Gegen 16.30 Uhr am vergangenen Mittwoch machte die Neuigkeit im Würzburger Einzelhandel langsam die Runde: Die 2G-Regel gilt nicht mehr. Beim Betreten eines Geschäftes in der Würzburger Innenstadt kommt eine aufgeregte Verkäuferin strahlend zur Tür gerannt. "Den Impfpass brauchen Sie nicht mehr zeigen. Das wurde gerade entschieden." Erst wenige Minuten zuvor hatte sie den Anruf von ihrer Chefin bekommen. Für sie und ihre tägliche Arbeit bedeutet das Erleichterung, sie freue sich über die Entscheidung, offiziell etwas dazu sagen möchte sie dann aber nicht.
Am Mittwochnachmittag hatte der Bayerische Verwaltungsgerichthof seine Entscheidung gefällt und die 2G-Regelung für den Einzelhandel vorläufig außer Kraft gesetzt. Ab sofort müssen Händlerinnen und Händler in Würzburg von ihrer Kundschaft keine Impfnachweise mehr kontrollieren. Geklagt hatte die Inhaberin eines Lampengeschäftes in Bayern und Recht bekommen. Bereits im Dezember wurde die 2G-Regel für den Textil- und Spielwarenhandel aufgehoben. Mit der Entscheidung am Mittwoch gelten nun die gleichen Regeln für den gesamten Einzelhandel.
Mehr Zeit für ausführliche Beratungsgespräche
Für Ansgar Latzel, Inhaber vom Würzburger Messerfachgeschäft "Schuchbauer" in der Schustergasse ist der Wegfall der 2G-Regelung eine deutliche Erleichterung und nicht nur für ihn, sondern auch für seine Kundschaft. "Wir haben ein sehr beratungsintensives Geschäft, da dauert ein Gespräch schnell mal eine Viertelstunde." Ihn freut es, dass seine Mitarbeitenden sich nun wieder voll und ganz auf das Beratungsgespräch konzentrieren können. "Oft musste man das Gespräch unterbrechen, wenn eine neue Kundin oder ein neuer Kunde kam, um den Nachweis zu kontrollieren."
Er hofft darauf, dass durch den Wegfall der 2G-Kontrollen nun auch wieder mehr Würzburgerinnen und Würzburger Lust auf einen Einkaufsbummel bekommen. Auch weil das Shoppen für sie ab jetzt wesentlich entspannter sei.
Eine große Erleichterung für die Würzburger Geschäfte
Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß", sieht die nun einheitlichen Regelungen für den gesamten Einzelhandel als Chance. "Das ist eine sehr große Erleichterung für die Würzburger Geschäfte." Die Verunsicherung über die aktuell geltenden Regelungen in den jeweiligen Läden sei damit erst einmal vom Tisch. "Dieses ständige Hin und Her sorgt für Verunsicherung und treibt die Menschen in den Onlinehandel." Er hofft, dass die 2G-Regelung nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft ausgesetzt wird.
Immer wieder habe es Streitigkeiten darüber gegeben, welche Geschäfte zu den Läden des täglichen Bedarfes zählen. "Aus diesem Grund überrascht mich die Entscheidung heute nicht", erklärt Weier. Die Entscheidung sei auch für die Würzburger Innenstadt wichtig. "Es fehlen im Vergleich zu 2019 ungefähr ein Drittel der Kundschaft."
Textileinzelhandel bereits seit Dezember von 2G-Regel befreit
Das Geschäft für Berufsbekleidung von Ignaz Grohganz ist schon seit Dezember von der Kontrolle der 2G-Regel befreit. "Das war natürlich für uns auch eine Erleichterung", erklärt eine Mitarbeiterin. Das deshalb jetzt wieder deutlich mehr Kundinnen und Kunden den Laden besuchen, habe sie allerdings nicht beobachten können. "Die Leute sind generell zurückhaltender. Das liegt auch an den gestiegenen Zahlen."
Im "Eckhaus Concept", einem Geschäft für Wohnaccessoirs, freut man sich vor allem über die nun einheitliche Regelung für den gesamten Einzelhandel. "Es war einfach nur noch ungerecht", sagt Birgit Oechsner, Inhaberin des Geschäftes. Weil man in Bekleidungs- und Spielwarengeschäften bereits seit mehreren Wochen keinen Impfnachweis mehr vorzeigen musste, Geschäfte wie ihres allerdings weiter kontrollieren sollten, sei die Aufhebung der 2G-Regelung nur richtig. "Wir haben jetzt wieder eine Arbeitskraft mehr zur Verfügung und können uns auf den Kundenservice konzentrieren."
Das ändert sich jetzt für Kundinnen und Kunden in Würzburg
Wer Lust auf einen Einkaufsbummel hat, muss ab sofort keinen 2G-Nachweis beim Betreten der Geschäfte vorzeigen. "Für die Kundinnen und Kunden ist das super. Für die Gastronomie ändern sich die Regeln nicht. Auch bestehen weiterhin die Abstandsregeln und die FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel. Würzburger Einzelhändler rechnen damit, dass sie sich nun wieder vollständig auf den Service ihrer Kundschaft fokussieren können. Ob damit zwangläufig auch die verkürzten Öffnungszeiten in der Innenstadt wegfallen und Geschäfte wieder wie vor den Pandemiezeiten bis 20 Uhr öffnen, ist aktuell nicht absehbar.