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Schweinfurt
Wohnen in der Schweinfurter Innenstadt: Wie die Familie Döring das heruntergekommene Spital zu einem Schmuckstück machte
Das Gebäude am Anton-Niedermeier-Platz ist das wahrscheinlich älteste noch erhaltene in Schweinfurt. Beim Tag des offenen Denkmals stand es für alle offen.
Patrick Döring und seine Frau Sabrina sanierten mit Unterstützung der Denkmalpflege eines der ältesten Schweinfurter Häuser, das schon 1364 gebaut wurde. Nun entstehen dort fünf neue Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten.
Foto: René Ruprecht | Patrick Döring und seine Frau Sabrina sanierten mit Unterstützung der Denkmalpflege eines der ältesten Schweinfurter Häuser, das schon 1364 gebaut wurde. Nun entstehen dort fünf neue Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 13.09.2024 02:33 Uhr

Es ist eine Zahl, die man so nicht erwartet: 170 Baudenkmäler gibt es derzeit noch in Schweinfurt, obwohl die Stadt im Zweiten Weltkrieg durch Bombardierung massive Schäden davon trug und sehr viel alte Bausubstanz zerstört wurde. Echte Schmuckstücke gibt es also immer noch. Am Tag des offenen Denkmals konnte man ein ganz besonderes Gebäude am Anton-Niedermeier-Platz bewundern.

Sabrina und Patrick Döring haben dort eines der ältesten und bedeutendsten Schweinfurter Gebäude in den vergangenen zwei Jahren zu einem echten Schmuckstück umgebaut. Mit viel Liebe zum Detail, Gefühl für den Erhalt historischer Bausubstanz und guter Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Die Dörings haben das Haus vor zehn Jahren gekauft, intensiv gemeinsam mit der städtischen Bauverwaltung und der Denkmalpflege den Umbau geplant. Entstanden sind nun fünf Wohnungen in den Obergeschossen und zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss.

Für die Denkmalpflege ist das Gebäude ein Schatz, denn es ist die Keimzelle der Hospitalstiftung und in seiner faszinierenden Verwinklung voller spätgotischer Baureste, die man fast gar nicht mehr in Schweinfurt findet. Seit 1364 ist das Haus urkundlich belegt, wurde 1554 im zweiten Stadtverderben während des zweiten Markgrafenkrieges zerstört und danach bis 1612 wieder aufgebaut.

Wohnungen und Gewerbeeinheiten sind bis Anfang 2025 bezugsfertig

Noch ist nicht alles fertig, ist der Ausbau der Wohnungen und der beiden Gewerbeeinheiten in den letzten Zügen. Bis Ende des Jahres, so Patrick Döring, geht er davon aus, dass die ersten Mieter einziehen können. Das Interesse, das Haus zu besichtigen, ist derweil groß, immer wieder wird Döring beim Tag des offenen Denkmals angesprochen auf Details im Haus, auf den Verlauf der Bauarbeiten, auf die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege.

Modern und alt nebeneinander: Blick in eine der neuen Wohnungen im Obergeschoss.
Foto: René Ruprecht | Modern und alt nebeneinander: Blick in eine der neuen Wohnungen im Obergeschoss.

Ein Satz kommt wie aus der Pistole geschossen: "Ich würde es jederzeit wieder machen." Für den Familienvater, der aus dem Raum Fulda stammt, in Schweinfurt studierte und dort seine Frau kennenlernte, geht es vor allem darum, die Städte zu beleben. "Alte Gebäude machen ihren Charme aus", ist er überzeugt. Die Zusammenarbeit sowohl mit der städtischen Bauverwaltung, der Sanierungsstelle der Stadt mit Leiter Hans Hatos sowie dem Landesamt für Denkmalpflege sei "richtig toll, immer konstruktiv, man hätte es sich nicht besser wünschen können".

"Ich würde es jederzeit wieder machen."
Patrick Döring.

Natürlich sei es ein Geben und Nehmen, so Döring, aber herausgekommen seien "gute Kompromisse", unter anderem habe man auch einen Fahrstuhl für die auf drei Stockwerken verteilten fünf Wohnungen einbauen können. Diese sind zwischen 28 und 58 Quadratmeter groß, in den kommenden Wochen gibt es an vier Wohnungen noch Balkone. Geeignet sind sie sowohl für Studenten als auch Alleinstehende, die gerne in der Stadt wohnen.

