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Veitshöchheim
10. Bundeswehr-Panzerdivision Veitshöchheim soll bis 2025 "kaltstartfähig" sein: Wie kriegstüchtig ist die Truppe?
Im Ernstfall soll sie sofort los: Wie es in der 10. Panzerdivision um Material und Personal bestellt ist und was die Aufstellung der neuen Brigade 45 in Litauen bedeutet.
Soldaten am Panzer: Beim Tag der Bundeswehr im Juni 2023 präsentierte sich die Division in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Viele Besucherinnen und Besucher informierten sich über Waffensysteme und den Dienst in der Truppe.
Foto: Fabian Gebert | Soldaten am Panzer: Beim Tag der Bundeswehr im Juni 2023 präsentierte sich die Division in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:38 Uhr

Bei der Landes- und Bündnisverteidigung kommt ihr eine Schlüsselposition zu: Die 10. Panzerdivision des Heeres der Bundeswehr mit ihren 22.000 Angehörigen und ihrem Stabssitz in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) soll in Kürze voll einsatzbereit und "kaltstartfähig" sein. Zu Jahresbeginn 2025 sollen die Vorbereitungen dazu abgeschlossen sein, das Projekt trägt daher den Namen "Division 25".

Was ist der aktuelle Stand? Darum ging es in Veitshöchheim wenige Tage vor dem Kommandowechsel an der Divisionsspitze bei einem Pressegespräch mit dem bisherigen Kommandeur Generalmajor Ruprecht von Butler und seinem Nachfolger Generalmajor Jörg See. Antworten auf die wichtigsten Fragen: 

Welche Rolle spielt der Krieg in der Ukraine für die 10. Panzerdivision?

"Ohne den Kriegsbeginn in der Ukraine hätte es eine Division 25 nie gegeben", sagt Generalmajor von Butler. Im Mai 2022 sei der Auftrag erteilt worden, bis 2025 eine einsatzbereite Division herzustellen. "Das hat hier alles verändert", sagt von Butler, vor allem den Zeitplan. Ursprünglich sei von einer Division 27 die Rede gewesen, also einer vollen Einsatzbereitschaft im Jahr 2027.

"Etwas, das wir weit weg glaubten, ist wieder Realität geworden", sagt auch von Butlers Nachfolger Jörg See und nennt als Beispiel Würzburgs ukrainische Partnerstadt Lviv. Sie sei von Deutschland nicht so weit entfernt und erst kürzlich erneut von russischen Raketen attackiert worden. "Dieses Bewusstsein ist da, dass sich da etwas verändert hat. Wir in Uniform sind vielleicht die ersten, die gespürt haben: Hier tut sich was", sagt der neue Kommandeur. 

Kommando jetzt und bislang: Generalmajor Jörg See (links) und sein Vorgänger, Generalmajor Ruprecht von Butler, von der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim. 
Foto: Thomas Obermeier | Kommando jetzt und bislang: Generalmajor Jörg See (links) und sein Vorgänger, Generalmajor Ruprecht von Butler, von der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim. 

Was ist bisher bei der Umstrukturierung der Division erreicht?

Neben den vorhandenen drei Brigaden der Division mussten neue Divisionstruppen gebildet werden: Bataillone für Aufklärung, Pionierwesen, Artillerie, Fernmeldewesen und Versorgung. Dieser strukturelle Umbau ist laut von Butler abgeschlossen: "Ich bin stolz darauf, dass die Division zu etwa 85 Prozent alles hat, was sie braucht."

Kritisch seien noch fehlende Kapazitäten in der Flugabwehr und Defizite bei der Munition: Die Nato-Vorgabe eines Munitionsvorrates für 30 Tage sei noch nicht erreicht. Auch an Schützenpanzern, Artilleriesystemen oder Kampfpanzern fehle es. Die Waffensysteme seien zwar bestellt, müssten aber erst produziert werden. Die volle Einsatzfähigkeit der Division bis Jahresende werde zwar auch hier erreicht, aber zunächst zulasten von Nachbardivisionen, die mit militärischem Gerät aushelfen.

Wie ist es um die Kampffähigkeit der 10. Panzerdivision bestellt?

Dass die Division in einer möglichen militärischen Bedrohungslage handeln kann, zeigte sie im ersten Halbjahr 2024 bei der Nato-Großübung "Quadriga 24". Die Aufgabe der 10. Panzerdivision:  angesichts einer konkreten Bedrohung an der Nato-Ostflanke die Einsatzbereitschaft zu erhöhen und vollständig herzustellen. Geübt wurde insbesondere die Verlegung der Truppe zu Land, Wasser und in der Luft von Deutschland nach Litauen. Neben dem Test der Einsatzfähigkeit ging es bei der Übung laut Ruprecht von Butler auch um Abschreckung: "Wir waren dort bewusst laut und wollten, dass Russland das beobachtet. Wir haben gezeigt, dass wir etwas können und dass wir uns ganz sicher nicht verstecken müssen."

Wie ist es um die personelle Situation der Division bestellt?

Mit Blick auf das Personal zeigt sich der bisherige Kommandeur "zufrieden". Qualitativ gebe es "überhaupt keine Herausforderungen", sagt von Butler. Quantitativ liege die Besetzung im Schnitt bei 85 Prozent. Bei der Rekrutierung von Soldatinnen und Soldaten sei die Situation an den insgesamt 27 Divisionsstandorten sehr unterschiedlich. In Thüringen und Sachsen gebe es keine Probleme, in Baden-Württemberg beispielsweise sei es deutlich schwieriger, Fachpersonal zu finden. Dort stehe die Bundeswehr als Arbeitgeberin in Konkurrenz zu Weltmarktführern der Industrie.

