Etwa ein halbes Jahr hinkt die Transformation des Öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Schweinfurt hinter dem Zeitplan her. Das ist dem Bericht des Nahverkehrsbeauftragten Michael Graber zu entnehmen, den er dem Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung vorgestellt hat. Als allzu schwerwiegend hat Graber diesen Umstand nicht bewertet. Ziel ist es, 2024 dem Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) beizutreten, was für die Mitfahrenden zur Folge hat, nur noch einen Fahrschein lösen zu müssen.
Die Corona-Pandemie und die zunehmende Zahl an Arbeitenden im Home-Office hat laut Graber im Landkreis Schweinfurt nicht nur für einen Fahrgastrückgang gesorgt, sondern auch die privatwirtschaftlichen Busunternehmen massiv unter Druck gebracht. Auch den Umbau des ÖPNV hat sie gestört: Um den Beitritt zum VVM vorzubereiten, ist eine Verkehrserhebung unter den Fahrgästen im gesamten Gebiet notwendig, um zu erfahren, wo Start und Ziel liegen. Diese Befragung ist nun auf den 25. April verschoben worden. Wie Graber sagte, erwarte man dann ein Abklingen der Corona-Welle und ein Anpassen des Nutzerverhaltens an normaleren Verhältnissen.
Die erste Planungsphase soll im August abgeschlossen werden, wenn die Änderungen im Liniennetz des Landkreises im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht werden sollen. Dann tritt eine einjährige Zwangspause ein, bis der Wettbewerb der Unternehmen um die Konzessionen beginnen kann.
Ein Bus von jedem Dorf in jedes Dorf
Einige Vorarbeiten sind allerdings schon erledigt. Im Spätsommer 2021 sind die bisherigen Linientarife von Wabentarifen ersetzt worden. Auch das ist eine Voraussetzung zum VVM-Beitritt. Festgelegt sind auch die Bereiche der so genannten "On-Demand-Verkehre". Sie fahren nur bei Bestellung ohne feste Linienführung, so dass man von jedem Dorf in jedes Dorf des Landkreises gelangen soll. Das Pilotprojekt soll im Mai 2023 im südöstlichen Landkreis Schweinfurt und im nördlichen Landkreis Kitzingen starten. Es gab bereits 2016/17 einen erfolglosen Versuch, ein Bedarfssystem zu installieren: In der Gemeinde Werneck war auf mehreren Linien ein Rufbus unterwegs. Allerdings hatte er einen festen Fahrplan und eine feste Strecke.
Ursprünglich war der Beitritt zum VVM für Juni 2024 geplant. Ob es noch zu einer weiteren Verspätung nach dem jetzigen halbjährigen Verzug kommt, ist laut dem Nahverkehrsbeauftragten "gegenwärtig völlig offen".
Wie soll das Fahrtgeld verteilt werden?
Denn auch hier liegt der Teufel im Detail: Denn wenn der Fahrgast nur ein Ticket löst, muss das bezahlte Geld auf mehrere Beförderungsunternehmen verteilt werden. Bei einer Fahrt vom Schweinfurter Stadtteil Deutschhof nach Marktheidenfeld zum Beispiel zwischen Stadtwerke (Bus), Bahn und dem Busunternehmen, das von Würzburg nach Marktheidenfeld fährt. Dazu müssen Verteilungsschlüssel definiert werden. Wie Graber sagte, sei dies das komplizierteste Thema, das ihm bislang in seiner Verwaltungslaufbahn untergekommen sei.
Corona habe gezeigt, so Graber, dass man im ÖPNV flexibler reagieren, ja ihn sogar "neu erfinden" müsse. So habe die klassische Monatskarte an Bedeutung verloren. Andererseits verzeichne die neu eingeführte rabattierte Sechser-Karte einen Zuwachs von 20 Prozent: "Das ist ein Erfolg."
Steigerwaldbahn: Kritik an Reaktivierungskriterium
Auch zur Steigerwaldbahn, um deren Reaktivierung sich der Kreistag nach neustem Beschluss vom November 2021 nicht mehr bemühen will, äußerte sich Graber. Das Problem bei dem Thema sei die Schwelle von 1000 Reisendenkilometer, die für eine Wiederaufnahme des Betriebs festgelegt worden sei. Das sei im ländlichen Raum schwerer zu erfüllen als in Metropolregionen. Man müsse sich überlegen, ob dieses Kriterium auf alle Gebiete anzuwenden ist. Allerdings: Die 1000er-Grenze kann auch unterschritten werden, wenn sich die Aufgabenträger, die Landkreis Kitzingen und Schweinfurt sowie die Stadt Schweinfurt, an den Betriebskosten der Bahn beteiligen.
Ich hätte nichts gegen eine bezahlbare Monatskarte zur Nutzung des bunten Potpourri der Verkehrsmittel in Stadt und Landkreis Schweinfurt. Solange man sich für jede einzelne Fahrt überlegt, ob Auto oder Bus/Bahn, ist das Auto nunmal bequemer und leider auch meist günstiger. Gerade, wenn man als Familie fährt.
Wünschenswert wäre schon eine vernünftige Lösung, um mit dem ÖPNV von Poppenhausen beispielsweise zur Arbeit in den Hafen fahren zu können, ohne dabei finanziell und zeitlich zu verarmen.
Die neue Busverbindung hilft da leider wenig. Die Bahn fährt schneller und ist ökologisch wertvoller.
Der einzig genutzte Bus der Linie, der die Schüler morgens direkt zum Schulzentrum fuhr, wurde ja leider gestrichen.
Die Ausführung der Busanbindung Poppenhausens gleicht generell leider eher einem Schildbürgerstreich.
Das macht wenig Hoffnung auf das große Ganze.