zurück
Würzburg
Symbolträchtige Unterschrift ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs: Würzburg begründet Städtepartnerschaft mit Lwiw
Ein starkes Zeichen der Solidarität: Würzburg hat eine neue Partnerstadt - in der Westukraine. Wie die Zeremonie in Lwiw ablief und was jetzt geplant ist.
Würzburgs OB Christian Schuchardt und Lwiws Bürgermeister Andrij Sadovyj (Bildmitte) mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften aus Lwiw nach der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde am Donnerstag im Lwiwer Rathaus.
Foto: Torsten Schleicher | Würzburgs OB Christian Schuchardt und Lwiws Bürgermeister Andrij Sadovyj (Bildmitte) mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften aus Lwiw nach der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde am Donnerstag im ...
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Der Zeitpunkt hätte symbolträchtiger kaum sein können: Einen Tag, bevor sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zum ersten Mal jährt, hat die Stadt Würzburg mit der westukrainischen Stadt Lwiw eine Städtepartnerschaft begründet. Im Rathaus der 725.000-Einwohner-Stadt unterzeichneten Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Lwiws Bürgermeister Andrij Sadovyj an diesem Donnerstag die Partnerschaftsurkunden.

Selfie mit Bürgermeistern: Lwiws Bürgermeister Andrij Sadovyj, sein Würzburger Amtskollege Christian Schuchardt und Schüler aus Lwiw nach der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde. 
Foto: Torsten Schleicher | Selfie mit Bürgermeistern: Lwiws Bürgermeister Andrij Sadovyj, sein Würzburger Amtskollege Christian Schuchardt und Schüler aus Lwiw nach der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde. 

Die Gastgeberinnen und Gastgeber in Lwiw ließen im prächtigen klassizistischen Rathaus keinen Zweifel daran, dass sie der neuen Partnerschaft mit Würzburg große Bedeutung beimessen: An der Zeremonie im Sitzungssaal nahm neben der Stadtspitze auch der Stadtrat teil. Die Delegation aus Würzburg - neben Schuchardt und seinem Mitarbeiter Jacek Braminski auch die gebürtige Ukrainerin Julia Spivak und Tobias Winkler vom Verein "Liebe im Karton" - war am Mittwoch in Lwiw angekommen und hatte sich unter anderem über ein Herzensanliegen des Bürgermeisters informiert: das Nationale Rehabilitationszentrum "Unbroken", dessen Schwerpunkt derzeit die Versorgung von Verletzten des Krieges ist.

In das Rehabilitationszentrum "Unbroken" sind schon 200.000 Euro aus Würzburg geflossen

In den Ausbau des Zentrums, in dem – vom Kind bis zum Greis – kriegsverstümmelte Menschen ebenso versorgt werden wie Menschen mit anderen Körperschäden oder psychischen Beeinträchtigungen infolge des Krieges, sind bereits 200.000 Euro aus Würzburg geflossen, konkret in die Finanzierung eines Erweiterungsbaus. OB Schuchardt sagte in Lwiw nun weitere Unterstützung zu. 

Lwiw liegt rund 90 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, aktuell sind dort 150.000 Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten untergekommen. Bürgermeister Andrij Sadovyj hält die Unterstützung von Kommune zu Kommune für ausgesprochen wichtig und sagt: "Die Kooperation mit europäischen Städten ist für uns eine einzigartige Chance zum Überleben." Für Christian Schuchardt ist die neue Verbindung zwischen den beiden Städten "eine Partnerschaft für den Frieden, einen Frieden in Freiheit". Die gelte insbesondere für die nächste Generation.

"Es ist mir und vielen Menschen in Würzburg ein Bedürfnis, unsere Solidarität auszudrücken."
Christian Schuchardt, Oberbürgermeister von Würzburg

Vertreterinnen und Vertreter genau dieser Generation hatte die Stadt Lwiw zur Vertragsunterzeichnung ins Rathaus eingeladen: Schülerinnen und Schüler aus dem Deutschunterricht zweier Kiewer Lyzeen. "Es ist eine große Ehre, dass Sie zu uns kommen und uns unterstützen", sagte die 16-jährige Domenica auf deutsch zu Schuchardt und wollte wissen: "War es schwierig, die Entscheidung zu treffen, in Kriegszeiten in die Ukraine zu kommen?" Es sei ihm "und vielen Menschen in Würzburg ein Bedürfnis, unsere Solidarität auszudrücken", antwortete Schuchardt und nannte als Beispiel den mitgereisten Tobias Winkler, der mit "Liebe im Karton" bereits Hunderte Hilfstransporte in die Ukraine organisiert hat.

