Hält der Wildpark an den Eichen in Schweinfurt seine Tiere artgerecht? Zwar ist die Anlage bei Familien, Kindern und Jugendlichen in und über die Region Schweinfurt hinaus ein beliebtes Ausflugsziel. Laut der Stadt Schweinfurt, die den Park finanziell trägt, besuchen jährlich über 600.000 Menschen den Park. Doch der Wildpark hat nicht nur Fans, sondern auch Kritiker.
In der Vergangenheit wurde er mehrmals von Leserinnen und Lesern der Main-Post kritisiert, unter anderem nach der Berichterstattung zum Verbot des Kükentötens, das auch die Anlage in Schweinfurt betrifft. "Wildtiere gehören in die Freiheit", schreibt beispielsweise einer der Leser. Ein anderer fragt sich, ob es überhaupt notwendig ist, Tiere in Gefangenschaft zu halten oder ob es nicht ausreicht, diese beispielsweise per Webcam zu beobachten.
Auch die Tierschutzorganisation Peta steht dem Wildpark kritisch gegenüber, wie eine Nachfrage der Redaktion ergeben hat. Laut der Organisation sollen Tiere nicht zur Unterhaltung dienen oder gar zur Schau gestellt werden. Und die Haltung von Vögeln in Volieren sei schlichtweg grausam. Doch was sagt der Wildpark zu der Kritik? Und was unterscheidet die Anlage überhaupt von einem Zoo? Im Interview mit dieser Redaktion geht Thomas Leier, Leiter der Wildparks, auf die Vorwürfe ein.
Thomas Leier: Vorne weg, der Wildpark ist eine kulturelle Freizeit- und Erholungseinrichtung, die eine den modernen Standards der Tiergartenbiologie entsprechende Haltung und Präsentation von Wildtieren mit der naturkundlichen Bildung und Erholung der Besucher verbindet. Ja, die Tiere im Wildpark Schweinfurt befinden sich in menschlicher Obhut. Dies ist prinzipiell ein Diskussionspunkt, denn es ist eine ethische Frage, ob und zu welchem Zweck Tiere gehalten werden. Für uns ein sehr wichtiger Punkt ist unser Umweltbildungsauftrag. Wir haben dementsprechende Didaktik an den Anlagen, haben zusätzlich einen Informationsparcours. Man kann sich hier über Tiere informieren und muss nicht in deren tatsächlichen Lebensraum eindringen. Hier sehen Kinder die Tiere aus nächster Nähe und finden dadurch einen Zugang, ein Fenster zur Natur. Wir beteiligen uns indirekt, als Mitglied im Deutschen Wildgehege-Verband, an diversen Forschungsaktivitäten, beispielsweise Artenschutzprogrammen. Sollten wir, so hoffe ich, in den nächsten Jahren Gänsegeiernachwuchs bekommen, versuchen wir diese über ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm auszuwildern. Unsere tägliche Arbeit wird bestimmt durch die Verantwortung gegenüber dem Leben der uns anvertrauten Tiere.
Leier: Wir haben bei jeder im Wildpark gehaltenen Tierart gesetzliche Vorgaben, beispielsweise die Leitlinien für eine tierschutzgerechte Haltung von Säugetieren in Gehegen. Darin werden zur verhaltensgerechten Unterbringung Mindestflächen und Raummaße pro adultem Tier definiert. Bei allen Anlagen im Park, so zum Beispiel bei den Luchsen oder den Elchen, liegen wir bei weitem über den gesetzlich definierten Mindestanforderungen. Wichtiger als die sogenannte "Bandmaßzoologie", also Hauptsache große Anlagen, ist eine gewisse Struktur in der Anlage. Diese ist auf die jeweilige Tierart abgestimmt.
Leier: Unsere Tiere haben die Wahl, will ich nah bei den Besuchern sein oder weiter entfernt. Sie können entscheiden, ob sie hoch oder tief liegen möchten, in der Sonne oder im Schatten, in kühleren oder wärmeren Bereichen.
Leier: Das gibt es in Tierhaltungen und das gab es auch bei uns. Aber dies können wir durch strukturierte Gehege oder das Steuern von Funktionskreisen und Aktivitätszyklen – also Aktivitätsphasen und Ruhephasen – ausschließen. Beispielsweise streuen wir Getreide in die Luchsanlage, um Mäuse anzulocken. Die Luchsanlage ist oben offen, hierdurch kommen Vögel oder Eichhörnchen ins Gehege, somit können die Luchse ihren Beutetrieb ausleben. Prinzipiell ist die Natur grausam. Tiere müssen, um zu überleben, Nahrung generieren und das geht bei Fleischfressern eben nur dadurch, dass sie ein anderes Tier erlegen.
Leier: Alle Tiere in der freien Natur haben tagsüber viele Ruhephasen. Jede unnötige Bewegung verbraucht Energie, die wiederum durch Aktivität, also jagen, aufgefüllt werden muss. Ein Elch ist ein Wiederkäuer, er legt sich zum Verdauen viele Stunden am Tag hin, und "lässt den Herrgott einen guten Mann sein". Eine Eule zum Beispiel überblickt den größten Anteil des Tages, gerne von hoher Warte aus, das Gelände. Sie bewegt sich nur, um zum Beispiel Paarwerbung zu betreiben, um zu Balzen, für die Fortpflanzung, zur Jungenaufzucht und vor allem, um Nahrung zu generieren. Das können sie hier zum Teil auch, wenn sie wollen.
