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Schwebheim
Wie eine einfache Konstruktion Senioren hilft, beweglich zu bleiben und nicht zu stürzen: Jan Hochreins Geri-Trail
Jan Hochrein will Senioren helfen, Beweglichkeit und Balance zu trainieren. Dafür hat er den Geri-Trail entworfen. In einer Einrichtung ist er bereits im Einsatz.
Roswitha Oehrl (81) läuft neben Jan Hochrein im Seniorenzentrum der AWO in Schwebheim den Geri-Trail ab. Hochrein hat den Trail entworfen, um alten Menschen zu helfen, beweglich zu bleiben und Stürze zu vermeiden. 
Foto: René Ruprecht | Roswitha Oehrl (81) läuft neben Jan Hochrein im Seniorenzentrum der AWO in Schwebheim den Geri-Trail ab. Hochrein hat den Trail entworfen, um alten Menschen zu helfen, beweglich zu bleiben und Stürze zu vermeiden. 
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 14.07.2024 02:33 Uhr

Jan Hochrein hat als Physiotherapeut viel Erfahrung mit älteren Menschen. Zweimal in der Woche therapiert er zum Beispiel im Seniorenzentrum der AWO Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei ist er auf eine Idee gekommen: Wie könnte man etwas konstruieren, das es den älteren Menschen ermöglicht, zu trainieren – auch wenn kein Physiotherapeut da ist und die Pflegekräfte beschäftigt sind.

Ziel: Muskelkräftigung, Gangschulung, Verbesserung der Sensomotorik und des Gleichgewichts. All das kann auch verhindern, dass ältere Menschen stürzen. Einfach, sicher, ohne große Anleitung soll das ganze möglich sein. Hochrein hatte noch ein weiteres Ziel: eine Trainingsmöglichkeit für alle zu schaffen, egal, wie fit sie sind. 

Eine einfache Übung, die älteren Menschen hilft, nicht zu stürzen: Den Fuß gegen den Widerstand eines Therabandes bewegen.  
Foto: René Ruprecht | Eine einfache Übung, die älteren Menschen hilft, nicht zu stürzen: Den Fuß gegen den Widerstand eines Therabandes bewegen.  

Die Lösung: der Geri-Trail, den Jan Hochrein entworfen hat. "Ich bin Kopf und Erfinder." Hochrein ist Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Health Trails mit Sitz in Werneck. Zusammen mit Ingenieur Carsten Loof und Yannick Tremmel, für Marketing und Vertrieb zuständig, wollen sie alten Menschen mit ihrer Erfindung helfen, so aktiv wie möglich zu bleiben. 

Verschiedene Untergründe und Steigung

Im Seniorenzentrum der AWO in Schwebheim zeigt Jan Hochrein, wie der Geri-Trail aussieht und funktioniert. Man könnte ihn als einen durch zwei Geländer abgesicherten Laufsteg beschreiben. Die Gehfläche ist unterschiedlich strukturiert, hat glatte Flächen, aber auch Abschnitte, die wie Kopfsteinpflaster oder Bordsteinkanten gestaltet sind. Auch eine Steigung ist eingebaut. Bis auf die Geländer ist alles aus Holz. Produziert wird in der Lebenshilfe in Erlangen. Der sechs Meter lange Trail braucht nicht viel Platz, ist schnell zusammengelegt und aufgebaut.  

 Jan Hochrein auf dem von ihm entworfenen Geri-Trail. Das Fitness-Gerät ist im AWO-Seniorenzentrum in Schwebheim im Einsatz. 
Foto: René Ruprecht |  Jan Hochrein auf dem von ihm entworfenen Geri-Trail. Das Fitness-Gerät ist im AWO-Seniorenzentrum in Schwebheim im Einsatz. 

"Es geht nicht nur um Gangtraining, es geht um Ganzkörpertraining", sagt Hochrein. Wer beweglich bleibt, hat mehr Selbstbewusstsein, kann selbstbestimmter leben, sagt er. Sich bücken, sich kämmen können, das mache einen großen Unterschied. Stürze oder gravierende Folgen eines Sturzes zu vermeiden, sei ebenfalls sehr wichtig. Hüft- und Beinmuskulatur zu trainieren, könne helfen. Hochrein hat es oft erlebt, dass Leute nach einem Oberschenkelhalsbruch in deutlich schlechterem Zustand als vorher zurückkommen. Wer Stützmuskulatur hat, kommt bei einem Sturz vielleicht mit einer Prellung davon, bricht sich dann nichts. 

Hochrein setzt auch gerne zusätzlich noch Therabänder ein. Heimbewohnerin Roswitha Oehrl (81) zeigt, wie's geht. Gegen den Widerstand des Bandes, das an der Unterkante der Lauffläche gespannt ist, bewegt sie den Fuß nach oben. So kräftigt sie den Fußheber-Muskel. Roswitha Oehrl dreht noch konzentriert eine Runde über den Trail, spielt gerne Fotomodell für den Bericht. "Das macht Spaß", sagt sie. Und sie freut sich sehr über den Fotografen, der nicht glauben will, dass sie schon 81 ist.

Einsatzmöglichkeit für Ehrenamtliche

Noch ist der Geri-Trail in Schwebheim nicht in den Alltag integriert, er wird auf- und abgebaut, Hochrein ist als Trainer noch immer mit dabei. Hochrein will kleine Programme ausarbeiten, die dann zum Beispiel die Angehörigen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern machen können.  Er könnte sich auch vorstellen, dass Leute aus dem Ort vorbeikommen, zum Trainieren, der Trail zum Treffpunkt wird oder sich Ehrenamtliche hier engagieren. 

Viele Ideen für weitere Trails

In Sennfeld, Schonungen, Werneck und Grafenrheinfeld sollen in der nächsten Zeit weitere Trails aufgebaut werden, sagt Hochrein. Er und seine Kollegen von health trails machen sich schon Gedanken, wie sich das Konzept ausweiten lässt. Speziell für Kinder könnte man einen entwickeln, oder auch einen, der auf neurologisches Training setzt, sensorische Reize wie Kälte, Wärme bietet. "Es gibt 1000 Möglichkeiten."  

 
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