Es ist der bislang größte Aktionstag der Gewerkschaft Verdi in der laufenden Tarifrunde: In Schweinfurt sind am Dienstag rund 1000 Beschäftigte aus Verwaltungen, Krankenhäusern und Stadtwerken zu einer Kundgebung auf den Platz am Zeughaus gekommen. Mit Trillerpfeifen, Tröten und Transparenten zogen die Streikenden zuvor von verschiedenen Startpunkten aus durch die Innenstadt, um den Druck bei der bevorstehenden dritten Verhandlungsrunde zu erhöhen.
Ihre Forderungen sind klar. Verdi verlangt 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. "Wir holen uns unsere gerechten Löhne", sagt die Schweinfurter Verdi-Geschäftsführerin Marietta Eder. Die Streitbeteiligung sei deutlich höher als erwartet. "Das sagt ganz eindeutig, wie provokant das Möchtegern-Angebot des Arbeitgeberverbands ist."
"Die Forderungen sind berechtigt und das derzeitige Angebot der Arbeitgeber einer Frechheit", betont auch Ansgar Schätzlein, Beschäftigter der Stadtwerke Schweinfurt. Neben dem Inflationsausgleich gehe es ihm aber auch um Wertschätzung seiner Arbeit und die der Kolleginnen und Kollegen. "Für mich gehören da auch die Pflegeberufe dazu."
Neben Angestellten aus den Stadtwerken, waren auch hunderte Beschäftigte aus den umliegenden Krankenhäusern, Heimen und Verwaltungen aus Werneck, Gerolzhofen und den Haßbergen erschienen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Leopoldina-Krankenhauses blieben wegen eines Ausbruchs des Norovirus' aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen der Kundgebung fern. Für sie gab es am frühen Morgen eine gesonderte Kundgebung mit Masken vor dem Krankenhausgebäude.
Lehrkräfte fordern gleichen Lohn bei gleicher Arbeit
Aber auch Lehrkräfte der städtischen Rathenau-Schulen waren zum Streik erschienen. "Ich streike dafür, dass ich und meine Kollegen verbeamtet werden", sagt Claudia Markert. Die Lehrerin unterrichtet seit 27 Jahren am Walther-Rathenau-Gymnasium. Die Stadt solle endlich ihren Versprechen nachkommen und zu ihrer Schule stehen.
"Wir haben das Problem, dass an unserer Schule sowohl Beamte und als auch Nichtbeamte arbeiten, die gleiche Arbeit leisten, aber unterschiedlich bezahlt werden", verdeutlichte Kollegin Silvia Gellert. "Das macht jeden Monat einen Unterschied von 500 Euro Netto." Als einzige Schulen in Unterfranken hätten die Walter-Rathenau-Schulen zudem keinen steuerfreien Coronabonus erhalten.
Mitarbeitende von Galeria Kaufhof ebenfalls vor Ort
Um sich solidarisch zu zeigen, hatte Verdi auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria Kaufhof auf die Bühne zur Kundgebung eingeladen. Mathias Hahn, Betriebsrat der Schweinfurter Galeria-Filiale, zeigte sich dankbar, auf die Situation bei Galeria aufmerksam machen zu können. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bundesweit 48 ihrer Filialen schließen will. In Schweinfurt bangen 60 Angestellte um ihre Jobs.
"Es tut gut, heute hier sein zu dürfen", sagte Peter König, Gewerkschaftssekretär von Verdi und zuständig für den Handel in Schweinfurt. König fand deutliche Worte zur Situation der Beschäftigten. "Im Handel herrscht eine große Ungerechtigkeit." Zirka 150.000 Jahre müsse ein Mitarbeiter bei Galeria in Schweinfurt unter den derzeitigen Konditionen arbeiten, um an das Vermögen des Milliardärs und derzeitigen Besitzers der Warenhauskette René Benko zu gelangen. "Das empört uns. Deshalb geben wir unseren Kaufhof am Standort in Schweinfurt nicht auf."