Welche Bedeutung hat die dauerhafte Stationierung Bundeswehr-Brigade 45 in Litauen?

Die künftige Panzerbrigade 45 wird der erste Großverband der Bundeswehr sein, der dauerhaft im Ausland stationiert ist. Ihr Auftrag ist die Bündnisverteidigung der Nato im Baltikum. 4800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 zivile Beschäftigte werden dann in Litauen stationiert. Die Brigade soll bis 2027 voll einsatzfähig sein, es gibt bereits ein Vorauskommando in Litauen. Die Führung der künftigen Brigade hat derzeit das Kommando des Heeres, sie soll später der 10. Panzerdivision unterstellt werden. Der Zeitpunkt steht noch nicht fest und hängt laut von Butler unter anderem vom Aufbau der Infrastruktur mit Kasernen, Wohnungen und Schulen in Litauen ab.

Beim Abschluss der Großübung 'Quadriga 24' Ende Mai auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen: Ein Panzer der 10. Panzerdivision vom Typ Leopard 2 feuert, rechts ein Schützenpanzer Puma.
Foto: Torsten Schleicher | Beim Abschluss der Großübung "Quadriga 24" Ende Mai auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen: Ein Panzer der 10. Panzerdivision vom Typ Leopard 2 feuert, rechts ein Schützenpanzer Puma.

Wie bereitet sich die Division auf die neue Brigade vor?

"Wir haben ein starkes Auge auf die Brigade 45, weil sie absehbar zu den Kräften der 10. Panzerdivision gehören wird", sagt Generalmajor von Butler. Die Brigade werde "frühzeitig" in die Ausbildungs- und Übungsplanung der Division eingebaut. Die Kampftruppen der Brigade werden zum Teil aus bisherigen Bestandstruppen Heeres gebildet, darunter aus der 10. Panzerdivision das Panzergrenadierbataillon 122 mit Sitz in Oberviechtach in der Oberpfalz.

Neu gebildet werden ein Artillerie- sowie ein Versorgungsbataillon, eine Aufklärungs- und eine Stabs-/Fernmeldekompanie. Interesse am Dienst in der neuen Brigade ist laut von Butler in der Truppe vorhanden: "In jedem Verband der 10. Panzerdivision gibt es Freiwillige, die gern mit nach Litauen gehen würden."

 
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  • Alfred Neumann
    Der Fehler war, alles zu versilbern, was nicht angeblich nicht mehr gebraucht wurde. Nach dem Rückbau sind wir gezwungen jetzt wieder alles neu teuer zu bezahlen.

    Man hätte damals nicht über eine Aussetzung der Wehrpflicht, sondern ein zukunftsfähiges Konzept der Wehrhaftigkeit nachdenken sollen. Selbst Ältere beschweren sich, wenn Düsenjäger über unser Land fliegen oder kommen nicht mehr mit Kolonnenfahrten von Militär- oder Einsatzfahrzeugen zurecht. Das Vergessen scheint groß.
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  • Sebastian Außenhofer
    Richtig. Dies gilt auch für andere kritische Infrastruktur: Strom und Wasserversorgung sowie Bahn und Kliniken gehören nicht in private Habd. Qualität kostet und ist in diesen Bereichen für unsere Gesellschaft existenziell. Da darf man nicht gewinnorientiert agieren. Sonst kommt nur marode Infrastruktur raus.
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  • Klaus B. Fiederling
    was aber wenn es schon früher passiert als 2025?
    Ich habe Angst, dass der Irre in Russland doch noch ernst macht,
    jetzt erst recht, da ihn einige seiner Gefolgsleute nicht mehr gehorchen im Kreml.
    Es war der größte Fehler den Frau Merkel mit ihrem Minister für Bundeswehrangelegenheiten
    damals gemacht hatte, die Wehrpflicht abzusetzen.
    Es hat noch niemand geschadet, auch mir nicht, sich bei der Bundeswehr seine Hörner abzustoßen. Gehorsam und Dienstleistung zu lernen. Das können ja die wenigsten der jungen Leute noch. Nur noch Handy ...
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  • Sebastian Außenhofer
    Den zukünftigen Verlauf des Konflikts können nicht vorhersagen. Aber Sie können etwas tun gegen Ihre Angst: engagieren Sie sich bitte im Zivilschutz. Feuerwehr und THW können Unterstützung gebrauchen. Im Ernstfall ist es genauso wichtig funktionierende Panzer zu haben wie die Bevölkerung versorgen zu können. Wenn Sie wissen wie das Notstromaggregat funktioniert für die Trinkwasserversorgung ist schon viel gewonnen. Es muss ja nicht mal Krieg sein, Unwetter reichen ja auch.
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  • Dietmar Eberth
    Glauben Sie wirklich, daß ein paar Tausend Wehrpflichtige die Sicherheit von Deutschland verbessert? Das ist wie in der Privatwirtschaft, mit Zwang wird keine gute Arbeit geleistet und macht nur Ärger. Das gilt auch für die Bundeswehr. Was dagegen hilft: gute Arbeitsbedingungen und Bezahlung

    Und für das "abstoßen seiner Hörner" ist die Bundeswehr nicht zuständig. Bundeswehr ist viel zu wichtig und keine Erziehungsanstalt. Dafür ist das Elternhaus (und tw. das Schulsystem) zuständig. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr"
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  • Norbert Meyer
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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