Es wird mal wieder leidenschaftlich diskutiert in Weinfranken: Ist der neue Bocksbeutel PS nun der große Wurf, das Symbol für Innovation und Qualität? Oder ist er weder schön noch sinnvoll? Und obendrein auch noch teuer?
In diese Richtung zielt die schriftliche Anfrage des Freie-Wähler-Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen Fahn aus Erlenbach (Lkr. Miltenberg) an Helmut Brunner (CSU), die der Landwirtschaftsminister am 20. September beantwortet hat. Fahn fragt unter anderem, was die Entwicklung der neuen Flasche gekostet hat, ob die Winzer unterstützt werden bei der Umrüstung oder Erneuerung ihrer Abfüllanlagen, wie viele Flaschen vom Bocksbeutel PS abgefüllt wurden.
Aus Brunners Antwort lässt sich herleiten, dass die Entwicklung der neuen Flasche, inklusive zweier Musterserien und Öffentlichkeitsarbeit, zwischen 2012 und 2015 rund 50 000 Euro verschlungen hat. Dass Winzer für die Umrüstung keine Fördergelder bekommen, während eine neue Abfüllanlage wie üblich mit 25 Prozent bezuschusst wird. Passen musste Brunner indes bei der Abfüllmenge des neuen Bocksbeutel PS.
Die fränkischen Winzer sind in drei Gruppen gespalten: Die Skeptiker, die nichts ändern wollen, die Abwartenden, die den Markt beobachten und offen sind – und die Begeisterten, die vorangehen, den „Neuen“ bereits befüllt haben. Dazu gehört Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes. „Ein fantastisches Bild“ ergeben die neuen Flaschen im Weinregal, „das wird eine Erfolgsstory“, ist er überzeugt.
Lizenzen gefragt
Frankens Winzer hätten in den letzten Jahren kräftig investiert in die Qualitätssteigerung ihrer Weine, den Ausbau ihrer Weingüter und Vinotheken. „Und jetzt haben wir die Flasche, die perfekt dazu passt.“ Steinmann belässt es nicht bei Schwärmerei, verweist auf Zahlen. „Vor kurzem hatten 35 Betriebe die Lizenzvereinbarung unterschrieben, jetzt sind es 60. Und täglich werden es mehr.“
Für den 2016er Jahrgang erwartet der Winzer aus Sommerhausen, dass „acht bis zehn Millionen Flaschen“ mit dem Bocksbeutel PS befüllt werden, also deutlich über die Hälfte der rund 15 Millionen Bocksbeutel. Doch nicht alle sind so begeistert. 39 Cent kostet der neue Bockbeutel die Winzer – rund fünf Cent mehr als der alte. Ein Cent davon geht als Lizenzabgabe an den Weinbauverband. Das bestätigt Steinmann auf Nachfrage. Die Abgabe sei zur Refinanzierung der Entwicklungskosten vereinbart worden. „Jeder kann sich ja frei entscheiden, die neue Flasche zu nehmen – oder nicht.“
„Anfangs hieß es, der Neue wird nicht teurer“, beschwert sich ein Winzer gegenüber der Redaktion. Seinen Namen will er wie viele andere Kritiker nicht in der Zeitung lesen. Andere bemängeln „fehlende Transparenz und Kommunikation“ in den vergangenen Monaten. „Die Stimmung könnte bei vielen nicht schlechter sein“, sagt ein Winzer.
Einige fühlten sich lange Zeit schlecht informiert, kannten nur die zwei vom Weinbauverband versandten Musterflaschen – zu wenig, um zu testen, ob die eigene Abfüllanlage umgerüstet werden muss, gegebenenfalls die Kosten dafür zu kalkulieren und nötige Teile zu bestellen.
