Vor gut einem halben Jahr hat der Gerolzhöfer Stadtrat beschlossen, einen auf das Errichten eines Wertstoffhofs am nördlichen Stadtrand gemünzten Bebauungsplan aufstellen zu lassen. Bekanntlich möchte der Landkreis Schweinfurt dort auf einem 4,56 Hektar großen Areal zwischen der Kläranlage und der vom Landkreis betriebenen Kompostanlage eine hochmoderne Sammelstelle für alle möglichen Wertstoffe errichten.
Mit der über vier Millionen Euro teuren Investition möchte der Kreis neben der Deponie Rothmühle bei Geldersheim einen zweiten, gleichwertigen Wertstoffhof betreiben, der vor allem für die circa 40.000 Menschen im südlichen Landkreis schneller und leichter erreichbar wäre.
Von Mai bis Juni lag der Bebauungsplan "Sonstiges Sondergebiet – Abfallwirtschaftliche Einrichtungen" aus. Die Rückmeldungen von Trägern öffentlicher Belange sahen kleinere, teils redaktionelle Änderungswünsche an dem vom Ingenieurbüro Stubenrauch aus Königsberg (Lkr. Haßberge) ausgearbeiteten Bebauungsplanentwurf vor. Diese stellte dessen Vertreter, Jan-Michael Derra, dem Stadtrat am Montag vor.
Suboptimale Zufahrt
Mehr Diskussionsstoff, aber auch ratlose Blicke und Schulterzucken, lieferten Einwände, die ein Anlieger im Namen eines Dutzends weiterer Anliegerinnen und Anlieger vorgebracht hatte. Diese bezogen sich auf die vorgesehene Zufahrt zum Wertstoffhof. Diese führt in Verlängerung der Dreimühlenstraße über eine schmale Straße zur bisherigen Kompostanlage. Dass die Zufahrt alles andere als optimal ist, war bereits im März Thema im Stadtrat.
Zusammengefasst befürchten die Anlieger nicht nur einen Verkehrskollaps vor ihren Haustüren. Sie warnen auch vor möglichen gefährlichen Situationen an Engstellen der Zufahrt sowie im Zusammenhang mit Schülerinnen und Schülern, die das in der Nähe liegende Schulzentrum besuchen.
Zumindest in puncto Schülerverkehr erwartet der Planer keine ernsthaften Konflikte, da der Wertstoffhof morgens erst öffne, wenn der Schulunterricht bereits begonnen hat. Mittags und nachmittags, nach Unterrichtsende, seien keine Stoßzeiten beim Wertstoffhof zu erwarten.
Flankierende Maßnahmen
Die schmale Zufahrt sei jedoch eine Realität, mit der man umgehen müsse. Die Begegnung von Autos und Lastwagen seien an manchen Stellen nur bedingt möglich, gab der Planer zu. Er sprach von "flankierenden Maßnahmen", um die Situation bestmöglich zu gestalten: ein Parkverbot an der Zufahrtsstraße während der im Vergleich zu heute ausgeweiteten Öffnungszeiten des Wertstoffhofs, das Anbringen von Verkehrsspiegeln und eine Geschwindigkeitsreduzierung.
Planbare Lastwagen-Fahrten – gerechnet wird mit durchschnittlich vier pro Tag – zum Wertstoffhof sollten außerhalb der Stoßzeiten stattfinden. Eine alternative, geeignetere Zufahrt zum Wertstoffhof von der Alitzheimer Straße her werde es in absehbarer Zeit realistischerweise nicht geben, sagte Derra. Dies verhinderten schon allein die ungeklärte Zukunft der stillgelegten Bahntrasse, die überquert werden müsste, sowie der dafür notwendige Zukauf von Grundstücken.
Gegen die Einwände der Anlieger gab es im Stadtrat keine Widerrede. Jedoch würden die Interessen der Allgemeinheit an einem wohnortnahen Wertstoffhof überwiegen, auch wenn es ad hoc für Anlieger keine befriedigende Lösung des erwarteten Verkehrsproblems gäbe, wie Thomas Vizl (Geo-net) das Dilemma zusammenfasste.
60 zusätzliche Fahrzeuge pro Stunde
Erich Servatius (SPD) bat die Betroffenen um Geduld. "Wir brauchen den Wertstoffhof, trotz etwas mehr Verkehr."
Günter Iff (Freie Wähler) erfuhr von Thomas Fackelmann, dem Leiter der Kreis-Abfallwirtschaft, dass man damit rechne, dass in Spitzenzeiten 40 bis 60 Fahrzeugen pro Stunde den Wertstoffhof anfahren werden – zusätzlich zu den Fahrzeugen, die bisher schon zur Kompostanlage fahren.
Der Stadtrat nahm die vorgetragenen Einwände einstimmig zur Kenntnis und genehmigte die Abwägungen des Planungsbüros.