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Schweinfurt
Wut und Sorge: So reagiert das Netz auf die "Spaziergänger" von Schweinfurt
Die Protestaktionen in Schweinfurt bringen im Netz unterschiedliche Reaktionen hervor. Während die Mehrheit die "Spaziergänge" scharf kritisiert, verschärft sich der Ton.
Am Sonntag zogen erneut tausende Personen durch die Schweinfurter Innenstadt und protestierten unangemeldet gegen die derzeitigen Corona-Maßnahmen und eine Impfpflicht. Im Netz gab es zahlreiche Reaktionen auf die Aktionen.
Foto: Oliver Schikora | Am Sonntag zogen erneut tausende Personen durch die Schweinfurter Innenstadt und protestierten unangemeldet gegen die derzeitigen Corona-Maßnahmen und eine Impfpflicht.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 29.02.2024 02:13 Uhr

Die unangemeldete Demonstration, an der am Sonntag 2000 Personen gegen die Corona-Maßnahmen in Schweinfurt demonstriert haben, beschäftigt die Menschen in der Region und im Netz. Nachdem 600 Personen zunächst friedlich durch die Stadt gezogen waren, kam es am Abend in Schweinfurt zu Gewalt gegen Polizeibeamte und zu mehrere Verhaftungen mitsamt Verurteilungen.

Im Internet lösten die Aktionen eine Welle der Entrüstung und des Unverständnisses gegenüber den als Spaziergängen ausgegebenen Protestmärschen aus. In den Kommentarspalten zu den Berichten dieser Redaktion und in Leserbriefen kritisieren Bürgerinnen und Bürger die Aktionen scharf und machen ihren Frust darüber deutlich. "Dazu fällt mir eines ein: Fassungslosigkeit", kommentiert eine Userin bereits den ersten Protestmarsch am 6. Dezember. "Einfach irre - ohne Maske und mit Kindern, kaum glaubhaft!", schreibt ein anderer.

Auch die Polizei stand im Zuge des ersten "Spaziergangs" in der Kritik. "Die Polizei lässt sich vorführen. Bekommt nichts von der Mobilisierung mit und kann dann den massenhaften Verstößen nur zusehen oder will nicht eingreifen", kommentiert ein User den Ablauf der Aktion am entsprechenden Abend unter einem Artikel.

Nachdem die Polizei beim zweiten Protestmarsch am vergangenen Sonntag mit einem deutlich größeren Aufgebot reagierte und die Innenstadt abgesichert hatten, zeigten sich viele dankbar und lobten das Vorgehen. "Dieses harte Durchgreifen war lange überfällig. [...] Insofern ein Lob an die Polizei und die anderen Ermittlungsbeamten", schreibt ein User.

Organisiert werden die unangemeldeten Demonstrationen über Telegram, einem Nachrichtendienst, der als wichtigste Online-Plattform und Sammelbecken für Querdenker, Corona-Leugner und Impfgegner gilt. In verschiedenen lokalen und überregionalen Gruppen organisieren sich dort die Menschen, teilen Falsch-Meldungen über die Impfung und rufen zur Teilnahme an neuen "Spaziergängen" auf.

In ihrer Gruppe feiern die "Spaziergänger" ihre Aktion als "Erfolg", verharmlosen die Gewaltaktionen gegenüber der Polizei oder verleugnen sie sogar. Auf Facebook und in anderen Sozialen Netzwerken werden die Kommentare in den Spalten sichtlich aggressiver. Auffällig ist jedoch auch: Vereinzelte Teilnehmer in den Telegramgruppen befürworten zwar die Proteste, distanzieren sich jedoch von der Gewalt gegenüber der Polizei oder kritisieren gar Falschaussagen. Auch ist es hier zumeist eine Minderheit derselbe Userinnen und User, die sich in den Chats vermehrt schriftlich und lautstark äußert. 

Politiker und Bürger besorgt über steigende Aggressivität

Die zunehmende Aggressivität und Radikalität der Proteste bereitet den Menschen außerhalb des Internets aber auch immer mehr Sorge. So wendete sich der Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt Sebastian Remelé (CSU) am Montag in einer Videobotschaft an die Bürgerinnen und Bürger. Er appelliert darin eindringlich an die Menschen in der Stadt und der Region, nicht an weiteren "Spaziergängen" teilzunehmen. "Diese Exzesse sind nicht mehr vom Grundrecht der Versammlungsfreiheit gedeckt", betont Sebastian Remelé im Video.

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Ein Leser wandte sich in einem Leserbrief an diese Redaktion. Darin zeigt er sich sichtlich besorgt, gar bedroht von der derzeitigen Entwicklung und Radikalisierung der Proteste. "Es ist leider ein sehr kleiner Teil unserer Bevölkerung, der versucht unseren Staat aus den Fugen zu bringen. Ich sehe mich durch rechtes Gedankengut und Querdenker bedroht." Er sorge sich zudem um seine Kinder und Enkel, deren unbeschwerte Lebensweise dadurch bedroht werde. 

"Ihr seid nicht die Merheit"

In zahlreichen Kommentaren wird ebenfalls deutlich, dass die Mehrheit hinter Maßnahmen und Impfungen steht. "Ihr seid nicht die Mehrheit. Aber ihr gefährdet durch euer ignorantes Verhalten alle. Und dafür habe ich überhaupt kein Verständnis mehr", schreibt ein User unter einem Artikel.

"Wer mitten in einer Pandemie lebt, die vollen Krankenhäuser und die dramatischen Situationen in Altenheimen sieht und nicht verstehen will, warum diese Maßnahmen notwendig sind und dann noch von Machtergreifung faselt, der steht tatsächlich abseits unserer Demokratie und unserer Werte", schreibt ein anderer. 

Für Sonntag wurden in den Telegramgruppen bereits weitere Protestmärsche angekündigt.

 
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