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Kreis Schweinfurt
Die Wabe kommt: Neues Tarifsystem für Busse im Landkreis
Auf ein neues Tarifsystem müssen sich die Menschen im Landkreis einstellen, die mit dem Linienbus fahren. Warum sich der Landkreis dadurch eine Verbesserung verspricht.
Die Buslinien, die den Landkreis mit Schweinfurt verbinden, bekommen ab dem 1. August ein neues Tarifsystem.
Foto: Horst Breunig | Die Buslinien, die den Landkreis mit Schweinfurt verbinden, bekommen ab dem 1. August ein neues Tarifsystem.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:43 Uhr

Große Lettern bemühte der Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung: Quantensprung und Meilenstein. Einstimmig votierten die Kreisräte dafür, das Tarifsystem der Linienbusse im Landkreis umzustellen: Das Gebiet wird ab 1. August in Waben aufgeteilt und der Preis nicht mehr nach der Entfernung berechnet. "Tarif ist das Komplizierteste beim Öffentlichen Personennahverkehr", sagte der Nahverkehrsbeauftragte Michael Graber vor dem Ausschuss. Sein detailreicher Vortrag zeigte auf, was er damit gemeint hat.

Künftig setzt sich der Fahrpreis aus den Zahl der Waben zusammen, durch die man fährt. Wobei laut Graber noch eine Obergrenze festgelegt werden soll, ab der die Wabenzahl bei der Preisgestaltung keine Rolle mehr spielen soll, etwa wenn man eine längere Strecke fährt. Warum stellt der Landkreis das System überhaupt um? Für 2024 plant das Schweinfurter Land zusammen mit der Stadt Schweinfurt und den Kreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Haßberge den Beitritt in den Verkehrsverbund Mainfranken (VVM), was für die Fahrgäste unter anderem den Vorteil bringen soll, nur noch ein Ticket kaufen zu müssen, egal welche Verkehrsmittel sie benutzen. Voraussetzung für den Beitritt ist ein einheitliches Tarifsystem. Der VVM ist bereits im Wabensystem organisiert.

Die Zahl der Waben entscheidet über den Preis

Wie Graber erläuterte, brauchte es komplizierte Vorarbeiten, um das System zu verändern. Auch deswegen, weil die Zustimmung der privatwirtschaftlichen Transportunternehmen, die die Landkreislinien betreiben, notwendig gewesen sei. Ohne deren Ja-Wort gäbe es keinen Systemwechsel. Wichtiges Kriterium: Die "Tarifergiebigkeit" durfte nicht sinken. Das heißt: Für die Unternehmen muss sich der Betrieb weiterhin lohnen. Deswegen ließ der Landkreis auch die subventionierten Schülermonatskarten – Haupteinnahmequelle der Transporteure – weitgehend unangetastet. Gleichzeitig aber muss sich der neue Wabentarif an den VVM-Preisen orientieren, will man in drei Jahren dort aufgenommen werden. In Summe muss daher der Landkreis dafür nun jährlich 82 000 Euro mehr ausgeben als bisher; 32 800 Euro erstattet der Freistaat.

Die Wabe kommt: Neues Tarifsystem für Busse im Landkreis

Subvention für Sechser-Fahrkarten

Graber erläuterte die komplizierten Berechnungsschlüssel, um das neue System entsprechend auszutarieren. Denn der neue Tarif hat im Einzelfall Gewinner und Verlierer: So verteuert sich der Einzelfahrschein von Lülsfeld nach Schweinfurt rechnerisch um 35 Cent, während der ab Dingolshausen 30 Cent günstiger wird, im Vergleich zum heutigen Preis. Der Landkreis steuert dem entgegen, indem er Sechser-Fahrkarten zusätzlich bezuschusst: Sie sollen 25 Prozent weniger kosten als der vergleichbare Einzelfahrschein. Dafür investiert der Kreis nochmals 50 500 Euro im Jahr, von denen Bayern 30 300 Euro ausgleicht.

Graber sieht weitere Verbesserungen darin, dass künftig die Fahrgäste schon vorab ermitteln können, wie viel der Fahrschein kostet, was beim jetzt gültigen Entfernungstarif schwer sei. Der Landkreis will zudem die Digitalangebote ausbauen und mit dem Aufbau von On-Demand-Linien im südlichen Landkreis beginnen. Dahinter versteckt sich die Möglichkeit, den Bus wie ein Taxi bei Bedarf bestellen zu können. Nur dann fährt er auch. Auf Stundentakt sollen die Linien Rannungen-Poppenhausen-Schweinfurt und Stadtlauringen-Schweinfurt umgestellt werden. Über die exakte Preisgestaltung wurde im Ausschuss noch nicht gesprochen.

Alle Fraktionen stimmten zu

Lob und Zustimmung gab es aus allen Fraktionen. Edeltraud Baumgartl (CSU) bat um umfassende Marketingmaßnahmen, damit der Systemwechsel "bei den Menschen ankommt". Martina Braum (SPD) sprach von einem "hervorragenden Spagat" zwischen den Interessen von Bürgern und Busunternehmern. Thomas Vizl (Grüne) kündigte an, Vorschläge zu Zeitkarten und Wabenzuschnitten zu machen, wenn die Zeit dafür reif ist. Rainer Krapf (Freie Wähler) sagte, dass es in diesem System mehr Gewinner als Verlierer gebe. Alfred Schmitt (AfD) monierte die Benutzung von Anglizismen wie beim Begriff On-Demand-Angebot.

 
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