Würzburgs neue Partnerstadt: Die Altstadt im westukrainischen Lwiw ist geprägt von prächtigen historischen Bürgerhäusern.
Foto: Torsten Schleicher | Würzburgs neue Partnerstadt: Die Altstadt im westukrainischen Lwiw ist geprägt von prächtigen historischen Bürgerhäusern.

Beim Austausch von Urkunden und Städtefahnen soll es nun nicht bleiben, zumal die jetzt vereinbarte Partnerschaft bereits eine mehrjährige Vorgeschichte hat. Die Universität Würzburg pflegt bereits seit 2014 Partnerschaften mit Hochschulen in Lwiw, die Zusammenarbeit soll jetzt als ein Standbein der neuen Städtepartnerschaft weiter ausgebaut werden. 

Die Zusammenarbeit zwischen Würzburg und Lwiw war bereits kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges angebahnt worden. Nach Videokonferenzen mit beiden Stadtoberhäuptern war man sich im Frühjahr 2022 über die Begründung einer Städtepartnerschaft schnell einig geworden.

Komplett erhaltener historischer Stadtkern: Im Zentrum von Würzburgs neuer Partnerstadt Lwiw.
Foto: Torsten Schleicher | Komplett erhaltener historischer Stadtkern: Im Zentrum von Würzburgs neuer Partnerstadt Lwiw.

Neben der Städtepartnerschaft mit Lwiw soll es auch eine Beziehung zur 200.000-Einwohner-Stadt Luzk geben, die rund 150 Kilometer nordöstlich von Lwiw in der Oblast Wolhynien liegt. Hier ist eine Städtefreundschaft geplant: keine formale Städtepartnerschaft, sondern ein Zusammenschluss der Bürgerinnen und Bürger. Eine Städtepartnerschaft plant Luzk unterdessen auch - mit Schweinfurt. Eine entsprechende Absichtserklärung gibt es bereits, der Schweinfurter Stadtrat hat dem Vorhaben zugestimmt.

Lwiw

Lwiw, zu deutsch Lemberg, die Metropole der Westukraine mit großer historischer und kultureller Tradition, wurde 1259 erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt war viele Jahrhunderte unter polnischer und rund 150 Jahre (bis 1918) unter österreichischer Herrschaft. Nach 1945 gehörte Lwiw zur UdSSR (Ukrainische Sowjetrepublik), seit 1991 ist die Stadt Teil der unabhängigen Ukraine. 
Lwiw war über Jahrhunderte hinweg vom Zusammenleben verschiedener Ethnien geprägt und hat zudem eine große jüdische Tradition. Das von prächtigen Bürgerhäusern und Repräsentationsbauten geprägte historische Zentrum der Stadt ist Unesco-Weltkulturerbe. 
Quelle: tsc/Wikipedia
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Torsten Schleicher
Angriffskriege
Christian Schuchardt
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Kriegsschauplätze
Partnerstädte
Rathäuser
Solidarität
Stadt Würzburg
Ukraine-Russland-Krieg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • bacigalupo
    Städtepartnerschaften sollten auch Zeichen einer auf Frieden zielenden Einstellung sein. Insofern steht die Patnerschaft Würzburgs mit Lemberg für Frieden und nicht für Waffenlieferungen. Wäre unter diesem Aspekt nicht angebracht, endlich auch an eine Städtepartnerschaft Würzburgs mit einer russischen Stadt zu denken?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • freihold
    Gratulation vor allem an Würzburg und seinen OB Christian Schuchardt, gerade jetzt dieses wichtige Signal zu setzen. Das viel größere Lemberg mit seiner Tradition, Universistadt, bürgerliche Metropole nicht erst seit Zeiten der Habsburger Monarchie, bedeutender Wirtschaft und Kultur, Buchmesse und Tor der Ukraine zum Westen hätte sich sicherlich jede deutsche Metropole für eine solche Städtepartnerschaft aussuchen können. Ein Gewinn für beide Seiten, der aufhorchen lässt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mic.wegner@t-online.de
    Wenn in der Infobox schon auf die deutsche Schreibweise der Stadt hingewiesen wird, warum wird im Artikel der für deutsche Zungen schwer auszusprechende Name Lwiw und nicht einfach Lemberg verwendet?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mail@marc-stuermer.de
    Warum sprechen Sie als Deutscher nicht einfach Munich anstelle von München? Na? Dasselbe, nur genau anders rum!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Winfriedvath@web.de
    Wenn Sie nur lesen, aber nicht vorlesen, brauchen Sie den Namen ja nicht auszusprechen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Wieso nennen Sie die "Infobox" nicht "Informationskiste"?

    Mannmann, irgendeiner hat immer was zu meckern....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Winfriedvath@web.de
    Sagen Sie mal: Strč prst skrz krk.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • k.a.braun@web.de
    Was für eine wundervolle Nachricht! Möge diese Partnerschaft für beide Städte viel Gutes bringen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten