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Schweinfurt/Würzburg
Aus für Galeria Kaufhof in Schweinfurt: "Wir sind im Stich gelassen worden"
Es ist eine Schreckensnachricht für Schweinfurt. Im Januar 2024 wird das Warenhaus zugemacht. Welche Konsequenzen hat die Schließung für die Einkaufsstadt?
Dunkle Wolken über der Schweinfurter Galeria Kaufhof-Filiale: Am Montag wurde bekannt, dass der Standort am 31. Januar 2024 geschlossen wird.
Foto: Michael Endres | Dunkle Wolken über der Schweinfurter Galeria Kaufhof-Filiale: Am Montag wurde bekannt, dass der Standort am 31. Januar 2024 geschlossen wird.
Gina Thiel
,  Irene Spiegel
 und  Michael Endres
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Die Hiobsbotschaft kam für die Schweinfurter Beschäftigten am Montagmittag um 13 Uhr: Galeria Kaufhof wird bundesweit 52 Filialen schließen – und das Schweinfurter Warenhaus ist mit dabei. Im Januar 2024 werden hier die Lichter ausgehen. Bis zuletzt hatten die 60 Angestellten vor Ort gehofft, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren.

"Wir sind im Stich gelassen worden", richtet Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann deutliche Kritik an die Stadt Schweinfurt, sich öffentlich zu wenig für den Standort eingesetzt zu haben. In anderen Städten hätten sich die Oberbürgermeister "viel mehr ins Zeug gelegt" und auch stärkere Medienpräsenz gezeigt. In Schweinfurt habe man den Rathauschef lediglich bei der Unterschriftenaktion Anfang Februar vor der Filiale "im Vorbeigehen" wahrgenommen, so Rattmann.

"Diese Entscheidung trifft uns hart."
Sebastian Remelé, Oberbürgermeister von Schweinfurt

"Diese Entscheidung trifft uns hart", so formuliert es Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme. Galeria Kaufhof sei ein fester und wichtiger Anlaufpunkt in der Schweinfurter Innenstadt. Den Vorwurf, zu wenig für den Erhalt der Filiale getan zu haben, weist die Stadt in ihrer Presseerklärung zurück. "Seit Wochen befinden wir uns in Gesprächen und Kontakten mit allen beteiligten Akteuren. Auf einen solchen Entscheidungsprozess des Konzerns können wir als Kommune nicht einwirken", so der Schweinfurter OB. "Leider war es der Stadt unmöglich, die Schließung der Filiale zu verhindern."

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Auch Schweinfurts Citymanager und Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann sagt: "Wir haben unser Möglichstes unternommen, um einer Schließung entgegenzuwirken." Dass die Filiale aber "so bald" schon zugemacht wird, das habe überrascht. 

Handelsverband warnt vor Leerstand

"Schlimm, einfach nur schlimm", so kommentiert Axel Schöll, der Kreisvorsitzende des bayerischen Handelsverbandes in Schweinfurt, die Nachricht von der Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale. Für die Einkaufsstadt Schweinfurt sei das eine schlechte Nachricht, sagt Schöll, selbst Inhaber eines Einzelhandelsunternehmens in der Innenstadt. Mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf vier Etagen ist der Kaufhof die größte Einzelhandelsfläche in Schweinfurt: "Ein Leerstand in dieser Dimension ist nicht schön." Umso mehr müsse die Stadt nun Gas geben bei der Entwicklung ihres Innenstadtkonzeptes. Der Handelsverband werde beratend und unterstützend zur Seite stehen.

Der Fokus des Handelsverbandes richtet sich zunächst aber erst einmal auf die betroffenen Beschäftigten von Galeria Kaufhof. Der Verband biete an, als Kontaktbörse zwischen Arbeitssuchenden und Einzelhändlern mit offenen Stellen zu fungieren, sagt Schöll: "Es gibt viele Betriebe, die freie Stellen haben." Vielleicht biete die Schließung der Kaufhof-Filiale eine Chance, den Fachkräftemangel vor Ort zu beheben. "Wir werden in jedem Fall alles versuchen, um Schweinfurt weiter attraktiv zu halten."     

"Wir brauchen jetzt ein gutes und attraktives Gesamtkonzept, wie wir das Areal am Jägersbrunnen zukunftsfähig gestalten können."
Thomas Herrmann, Wirtschaftsförderer in Schweinfurt

Die Zukunft des Gebäudes, das die Kernstadt mit der Stadtgalerie verbindet und daher einen wichtigen Knotenpunkt in der  Innenstadt darstellt, ist noch unklar. "Wir brauchen jetzt für diese exponierte Lage ein gutes und attraktives Gesamtkonzept, wie wir das Areal am Jägersbrunnen zukunftsfähig gestalten können", sagt Wirtschaftsförderer Herrmann. Die Stadt sei bereits in "intensiven Gesprächen" mit dem Eigentümer, welche Nachnutzungsmöglichkeiten denk- und machbar seien. 

Gewerkschaft will für die Arbeitsplätze kämpfen

Die Kaufhof-Beschäftigten indes haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass sich das Blatt noch einmal wenden könnte. "Die Hoffnung besteht bis zum letzten Tag", sagt Betriebsrat Matthias Hahn. 

