Die vor gut einem Monat im Stadtrat vorgestellten Pläne für den Wertstoffhof, den der Landkreis Schweinfurt zwischen Kläranlage und Kompostanlage in Gerolzhofen errichten möchte, haben Befürchtungen laut werden lassen, die vorgesehene Zufahrt über die Dreimühlenstraße könnte das erwartete Verkehrsaufkommen nicht verkraften. Das für das Bauvorhaben verantwortliche Landratsamt Schweinfurt teilt diese Sorgen nicht.
Die jüngste Berichterstattung über die geplante Millionen-Investition in der ehemaligen Kreisstadt hat nicht nur Beifall gefunden. Kommentatoren warnen im Internet unter dem auf www.mainpost.de veröffentlichten Artikel vor einem Verkehrskollaps auf der ohnehin unzureichenden Zufahrt zur existierenden Kompostanlage des Landkreises. Es sei ein Fehler, so warnt jemand, über diese auch noch den zusätzlichen Verkehr zum Wertstoffhof zu leiten. Auch über eine alternative Route zum Wertstoffhof wird spekuliert.
Naheliegende Lösung scheidet vorerst aus
Ein Blick auf die Straßenkarte lässt eine mögliche Lösung rasch erkennen: Eine direkte Zufahrt zum Wertstoffhof und zur Kompostanlage von der Alitzheimer Straße kommend, über die Albert-Einstein-Straße. Diese theoretisch mögliche Zufahrt hat allerdings einen großen Haken: Sie kreuzt die Trasse der Steigerwaldbahn. Und solange über deren Zukunft und Entwidmung als Bahnstrecke nicht entschieden ist, scheidet eine Zufahrt aus Richtung Alitzheimer Straße quasi aus. Dies hatte Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak bereits Anfang dieses Jahres gegenüber dieser Redaktion geäußert, auch mit Verweis auf notwendige Grundstückskäufe.
Das Landratsamt Schweinfurt teilt auf Anfrage mit, dass man nach Prüfung verschiedener Anfahrtsmöglichkeiten gemeinsam mit der Stadt Gerolzhofen zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Zufahrt über die Dreimühlenstraße die "einzige sinnvolle Lösung" darstellt. Ziel sei es, den neuen Wertstoffhof "verkehrstechnisch optimal und mit möglichst geringen Beeinträchtigungen für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar zu machen", wie Andreas Lösch, Pressesprecher der Kreisbehörde, feststellt. Widersprüche von Anwohnern gegen diese Erschließung gebe es nicht. Unabhängig davon habe man mögliche Auswirkungen auf die Anlieger berücksichtigt.
Vor allem der südliche Landkreis profitiert
Nach Angaben von Thomas Fackelmann, dem Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt, ist der künftige, neben dem an der Deponie Rothmühle bei Geldersheim zweite Wertstoffhof im Landkreis in erster Linie für die etwa 40.000 Menschen im südlichen Landkreis gedacht. Für diese verkürzten sich die Anfahrtswege, wenn sie nicht mehr bis zur Rothmühle fahren müssen, um Wertstoffe zu entsorgen.
Die Zahl der Fahrzeuge, die aktuell die Rothmühle pro Jahr anfahren, wird nicht erfasst. Das Landratsamt kennt jedoch die Zahl der abgerechneten Pauschalen: 80.000 pro Jahr. Das Landratsamt weist aber darauf hin, dass Kunden auch mehrere Pauschalen bei einem Besuch abgerechnet bekommen. Deshalb entspricht die Zahl der Pauschalen nicht exakt dem der Fahrzeuge, die den Wertstoffhof anfahren. Ein Teil dieser Fahrten kommt wohl als zusätzliches Verkehrsaufkommen auf die Zufahrtsstraßen des Wertstoffhofs in Gerolzhofen zu.
Bis zu 120 Fahrzeuge pro Stunde an der Rothmühle
Wie das Landratsamt mitteilt, werden am Wertstoffhof Rothmühle wegen des großen Einzugsbereichs und der Nähe zur Stadt Schweinfurt circa 120 Fahrzeuge pro Stunde abgefertigt. Für Gerolzhofen dürfte die Zahl geringer ausfallen. Dass der Landkreis nicht nur in Gerolzhofen einen Wertstoffhof, sondern zusätzlich Wertstoff-Sammelstellen in Schonungen und Üchtelhausen errichten möchte, dürfte den Anlieferverkehr ebenfalls entzerren.
Wie stark der zur Kompostanlage in Gerolzhofen heute bereits ist, zeigt sich vor allem an Schönwetter-Tagen während der Gartensaison und während der Kompostaktion. Hier werden laut Landratsamt Spitzenwerte von 70 Fahrzeugen in der Stunde erreicht. Dies sorgt bisweilen für Staus auf der Zufahrtsstraße.
Das Landratsamt erhofft sich durch die vorgesehene Ausweitung der Öffnungszeiten von Wertstoffhof und Kompostanlage, die über eine gemeinsame Zufahrt erreicht werden, eine bessere Verteilung des Kundenstroms. Die Anlage sei in der Lage, künftig bis zu 100 Fahrzeuge pro Stunde abzufertigen. "Doch diese Frequenz wird – wenn überhaupt – nur sehr selten erwartet", meint Pressesprecher Lösch.
