom Würzburger Juliusspital ist die Entscheidung klar. „Wir sind auf jeden Fall dabei.“ Gerade junge Zielgruppen ließen sich mit dem neuen Design noch besser erreichen, ist er sicher.
„Die Formensprache wird schließlich auch die Kollegen überzeugen.“ Ähnlich sieht es Wendelin Grass, geschäftsführender Vorstand von Divino Nordheim (Lkr. Kitzingen) und Thüngersheim (Lkr. Würzburg). Noch habe seine Genossenschaft nicht endgültig entschieden, „aber ich bin begeistert“.
Paul Fürst, vielfach von der Fachpresse ausgezeichneter Winzer aus Bürgstadt, wollte sich den neuen Bocksbeutel vor einem Urteil erst einmal genau ansehen.
Lob kam von mehrfach prämiertem Winzer
Als er ihn wenig später in Händen hielt, zeigte auch er sich angetan. „Dieses Design ist eine sehr behutsame Weiterentwicklung, kein Bruch.“ Der Bocksbeutel bleibe als Markenzeichen erkennbar.
Wichtig sei, so Fürst, dass der fränkische Wein eine Linie verfolge, vom Gutswein bis zum Spitzenwein. Die sei hier gegeben.
Artur Steinmann wollte derweil nicht ausschließen, dass es auch Skeptiker gibt, die die Notwendigkeit eines neuen Designs auf den ersten Blick nicht einsehen. „Doch das ist wie beim Auto: Ist das neue Modell erst einmal auf dem Markt, will recht schnell niemand mehr das alte.“
Voll des Lobes für die Winzer war in Veitshöchheim der bayerische Landwirtschaftsminister. Helmut Brunner würdigte die „Innovationsfreude“ der Winzer. Der Bocksbeutel stehe seit 1726 für Qualität aus Franken, in den vergangenen 15 Jahren habe man noch mal einen Sprung gemacht.
Die Flasche sei ein Werbeträger für ganz Bayern. Angesichts des gesellschaftlichen Trends hin zu mehr Regionalität gerade auch beim Essen und Genießen brauche den Winzern nicht bange zu sein.
Brunner zeigte sich auf Nachfrage überzeugt, dass dem Wein auch im Bierland Bayern genügend Beachtung geschenkt wird. Steinmann erinnerte daran, dass laut einer Statistik in München mehr Geld für Wein als für Bier ausgegeben werde. „Leider zu 70 Prozent für Weine aus Italien.“
Der neue Bocksbeutel soll helfen, das zu ändern.
Betrachtet man den neuen Bocksbeutel von der Seite und die modernen E-Loks (BR 101, ...) der Bahn von vorne, dann erkennt man gewisse Ähnlichkeiten.
Der flachere Bocksbeutel lässt sich ganz klar besser stapeln!
Wie gesagt, schade!
Mit Sicherheit net.
Aber der Weinbauverband muß
wider mal ageb.
Der alte wär die Jahrzehnt gut gewese!
Die allseits bekannten süffigen Roten aus Österreiche und Südtirol - ich nenne jetz mal kein Namen, die seit "Urzeiten" in der schlanken 0,75-Flasche angeboten wirden, sin in den letzten Jahren und Jahrzehnten hingegen immer besser geworden - meine ich jedenfalls!