Der neue Bocksbeutel PS ist aus Sicht von Paul E. Ritter ein Glücksfall für die fränkischen Winzer. Allein die Winzergenossenschaft Franken (GWF) hat laut ihrem Geschäftsführer seit Oktober 2016 über fünf Millionen Flaschen befüllt, momentan werde sogar im Zweischichtbetrieb gearbeitet.
Die Reaktionen auf Messen wie der ProWein, von Einzelhändlern und Kunden seien hervorragend. „Die kantige Flasche gefällt, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wir werden von vielen darum beneidet“, sagt Ritter. Mit neuen Wein-Linien wie Silentium, Frisch & Fruchtig oder Neugier (ein Jungwinzer-Silvaner-Cuvée) und einem einheitlichen Auftritt, was Logo, Etikett, Wappen und Website angeht, hat Ritter in seinen gut zwei Jahren bei Frankens größter Winzergenossenschaft mit über 1230 Hektar Rebfläche einiges in Bewegung gebracht.
Dass hinter vorgehaltener Hand vor allem aus den Reihen der Selbstvermarkter Kritik geübt wird, die GWF mache mit Preisen von 3,99 Euro oder gar 2,99 Euro Image und Wertigkeit des neuen Bocksbeutel PS kaputt, kann Ritter nicht nachvollziehen: „Unsere Qualität stimmt, sie wird vor jeder Füllung überprüft. Bei Blindverkostungen schneiden unsere Weine hervorragend ab.“
Viermal Gold, zweimal Silber habe die GWF kürzlich bei der internationalen Mundus-Vini-Trophy in Berlin geholt. Und einer der prämierten Weine sei vorher im Angebot für 2,99 Euro zu haben gewesen. „Das Ergebnis zeigt, was Winzer, Kellermeister und unser ganzes Team leisten“, unterstreicht Ritter. Man könne die Sache mit dem Bocksbeutel PS ja auch einmal aus anderer Warte betrachten: Kunden würden sich gelegentlich wundern, warum sie anderswo für vergleichbare Qualität erheblich mehr bezahlen müssten.
Preis ist nicht festgelegt
Der GWF-Geschäftsführer weist auch die munter kursierende Behauptung zurück, dass vom Verband festgelegt worden sei, Wein im neuen Bocksbeutel PS dürfe nicht unter fünf Euro verkauft werden. Das verneint auch Artur Steinmann. „Festgelegt sind hohe Qualitätsstandards, aber kein Preis“, sagt der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes auf Anfrage. Der Handel entscheide selbstständig, ob er Kampfpreise oder Lockangebote machen wolle.
Für die GWF war 2016 ein gutes Jahr: Rund 12,5 Millionen Flaschen (2015: 10,9 Mio) wurden verkauft, der Umsatz von 40 Millionen Euro sei „erfreulich“, die Aussichten gut. „Der schöne Herbst hat dem Lesegut geholfen, einen Schub gegeben, auch die Menge war gut. Deshalb wird das Traubengeld höher“, hat der Geschäftsführer eine frohe Botschaft für seine 1320 Haupt- und Nebenerwerbswinzer parat.
Beim Weinverkauf setzt die GWF stärker als bisher auf den neuen Onlineshop. Dafür schnürt Hanna Gauer alle 14 Tage neue Weinpakete. Dabei werden Anbaugebiete über Aktionen verknüpft, demnächst ist Iphofen an der Reihe. Die Kunden sollen mit ansprechenden Texten, Bildern und Videos in die Seite gezogen werden. „Dann per Mausklick zu bestellen, ist für eine wachsende Klientel selbstverständlich, Lieferservice ebenfalls“, so Ritter.
Gespannt ist der GWF-Geschäftsführer auf den Versuch, jetzt auch in Kitzingen einen Brückenschoppen zu etablieren. Schließlich ist das „Original“ auf der Alten Mainbrücke in Würzburg ein Renner. „Dort kommt bei den Touristen sehr gut an, dass wir im Bistro mainwein einen Bocksbeutel mit den Brückenheiligen anbieten“, erzählt Ritter.
Brückenschoppen in Kitzingen
In Kitzingen ist der Stadtmarketingverein federführend, Geschäftsführerin Claudia Biebl sucht schon länger nach Möglichkeiten, die Brücke zwischen der Altstadt und dem ehemaligen Gartenschaugelände zu beleben. Die GWF stellt bei dem Versuch, der im Juli startet, ihr Weinmobil zur Verfügung. Beteiligen werden sich laut Biebl auch die Kitzinger Winzer. Der Brückenschoppen wird immer von Donnerstag bis Sonntag ausgeschenkt, befristet ist der Versuch im Juli auf vorerst vier Wochen.