Engstelle an der Kläranlage soll verschwinden
Grundsätzlich erwartet die Behörde keine Überlastung der vorhandenen Wege durch das tatsächliche Verkehrsaufkommen. Auf der Verlängerung der Dreimühlenstraße könnten sich prinzipiell Autos begegnen, auch einen Lastwagen könne ein Auto passieren. Eine Engstelle befindet sich auf Höhe der Kläranlage, wo es eine Ausweichbucht gibt.
Hier hofft das Landratsamt darauf, dass die Straße durch ein Zurücksetzen des Kläranlagenzauns auf städtischen Grund verbreitert werden kann. Dies würde auch hier Begegnungsverkehr erlauben, einen möglichen Rückstau auf den Wertstoffhof reduzieren und den Verkehrsfluss optimieren. Entsprechende Überlegungen gäbe es bei der Stadt Gerolzhofen.
Augenscheinlich werden die Einwände der Bewohner erneut ignoriert.
Die Zufahrt zur geplanten Anlage ist im Gegensatz zu den Behauptungen des Stellvertretenden Landrates durchaus schon jetzt an der Grenze des zumutbaren.
Nehmen Sie mir es bitte nicht übel Herr Vizel, wenn ich behaupte, dass sie diese Aussage mit Sicherheit nicht machen würden, wenn Sie Anwohner bzw. Betroffener wären.
Ich gehe mal davon aus, dass die Stadt mit dem Bau der Anlage auch gewisse monetäre Vorteile hat.
Ich habe Zweifel daran, dass es sich um reinen Idealismus des Umweltschutzes handelt. Ich möchte auch ausdrücklich betonen, dass ich nicht den Bau des Wertstoffhofes an sich kritisiere, sondern lediglich die Weigerung zum vernünftigen Planen einer geeigneten Zufahrt.
Der Verkehrsweg über die Alitzheimer Straße ist denk ich nicht unmöglich, sondern einfach nur teurer als die aktuelle Alternative.
(Wegen der Begrenzung der Zeichen gibt es eine Fortsetzung des Kommentars)
Ein Übergang über die Bahnschiene existiert bereits jetzt schon. Wieso sollte ein weiterer nicht möglich sein? Scheitert es an den benötigten Grundstückskäufen? Ist es einfach nur zu teuer?
Können die Argumente gegen die Zufahrt über die Alitzheimer Straße mal detailliert aufgezeigt werden?
Ich habe einen Bericht zum Wertstoffhof schon am 13.03. kommentiert. Darin habe ich auch versucht auf mögliche innovative Vorteile hinzuweisen und klarzustellen, dass es mir nicht einfach nur um das herumnörgeln geht.
Kommentar zum Bericht vom 13,.03.2024
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/von-knopfzelle-bis-kuehlschrank-wertstoffhof-des-landkreises-in-gerolzhofen-macht-abfallverwertung-leichter-art-11417602
(Wegen der Begrenzung der Zeichen gibt es eine Fortsetzung des Kommentars)
Ich dachte immer, dass die Stadt bzw. deren gewählte Vertreter dem Wohle und der Gesundheit der Bürger verpflichtet sind. Es geht in diesem Fall unter anderem auch um Gefährdungen von Fußgängern, die mit einer Erhöhung des Verkehrs einhergehen (Verweis auf die Einfahrt zum Logistikzentrum Norma). Die Anlage wird für 40.000 Personen im südlichen Landkreis geplant.
Der Wertstoffhof Rothmühle fertigt (laut Bericht) 120 Fahrzeuge pro Stunde ab. Selbst bei Vorsichtigen Schätzungen kann man in Gerolzhofen eventuell von 40-60 Fahrzeugen zusätzlich zum vorhandenen Verkehr ausgehen. Diese werden durch ein Wohngebiet mit Schule geleitet.
Ist dies für die Stadt verantwortbar?
Wertstoffsammlung und Recycling sind grundsätzlich zu begrüßen und ein wichtiger Beitrag für die Umwelt und die Erhaltung von Rohstoffen.
Was ich als "Zugereister" nicht verstehe, ist dieser Zentralisierungswahn im Landkreis Schweinfurt.
Brauchst Du z. B. am Wochenende einen Arzt, gibt es den nur Schweinfurt.
Setzt sich Herr Lauterbach mit seinen Ideen durch, wird es bald auch nur noch das "LEO" in Schweinfurt geben, weil sich niemand für die kleinen Häuser einsetzt.
Hauptargument: Zentralisierung spart Personal und Kosten. Und steigert angeblich die Qualität.
Er sorgt aber vorallem für Verdruß.
Zum einen bei den "überstrapazierten" Anwohnern, zum anderen bei den Menschen auf dem Land, die weite Wege in Kauf nehmen müssen.
Das es auch anders geht, zeigt z.B. der Landkreis Amberg-Sulzbach: dort hat jede Gemeinde ihren eigenen Wertstoffhof, bei dem man ALLES, außer Problemabfälle, abgeben kann.
Ohne die Belästigung von Anwohnern oder Nadelöhre.
Was passiert: es wird lange und breit über ein Detailproblem diskutiert. Nicht falsch verstehen: die Zufahrt ist grenzwertig! Vor allem im südlichen Bereich. Wie so oft wurden die Fehler vor vielen Jahren gemacht, als eine andere Verkehrsführung noch möglich war.
Das Foto zeigt einen langen Stau auf der Zufahrtsstraße. Ja, den gab es: nach der erstmaligen Öffnung der Anlage nach der Corona-Pause. Das war einmalig.
Gerolzhofen kann sich über die Investition des Landkreises freuen, zumindest sehe ich das so!