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Gerolzhofen
Zum Jahresende ist Schluss: Warum die Stadt-Apotheke in Gerolzhofen schließen wird
Der Inhaber des traditionsreichen Geschäfts am Gerolzhöfer Marktplatz hat das Aus bekannt gegeben. Damit endet zugleich eine mehr als 300-jährige Geschichte.
Die Stadt-Apotheke in dem stattlichen barocken Bürgerhaus am Marktplatz wird zum Jahresende ihre Tür dauerhaft schließen. Es ist das Ende einer mehr als 300 Jahre alten Einrichtung in Gerolzhofen.
Foto: Stefan Pfister | Die Stadt-Apotheke in dem stattlichen barocken Bürgerhaus am Marktplatz wird zum Jahresende ihre Tür dauerhaft schließen. Es ist das Ende einer mehr als 300 Jahre alten Einrichtung in Gerolzhofen.
Bassel Matar
 und  Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 22.11.2024 02:40 Uhr

Zum Jahresende ist die Stadt-Apotheke in Gerolzhofen Geschichte. Mit wenigen Zeilen, auf einem schlichten Zettel an der Eingangstür, hat Apotheker Zalán Eperjessi, der demnächst in den Ruhestand geht, die Schließung zum 31. Dezember angekündigt. Als Grund für die Schließung gibt er an, dass er keinen Nachfolger gefunden hat.

Im sozialen Netzwerk Facebook wird das Ende des Traditionshauses schon eifrig diskutiert und zugleich bedauert. "Und wieder ein Stück weniger in Geo ... schade", schreibt eine Kommentatorin in der Gruppe "Gerolzhöfer fragen Gerolzhöfer". Ein anderer meint dazu: "Die Stadt-Apotheke gehört in Geo einfach dazu. Wirklich traurig."

Eine mehr als 300 Jahre lange Geschichte

Es ist die zweite Apotheke in der Stadt Gerolzhofen, die binnen sechs Jahre ihre Türe schließt. Im Juli 2018 hatte Irmgard Böhm die St. Michael-Apotheke in der Marktstraße geschlossen. Sie ging damals ebenfalls in den Ruhestand – und auch sie fand keinen Nachfolger.

Mit einem Aushang an der Eingangstür der Stadt-Apotheke informiert der Inhaber über das Aus zum Jahresende.
Foto: Stefan Pfister | Mit einem Aushang an der Eingangstür der Stadt-Apotheke informiert der Inhaber über das Aus zum Jahresende.

Die Geschichte der Stadt-Apotheke reicht mehr als 300 Jahre zurück, wie ein Blick ins Stadtarchiv verrät. Im Jahr 1690 ließ sich der erste Apotheker, Johann Wilhelm Pflüger, in Gerolzhofen nieder, jedoch nur für kurze Zeit. Wo sich diese Apotheke befand, ist nicht bekannt.

Schon drei Jahre später übernahm Johann Konrad Fuchs die Konzession für eine Offizin, wie Apotheken früher genannt wurden. Er verließ jedoch bald wieder Gerolzhofen, weil er einen Alleinverkauf von Medikamenten gefordert hatte, sich damit aber nicht gegen die konkurrierenden Bader durchsetzen konnte.

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Erst 75 Jahre später siedelte sich wieder ein Apotheker in Gerolzhofen an: Hermann Josef Schweitzer aus Haßfurt richtete 1776 seine Apotheke in der damaligen Langen Gasse (heutige Salzstraße) ein, in einem Haus, das viel später als Volksbank-Gebäude bekannt wurde; 1796 zog Schweitzer dann in das Gebäude am Marktplatz um, das bis heute die Stadt-Apotheke beherbergt. Selbst im "Häuserbuch des Stadtarchivs Gerolzhofen" wird gerätselt, ob das barocke Bürgerhaus mit Mansardendach kurz vor dem Kauf durch den Apotheker erneuert oder sogar erst errichtet worden war. 

Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart

Die Gerolzhöfer Stadt-Apotheke hatte damals ein genau abgegrenztes Versorgungsgebiet zu anderen Apotheken im Umland: im Norden grenzte das Gebiet an Sulzheim, im Westen reichte es bis nach Volkach, im Süden bis nach Prichsenstadt und im Osten bis zur Apotheke in Untersteinbach.

Während der drei Jahrhunderte ihres Bestehens erlebte sie zahlreiche Besitzerwechsel. Nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1956 bis 1994, betrieben zunächst Bärbel Heim und Helga Kern die Stadt-Apotheke. Nachdem Apotheker Ernst Maier seit 1985 dort als Angestellter tätig war, übernahm er im Februar 1994 das Traditionshaus als Pächter. 2013 verstarb er nach langer Krankheit im Alter von nur 52 Jahren. Zuletzt führte die Stadt-Apotheke Zalán Eperjessi, der nun zum Jahresende in Ruhestand gehen wird.

Damit endet eine Ära in Gerolzhofen. Ob die Stadt-Apotheke vielleicht doch noch einmal öffnet, unter einem neuen Pächter, oder ob es schon Pläne für eine andere Geschäftseröffnung in dem Haus gibt, und wie die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach der Schließung aussieht, das alles bleibt zunächst unklar. Fragen der Redaktion wollte der Apotheker zumindest derzeit nicht beantworten.

 
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