Schön, dass es so ein Angebot auch in Schweinfurt gibt. Oder: " Das ist der Anfang der Zwei-Klassen-Medizin": Zwei der ungewöhnlich vielen Kommentare, mit denen im Internet auf mainpost.de die geplanten Eröffnung der neuen Komfortstation C2 im Leopoldina-Krankenhaus diskutiert wurde.
Die beiden Meinungen stehen exemplarisch: Es gibt Menschen, die das Angebot begrüßen, und es gibt Menschen, die diese Nachricht negativ sehen. Auf der Station mit Hotelkomfort (18 Einzel- und zwei Doppelzimmer) werden Patientinnen und Patienten behandelt, die privat-oder zusatzversichert sind. Oder auch den Zuschlag auf ein Einzelzimmer selbst bezahlen. Zum Hotelkomfort gehören Angebote wie eine Minibar im Zimmer, ein Bademantel, Hausschuhe. Außerdem gehören zu den so genannten Wahlleistungen, die es für privat-und zusatzversicherte Patientinnen und Patienten gibt, auch eine besondere Menüauswahl.
Großteil der Betten steht in Dreibettzimmern
Warum braucht das Leopoldina eine Komfortstation? Wie groß war und ist die Nachfrage nach Einzelzimmern? Kaufmännischer Leiter Sebastian Güldner und Pressesprecher Veit Oertel schildern im Gespräch Details. 150 Dreibettzimmer gibt es im Leopoldina, so Sebastian Güldner. Unter anderem ist das der Tatsache geschuldet, dass das Haus in den 1970er-Jahren gebaut wurde. Das sei damals Standard gewesen.
Diese 450 Betten aus den Dreibettzimmern machen den Großteil der insgesamt 709 Planbetten aus (Dazu gehören auch die Intensiv-Betten)."Viel Platz für Ein-und Zweibettzimmer bleibt da nicht", so Güldner. Zwei-Bett-Zimmer gab und gibt es es auf der Privat-Station 11 und 12, Einzelzimmer nur, wenn ein Bett aus einem Zimmer rausgeschoben wurde.
Patientinnen und Patienten fragen nach Einzelzimmern im Leopoldina-Krankenhaus
Der Bedarf nach Einzelzimmern sei aber da. Leute, die eine Zusatzversicherung mit Einzelzimmer-Unterbringung abgeschlossen haben, wollen das schließlich auch in Anspruch nehmen, sagt Veit Oertel. Das sei bisher schwer möglich gewesen. Die neue Komfortstation decke eine Nachfrage, die es seit langem gibt.
Güldner und Oertel haben recherchiert: Die Zahl der Zusatzversicherten steigt. 2021 waren 16 Prozent der Versicherten privat oder zusatzversichert. Für viele Patientinnen und Patienten spiele nicht nur der medizinische Standard, sondern auch der Komfort eine Rolle, wenn sie sich entscheiden, in welcher Klinik sie einen Eingriff machen lassen, sagen Güldner und Oertel. Gebe es zwei Kliniken mit annähernd gleicher Versorgung, entscheiden sich nicht wenig für das Haus mit mehr Komfort. Für Güldner und auch für Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist die neue Station aber auch ein Punkt, um das Haus wirtschaftlich zu stärken.
Für die Ausstattung der Station C2 im zweiten Stock des so genannten C-Baus habe man in engem Kontakt mit dem Verband der privaten Krankenkassen gestanden, sagt Sebastian Güldner. Das Leopoldina informierte sich über den Standard auf ähnlichen Stationen anderer Häuser, um mithalten zu können. Denn die Investition solle sich ja auch wirtschaftlich lohnen. Gut vier Millionen Euro wurden in das Projekt gesteckt.
Medizinische Versorgung unterscheidet sich nicht von der im Haupthaus
Apropos Komfort. Mit der Komfortstation sei die bauliche Entwicklung des Krankenhauses nicht beendet, betonte Güldner bei der Vorstellung der neuen Station vor kurzem. Jetzt wird er konkreter: "Wir werden uns perspektivisch von den Dreibettzimmern verabschieden."
Sebastian Güldner betont auch noch einmal, dass sich die medizinische Behandlung im Haupthaus in keiner Weise von der auf der Komfortstation unterscheidet. Unterschiede gebe es nur im Komfort.
Stattdessen zerbricht man sich den Kopf, wie eine Wellnessoase mit 18 Zimmern aussehen könnte. Schon mit der Beauftragung des Architekturbüros bzw. des Raumausstatters wären sicherlich die Kosten für die Anschaffung von medizinischen Geräten oder noch besser der Bezahlung des medizinischen Personals sinnvoller gewesen. Ich bin fassungslos über diese Arroganz.