Andere beschäftigen sich mit praktischen Fragen: Das Juliusspital etwa hat ein Schultersiegel aus Glas an jedem Bocksbeutel, „eine Erfolgsgeschichte“, wie Weingutsleiter Horst Kolesch sagt. Er bezeichnet sich als „absoluter Fan“ des Bocksbeutel PS, die zeitgerechte Form werde sich durchsetzen. „Wir sind dabei, Tests mit dem Siegel und der neuen Flasche zu machen, dann wird man sehen, wie es aussieht“. In Schritt zwei gehe es um Produktion und Kosten. „Noch müssen wir leider abwarten.“
Eine andere Frage betrifft die Farbe: Rainer Sauer aus Escherndorf etwa füllt Wein nur in dunkelgrüne Bocksbeutel ab. „Noch wird diese Farbe nicht angeboten“, bedauert seine Frau Helga. „Wenn unsere Farbe und die benötigte Menge im März 2017 verfügbar sind, wären wir gerne dabei.“ Offen fürs Neue ist auch Björn Probst von der Domäne Castell. Warum das größte private Weingut Frankens dennoch derzeit nicht umstellt, habe mit praktischen Erwägungen zu tun. „Wir brauchen ohnehin eine neue Füllanlage. Jetzt die alte noch einmal umzurüsten, macht keinen Sinn.“
Menge und Verfügbarkeit seien weitere Kriterien für die Umstellung, dazu die Preisentwicklung beider Flaschen, weil der alte Bocksbeutel teurer werden könnte, wenn die Nachfrage sinkt. Als Traditionsweingut am Alten festzuhalten, sei indes nicht allein selig machend. „Es gibt uns bis heute, weil wir offen für Innovationen sind. Bei der Umstellung auf den Schraubverschluss gehörten wir zu den Ersten.“
Tod und Teufel
Dieses Stichwort greift auch Hermann Kolesch auf, einer der Väter des Bocksbeutel PS. „Damals wurde auch Tod und Teufel diskutiert. Der Markt hat letztlich entschieden.“ Und das werde auch beim Bocksbeutel PS der Fall sein. Der Verband wolle eine Vereinheitlichung der Farben, („wir hatten mal 37 verschiedene“) und Qualitätssicherung über die Flasche betreiben. „Es gibt klare Kriterien, was da rein darf und was nicht.“
Viele Winzer hätten in den vergangenen Jahren ihre besten Weine nicht mehr in den Bocksbeutel, sondern in andere Flaschen abgefüllt, es habe eine Absetzbewegung gegeben. „Jetzt machen wir etwas Neues, und dann ist es auch nicht recht“, tut sich der Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) schwer mit der aktuellen Debatte.
Kritik an den Entwicklungskosten der neuen Flasche weist er zurück. „Überlegen Sie mal, was schon alles über den Bocksbeutel PS in den Medien berichtet wurde – für Franken ist das unbezahlbar.“ Alleine die ganzseitige Berichterstattung in der „Süddeutschen Zeitung“ „hätte als Anzeige 70 000 Euro gekostet“.
Mein Fazit: Der neue Bocksbeutel hat eine elegante Form und wirkt moderner hochwertiger und einfach schöner, als der altbackene Vorgänger.
Natürlich sollte aber auch der Inhalt entsprechend erstklassig sein um dem neuen Gewand gerecht zu werden.
"Segen" is was ganz anderes, als ein wirtschaftlicher Gewinn und die prall gefüllten Geldsäcke von ein paar und an der Bevölkerungszahl gemessen verschwinden wenigen Weinmachern am Main. Und "für Franken" war das Urteil, das der anderen Gäste in GAP - s. meinen post oben - geradezu verheerend; von denen biegt von Norden oder Westen kommend sicher keiner mehr auf der in R'acker oder KT von der BAB ab, die geben beim nächsten mal Gas, um vorbei zu kommen. Und die Einheimischen (in GAP u. ganz OBB) trinken eh' ihren vertrauten und bekömmlichen Österreicher oder Südtiroler; da erbt der Franke sowieso keinen Blumentopf.
Ich habe Wein nach China mit der alten Form verschickt, da lagen die bei 1,5 kg. Schon vom Aussehen her schätze ich den schwerer ein!
Damit werden wir künftig Transportproblem haben (höhere Kosten)! Von daher wäre er nicht sehr gefällig. Gefallen tut er mit besser, aber der Inhalt entscheidet. Den können wir auch in Flaschen abfüllen lassen, wenn die Hülle den Wein unnötig verteuert.
Ich sage es mal gepflegt:"Wir liegen mit Frankenwein im Ausland, hinter Neuseeland, Frankreich u. innerhalb Deutschland sogar "Moselwein"!
Franken interessiert außerhalb der "Regionalität" kein Mensch!
Ich dachte, daß normalerweise gerade die besseren Weine in Bocksbeutel kommen.
So wie gewöhnlich jedes Jahr ...