
Garten oder Parkplätze – auf diesen einfachen Nenner lässt sich eine Entscheidung reduzieren, die der Gerolzhöfer Stadtrat am Montag treffen soll. Es geht um die rund 500 Quadratmeter große, von einer Mauer umgebene Parzelle gegenüber dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG).
Pläne, auf dem Grundstück, auf dem zuletzt die Stadtgärtnerei zusammen mit Kindergartenkindern Gemüse angebaut und geerntet hat, zusätzlichen Parkraum entstehen zu lassen, geistern seit mehreren Jahren immer wieder mal durch den Stadtrat. Vergangenen September beschloss das Gremium, dort das Errichten von elf, womöglich gar 16 Parkplätzen planen zu lassen.
Die Pläne dürften zwischenzeitlich vorliegen. Zumindest sieht die Tagesordnung für die öffentliche Stadtratssitzung am 31. März ab 20 Uhr die Bekanntgabe der geschätzten Kosten für Veränderungen am Parkraum an der VG vor. Weiter soll eine Idee zur Umnutzung des Gartens zu einem Gemeinschaftsgarten vorgestellt werden. Und auch eine mögliche Änderung des für die Weiße-Turm-Straße geltenden Bebauungsplans steht auf dem Programm. Auf diesem wird der Garten nämlich als Grünfläche definiert. Bevor dort ein Parkplatz entstehen kann, müsste der Plan angepasst werden.
Mehrere Punkte hängen unmittelbar zusammen
Alle drei Punkte hängen zusammen, erläutert Bürgermeister Thorsten Wozniak auf Nachfrage dieser Redaktion. Und es käme noch ein weiterer hinzu, der den Ausgang der Entscheidung unmittelbar beeinflusse: eine Grundstückssache im Umfeld des VG-Gebäudes. Über diese habe der Stadtrat zuvor zu entscheiden, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Die Idee eines von Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam bewirtschafteten Gartens, der noch Platz ließe für das Kindergarten-Gärtnern, beruht auf einem Entwurf von Angela Leopold und Sabine Ditterich. Diesen haben die beiden Gerolzhöferinnen dem Bürgermeister im November 2024 während eines Gesprächs vorgestellt, wie sie berichten. Auch an die Mitglieder des Stadtrats wurde der Vorschlag zur Zukunft des historischen Gartengrundstücks im Herzen der Altstadt verschickt.
Wie sie es in dem Begleitbrief an die Stadtratsmitglieder formulieren, stellen sich Leopold und Ditterich vor, im Garten an der VG ein "Urban-Gardening-Projekt" zu verwirklichen. Dieses soll Anwohnerinnen und Anwohnern der Innenstadt die Möglichkeit bieten, "auf einer kleinen Parzelle selbst zu gärtnern". Es soll ein gemeinschaftliches Projekt entstehen, das Raum für Begegnungen, Umweltbildung und nachhaltiges Gärtnern schafft.
Gemeinsames Gärtnern liegt im Trend
Die beiden sehen im Gemeinschaftsgärtnern einen Trend, wie sie im Gespräch mit dieser Redaktion erläutern. Auch die Wartelisten für das Pachten von Schrebergärten in Gerolzhofen sei lang, sagt Ditterich, die Volkshochschulkurse für Gemüse- und Kräuteranbau anbietet, die auf reges Interesse stießen.
Noch etwas spricht aus Sicht der Frauen für einen Gemeinschaftsgarten in der Stadt: Für solche Projekte gebe es zunehmend Fördermöglichkeiten. Es existierten beispielsweise mehrere Stiftungen, die das Gärtnern in städtischen Räumen finanziell unterstützten. Auf diese Weise ließen sich womöglich auch Kooperationsprojekte mit Schulen verwirklichen.
Wobei ein Gemeinschaftsgarten an fehlendem Geld ohnehin nicht scheitern dürfte. Die Kosten dafür beliefen sich auf wenige Tausend Euro, schätzen Leopold und Ditterich. Die notwendige Infrastruktur fürs Gärtnern sei auf dem Grundstück weitgehend vorhanden. Es fehlten in erster Linie Werkzeuge, Schubkarren, Komposter und Wege. "Das kommt auf jeden Fall bedeutend günstiger als das Zupflastern des Gartens, um dort Parkplätze anzulegen", sagt Leopold. Tatsächlich war im Stadtrat zuletzt eine geschätzte Summe von 100.000 Euro zu hören – ohne Steuern.
Sie möchten mit ihren Argumenten überzeugen
Den beiden Frauen geht es eigenen Worten nach darum, mit vernünftigen Argumenten davon zu überzeugen, dass der Erhalt und die geplante Aufwertung des Gartens mehr Wert für die Menschen vor Ort schafft, als Parkraum. Dieser sei ihrer Ansicht nach im unmittelbaren Umfeld der Altstadt ohnehin ausreichend vorhanden.
Bürgermeister Wozniaks Eindruck ist ein anderer. Seiner Aussage nach zählt der Ruf nach mehr Parkplätzen zu den drängendsten Problemen, mit denen er ständig konfrontiert werde. Nicht nur seitens der Geschäftswelt. Auch Anwohnerinnen und Anwohner der Altstadt wünschten sich mehr Parkplätze.
Deshalb tendiere er persönlich auch dazu, auf geeigneten Flächen im Stadtzentrum – von denen es nicht viele gäbe – Parkplätze zu schaffen. Trotzdem nennt er einen Gemeinschaftsgarten eine "super Idee" und einen plausiblen Vorschlag für das Grundstück.
Mehr Parkraum auf bereits versiegelter Fläche
Leopold und Ditterich kennen die Argumente pro Parkraum. Deshalb haben sie sich Gedanken gemacht, wie auf dem vorhandenen VG-Parkplatz mehr Stellplätze entstehen könnten. Ihr Entwurf sieht vor, dass durch den Abriss von Garagen am östlichen Rand des Parkplatzes und durch Umplanen vorhandener Stellplätze bis zu 16 zusätzliche Parkplätze entstehen könnten – auf bereits versiegelter Fläche.
Über das Für und Wider dieser Ideen hat der Stadtrat am Montagabend zu diskutieren.