Es dürfte der Erleichterung geschuldet gewesen sein, dass das Projekt für einen gemeinsamen Personennahverkehr in Mainfranken einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat. Denn am Freitag fielen fast euphorische Bewertungen im Kreisausschuss, der sich für den Beitritt des Landkreises für den Verkehrsverbund ausgesprochen hat. Letzterer wird mit der Gründung einer neuen GmbH juristisch auf breitere Beine gestellt.
Einmal durch das ganze Land
Man sei auf der „Zielgeraden“ schwärmte Ewald Öftring (Freie Wähler), während Friedel Heckenlauer (CSU) weit nach vorn blickend davon träumte, mit einem Fahrschein von der Nordsee bis nach Südbayern zu gelangen. Hartmut Bräuer (SPD) sah einen „Lichtblick am Horizont“. Landrat Florian Töpper (SPD) machte indessen auf die Komplexität des Projekts aufmerksam.
Denn es wird noch Jahre dauern, bis das Ziel „eine Fahrt, ein Fahrschein“ verwirklicht ist.
Das ging aus dem Vortrag des ÖPNV-Koordinators Christopher Alm hervor. Der bisherige Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) bedient in Stadt und Landkreis Würzburg und den Kreisen Main-Spessart und Kitzingen etwa eine halbe Million Menschen. Wenn wie geplant die Stadt Schweinfurt und die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld dazustoßen, kommen 435 000 Menschen dazu. Also fast eine Verdoppelung.
Neue GmbH nötig
Im derzeitigen Stadium werden die rechtlichen Grundlagen geschaffen, um den Verbund so zu strukturieren, dass er diese Vergrößerung meistern kann. Wie Alm sagte, werde dazu eine neue Gesellschaft gegründet. Darin bringt das Schweinfurter Land auf Empfehlung des Kreisausschusses vom Freitag wie seine Mitgesellschafter ein Kapital von 12 500 Euro ein. An den laufenden Kosten beteiligen sich die Gebietskörperschaften mit 25 Cent je Einwohner. Für den Landkreis Schweinfurt bedeutet dies einen jährlichen Zuschuss von 28 000 Euro.
Gutachten und Verträge fehlen noch
Wie Alm erläuterte, soll der Gesamtwabenplan für Mainfranken bis Mitte 2018 fertig sein. Ein gemeinsamer Fahrplan existiert dann aber noch nicht. Denn davor will der Verbund das Fahrgastverhalten mit externen Gutachtern untersuchen. Das ist aufwändig und dauert nochmals zweieinhalb Jahre von der Ausschreibung bis zum Abschluss. Zudem müssen noch Bus- und Bahnunternehmen vertraglich gebunden werden.
Signal nach München
Den Vorsitz in der neuen Gesellschaft „Verkehrsverbund Mainfranken GmbH“ soll der Würzburger OB Christian Schuchardt (CDU) führen, Töpper wird sein Stellvertreter. Wie der Schweinfurter Landrat am Freitag sagte, sei dies ein guter Mix aus Stadt und Land, aus Alt- und Neumitgliedern. Töpper wertet dies und die Einigkeit der Kommunalpolitiker für einen gemeinsamen ÖPNV auch als Signal in Richtung München. Denn der Freistaat soll sich an den Einmalkosten für den Neuaufbau des Verkehrsverbundes beteiligen.