Leier: Elche gab es schon immer in Deutschland. Der Mensch hat sich aber, Stichwort Eigennutzmaximierung, weiterentwickelt. Er hat den Wald und damit auch den Lebensraum von Elchen, Luchsen und Wölfen zurückgedrängt. Irgendwann gab es die Tiere, da Nahrungskonkurrenten des Menschen, nicht mehr bei uns. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es jedoch wieder Elche, Luchse und Wölfe, die nach Deutschland einwandern.
Leier: Die derzeitigen Volieren von unseren Beos und Papageien entsprechen dem Tierschutzgesetz, sind aber nicht mehr zeitgemäß. Wir planen jedoch aktuell mit dem Bau von "BeoPOLIS", die "Stadt der Vögel", struktur- und artenreiche, artgemäße neue Volieren die 2024 fertiggestellt sein werden. Bei dieser erneuten Spendenaktion können die Besucher symbolisch Bürger und Bürgerin der Stadt der Vögel werden. In den letzten 25 Jahren haben wir alle bestehenden Tieranlagen artgerecht umgebaut.
Leier: Wir beugen dem vor, können das aber nicht zu 100 Prozent vermeiden. Am Eingangsbereich des Haupteingangs befindet sich die "Tote-Tier-Kiste". Es gab Zeiten, da hätten wir symbolisch die Kiste mit unseren durch unsachgemäße Fütterung verstorbenen Tieren füllen können. In diese Kiste sollen die Gäste, ihre vermeintlich gut gemeinten Futtergaben ablegen. Wir müssen und wollen eine gewisse Aufmerksamkeit der Besucher generieren, diese sensibilisieren, zum Schutz unserer Tiere. Deshalb ist das Füttern im Park nur mit unserem Tierfutter erlaubt. Auch haben wir Schilder an den Anlagen, die vor den Folgen falscher Fütterung informieren und warnen.
Leier: Wir haben sehr hohe Anforderungen an die Gesundheitsprophylaxe unserer Tiere. Gemeinsam mit unseren Tierärzten sowie dem Veterinäramt gibt es eine Vielzahl von präventiven Maßnahmen. Elche sind beispielsweise anfällig für diverse Parasiten. Verflüssigt sich der Elch-Kot, ist hier möglicherweise ein Parasit zugange. Um Klarheit zu bekommen, geben wir die Kotprobe zur labordiagnostischen Untersuchung, um bei Bedarf eine Behandlung vorzunehmen. Unabhängig davon nehmen wir bei allen Tierarten im Park im Frühjahr und im Herbst Kotproben. Im Wildpark werden viele Tiere älter als in der freien Natur, weil sie kontinuierlich tierärztlich bestens versorgt und entwurmt werden sowie hochwertige Futtermittel bekommen.
Leier: Wir sind per Definition eine zoologische Einrichtung, nennen uns aber nicht Zoo. Wir müssen uns immer, unabhängig von einem Lockdown, an die rechtlichen Vorgaben halten wie ein Zoo. Aufsichts- und Kontrollbehörde für zoologische Einrichtungen ist das jeweils zuständige staatliche Veterinäramt. In einem Zoo ist es meist so, dass die Tiere, über die Fütterung konditioniert, abends in Tierhäuser kommen. Bei uns leben die Tiere immer auf der Anlagenfläche, können jedoch bei Bedarf Unterstände und Ställe aufsuchen.
Der Artikel liest sich als wäre speziell der Wildpark an den Eichen gemeint! Das ist Unfug. Sie werden nirgends lesen, dass die PETA einen Zoo o.ä. in den Himmel lobt! Und auch die anderen Vorwürfen sind größtenteils eher allgemeiner Natur.
Übersetzt heißt das: "Freizeit- und Wirtschaftsfaktoren stehen vor Artenschutz."
Der Grundtenor aller Tierschutzorganisationen ist: Zoos tragen nichts zum Artenschutz bei. Es ist eine faule Ausrede, um mit den Tieren Profit zu machen. Viele der Tiere sind gar nicht bedroht und die bedrohten Arten werden selten bis gar nicht ausgewildert. Wer erfolgreiche Auswilderungen als guten Grund für Zoos betrachtet, sollte sich mal mit den erfolglosen Auswilderungen beschäftigen und wie viele Tiere im gleichen Zeitraum ausgestorben sind. Wenn man ernsthaft Artenschutz betreiben möchte, muss man Lebensraum schützen. Macht halt keiner, weil bringt kein Profit.
In Zeiten von Internet sind Zoos ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Bei jeder Tierdoku lernt man mehr und ist näher dran als man es in Zoos jemals sein kann.
Was leider nicht artgerecht ist, ist die Unterbringung der Hasen, Meerschweinchen und des Federviehs. Seit diese in dem neu erbauten Bauernhof untergebracht sind müssen sie ständig unter Kunstlicht leben. Da wurde bei der Planung irgendwie nicht mitgedacht...Da war das Alte doch deutlich besser.