Verdi: "Mehrere tausend Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt"
Aber der Öffentliche Dienst hat noch ein ganz anderes Problem. "In vielen Bereichen des Öffentlichen Dienstes haben wir Stellen, die wir nicht mehr besetzen können, weil die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt dermaßen hoch ist", sagte Sinan Öztürk, stellvertretender Landesbezirksleiter und ehemaliger Verdi-Bezirksgeschäftsführer für Schweinfurt. Gleichzeitig würde auf vielen Beschäftigten dort eine hohe Verantwortung im Arbeitsalltag lasten. "Beim Öffentlichen Dienst steckt man teilweise mit einem Bein immer Knast."
Man brauche mindestens 500 Euro, weil die Kolleginnen und Kollegen mit den hohen Lebenshaltungskosten und den Mieten nicht mehr zurechtkommen. "Wenn sie einen Kampf haben wollen, dann können sie ihn auch haben", sagte Öztürk. Bislang lehnen die Arbeitgeber einen Tarifabschluss mit Mindestanhebung ab.
Sprecher von Verdi deutet unbefristeten Arbeitskampf an
Was die derzeitigen Verhandlungen betrifft, befindet man sich aus Öztürks Sicht in einem Schlüsselmoment. Am Montag gehen Arbeitgeber und Gewerkschaft in die dritte Verhandlungsrunde. "Sollten sie uns da nichts vorlegen, würde das bedeuten, dass wir die Verhandlungen als gescheitert erklären", sagte er. Werde im darauffolgenden Schlichtungsverfahren kein passabler Abschluss gefunden, wolle man den Streik entschieden fortführen.
"Wenn ihr nein sagt, heißt das für uns, dass wir diesen Arbeitskampf gehen werden", bekräftigt Öztürk. Es käme zur Urabstimmung unter den Mitgliedern der Gewerkschaft. "Urabstimmung heißt, wenn 75 Prozent unserer Mitglieder einem unbefristeten Streik zustimmen, dann legen wir dieses Land lahm."
Nur ist bei sinkender Wirtschaftsleistung , Transformation der Energieversorgung , Demografie ist leider das Geld nur einmal auszugeben.
Bitte jetzt nicht die Theorie „ new money theorie „ als Grundlage dieser bei allen Verschuldungsbelastung immer zu beachten Rückzahlbarkeit anführen .
Schade nur, dass diese Streiks kurz sind und die Demos dort stattfinden, wo es keinen "von oben" juckt.
Klar, dass hier einige Kommentierende sauer sind. ---Vermutlich sind es welche aus der IG Metall, denen die 8,5 % zu wenig sind - wie halt immer ---
Allerdings haben sie auch Recht - der "Otto Normalverbraucher" ist der Leidtragende der Warnstreiks, aber doch nicht der Schuldige.
Solange (nicht organisierte) Politessen fleissig ihre Knöllchen schreiben, private Unternehmer den Busverkehr erledigen und soziale Einrichtung "Notbetrieb" aufrecht erhalten, haben die öffentlichen Arbeitgeber doch keinen Grund, die Forderungen zu erfüllen.
Wie in der Pflege geht es nicht um 10,5% oder 500 Euro - es geht um die Würdigung der Leistung.
Darum wird es an der Zeit, auch für Beamte, die Leistung an die Würdigung anzupassen.
Zum Wohle der Bürger ist hier viel Luft nach oben......
Mehr mehr mehr!
Die Kaufhof Leute haben die Quittung bekommen!
Wann rafft die Gewerkschaft endlich dass man nicht eine ausgemergelte Kuh noch mehr melken kann?
Es ist klar, dass man etwas tun muss! Aber dieser Schluck aus einer leeren Pulle zeigt wie man bereit ist sozialen U Frieden in der Gesellschaft zu produzieren!
Außer den Fahnenschwenkern ist das Verständnis für derartige Forderungen in der Gesellschaft gegen Null gesunken!
Nicht immer die vollgepamperten Leute aus der Grossindustrie. PUNKT!
1. Eigentlich müsste kein einziger Lehrer verbeamtet sein. Wozu? Oder wollen Sie vielleicht die Erzieherinnen auch verbeamten?
2. Die Reihenfolge zeigt auch die Priorität dieser Frau an....der Esel nennt sich immer zuerst, wie es früher mal in der Schule hieß