Im Bereich der Wohnungen wurde auch ein Aufzug ermöglicht, damit diese auch barrierefrei erreichbar sind.
Foto: René Ruprecht | Im Bereich der Wohnungen wurde auch ein Aufzug ermöglicht, damit diese auch barrierefrei erreichbar sind.

Alter Steinboden war unter 15 Zentimeter Dreck verborgen

Natürlich war der Umbau von zahlreichen Überraschungen geprägt, viele gleichwohl positiv. Zum Beispiel entdeckte man in einem der ältesten Gebäudeteile, dem Gewölbe im Erdgeschoss, mit Teilen der alten Kirchenmauer, unter 15 Zentimeter Erde und Dreck den alten Steinboden. Der wurde aufbereitet und wieder eingesetzt, ein Schmuckstück. Wie die Treppe aus der Barockzeit, die erhalten wurde und als Verbindung zwischen Erdgeschoss und erstem Stock in der zweiten Gewerbeeinheit fungiert.

Beim Tag des offenen Denkmals interessierten sich viele Bürgerinnen und Bürger dafür, was die Familie Döring aus dem alten Spitalgebäude am Anton-Niedermeier-Platz gemacht hat.
Foto: René Ruprecht | Beim Tag des offenen Denkmals interessierten sich viele Bürgerinnen und Bürger dafür, was die Familie Döring aus dem alten Spitalgebäude am Anton-Niedermeier-Platz gemacht hat.
Gelungene Symbiose von Alt und Neu. 
Foto: René Ruprecht | Gelungene Symbiose von Alt und Neu. 

Das Gewölbe wird öffentlich nutzbar sein, so Döring. Man wolle es für Taufen, Geburtstage oder kleine Ausstellungen vermieten, es gibt auch eine Toilette und eine kleine Küche. Die andere Einheit im Erdgeschoss nutzt die KLT Innovationfactory aus Schweinfurt als Forschungs- und Entwicklungszentrum für Kunststoffe, Künstliche Intelligenz und Robotik. KLT Hummel Plastic ist ein 1963 gegründetes Familienunternehmen mit 85 Mitarbeitenden in Schweinfurt.

Das Spitaltor in Schweinfurt wurde bereits 1869 abgebrochen  

Das Gebäude am Anton-Niedermeier-Platz steht im Übrigen an einer historisch bedeutsamen Stelle. Denn hier, direkt neben der Heilig-Geist-Kirche und gegenüber dem vhs-Gebäude in der Schultesstraße, lässt sich die Entwicklung Schweinfurts zu einer Industriestadt Ende des 19. Jahrhunderts sehen.

Ein Foto des früheren Spitaltors, das in der heutigen Schultesstraße zwischen der Musikschule und der Heilig-Geist-Kirche stand.
Foto: Peter Hofmann | Ein Foto des früheren Spitaltors, das in der heutigen Schultesstraße zwischen der Musikschule und der Heilig-Geist-Kirche stand.

Dass hier im Grunde sich das ganz alte Schweinfurt widerspiegelt, sieht der Betrachter wegen der Galeria-Kaufhof-Garage und dem sonstigen Umfeld nicht auf den ersten Blick. Einstmals stand das Spitaltor an dieser Stelle. Bis ins späte 19. Jahrhundert hat es zwischen Heilig-Geist-Kirche und dem Alten Friedhof die Stadt begrenzt. Um die neuen Industrieanlagen im Westen der Stadt zu erschließen, hatten die Schweinfurter selbst damals den Stadtgraben zugeschüttet und das Tor samt Turm und Brücke zerstört, um Platz für eine breitete Straße zu schaffen.

Der Garten neben den noch sichtbaren Resten der einstigen Bastei aus dem Dreißigjährigen Krieg gehört zum Pfarrhaus Heilig-Geist. Dort gibt es auch einen mutmaßlich 700 Jahre alten Gewölbekeller des Vorvorgängerbaus mit einem unterirdischen Gang zu einem Turm, der später für den Neubau des einstigen Horten (später Galeria Kaufhof) weichen musste.

Die Treppe aus der Barockzeit wurde erhalten und dient als Verbindung zwischen Erdgeschoss und erstem Stock in der zweiten Gewerbeeinheit. 
Foto: René Ruprecht | Die Treppe aus der Barockzeit wurde erhalten und dient als Verbindung zwischen Erdgeschoss und erstem Stock in der zweiten Gewerbeeinheit. 
 
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