An diesem Mittwoch soll es in Schweinfurt eine Betriebsversammlung geben. "Wir geben die Filiale und die Arbeitsplätze noch nicht auf", sagt Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Würzburg und Aschaffenburg. Er sieht das Management und den Inhaber in der Pflicht. Es handele sich um "hoch qualifiziertes Personal", das wisse, "wie Kaufhof geht".

Auch König betont die Bedeutung des Standorts: "Für eine Stadt wie Schweinfurt ist ein Kaufhof wichtig als Bindeglied zwischen Innenstadt und Stadtgalerie." Wichtig seien ihm aber vor allem die Mitarbeitenden. "Das war Folter für die Beschäftigten, vor allem, wenn man schon in die zweite Insolvenzrunde geht. Das macht dich mit der Zeit fertig", beschreibt der Gewerkschaftssekretär die Zeit der Ungewissheit. Die Identifikation mit dem Unternehmen sei bei den Angestellten groß.

Freude und Aufatmen in Würzburg

In einer anderen Situation und Stimmung ist man in der Würzburger Filiale von Galeria Kaufhof: Wie die Konzernspitze am Montagmittag in ihrer Pressemitteilung verkündete, wird das Kaufhaus in der Schönbornstraße erhalten bleiben. "Dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier freuen, dass es weiter geht, das ist klar", erklärt Filialgeschäftsführer Andre Tworowski. Und verweist für alle weiteren Fragen an die Konzernleitung.

Eine schriftliche Anfrage zum Standort Würzburg blieb von der Unternehmensleitung unbeantwortet. Und auch die Geschäftsführung in Schweinfurt wollte zu der verkündeten Schließung der Filiale vor Ort keine Stellung nehmen.

 
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  • fgeissler
    „Galeria Kaufhof sei ein fester und wichtiger Anlaufpunkt in der Schweinfurter Innenstadt.“

    Ein so wichtiger Anlaufpunkt kann Galeria Kaufhof nicht gewesen sein. Sonst würde das Kaufhaus nicht schließen müssen.
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  • maritz14321501
    Bei uns in Würzburg ist der Kaufhof noch genauso wie vor 20 Jahren, außer, dass man ab und zu ein paar Regale umstellt, ändert sich dort gar nichts. Wenn die übrigen Filialen auch so geführt wurden, dann wundert mich die schleichende Insolvenz kein bisschen. Würzburger Filiale wird auch noch drauf gehen.
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  • FischersFritz
    So leid mir das für die Mitarbeiter auch tut – aber der Vorwurf an die Stadt geht am Wesentlichen vorbei.

    Kaufhof stirbt seit Jahren einen langsamen, aber stetigen und leider unaufhaltsamen Tod.

    Und schuld daran ist schlicht und ergreifend ein schlechtes Management, das über Jahre (wahrscheinlich sogar Jahrzehnte) die falschen Entscheidungen für eine langfristige Ausrichtung getroffen hat.

    All diese „Manager“ sind mit ordentlich Kohle in der Tasche nach Hause gegangen. Die Leidtragenden sind jetzt die Mitarbeiter und die Steuerzahler – denn ich glaube nicht, dass die Unterstützungskredite jemals vollständig zurückgezahlt werden können.

    Ja, liebe Kaufhof-Mitarbeiter … ihr seid im Stich gelassen worden … aber nicht erst heute, sondern vor vielen Jahren, als Euer Management die Veränderung der Einkaufwelt, deren fester Bestandteil der Kaufhof über Jahrzehnte gewesen ist, nicht erkannt und nicht rechtzeitig darauf reagiert hat …
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  • wstu
    Schweinfurt hat leider einen äusserst schwachen OB.
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  • Neugiersnase
    Schwach ist gut ....
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  • al-holler@t-online.de
    Das mag ich so nicht beurteilen, aber wie soll der OB den Kaufhoftod aufhalten, wenn die Kundschaft ausbleibt?
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  • Mila
    Jeder trägt zu diesem Sterben der Läden/Geschäfte bei, weil mittlerweile die meisten online einkaufen. Parkplatzsuche/Parkgebühren, Busfahren (was nicht für alle passend oder angenehm ist) und der Einkauf muss nicht durch die Gegend getragen werden. Außerdem ist Schweinfurt nicht gerade der Brüller als Einkaufsstadt, es fehlt einfach die Atmosphäre. Ich frag mich, was die Damen/Herren in der Stadtverwaltung, die eigens dafür angestellt wurden den ganzen Tag machen, wie man sieht hat sich nichts verbessert - im Gegenteil: die, die noch in die Stadt wollen, werden aus der Stadt vertrieben, wenn sie denn die Frechheit haben, mit dem Auto anfahren zu wollen. Wem tut hier was leid? Lächerlich, die Menschen, die ihren Job verlieren, die verdienen unser Mitgefühl.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Falsche Fragestellung in der Überschrift:

    Sie hätte nicht lauten sollen "Welche Konsequenzen hat die Schließung für die Einkaufsstadt?", sondern vielmehr vor Jahren "Welche Konsequenzen hat die Stadtgalerie für die Einkaufsstadt?"

    Es ist nämlich bekannt, dass diese Monster mitunter die Totengräber für Innenstädte sein können, wie sich nicht nur in Schweinfurt zeigt.

    Nicht nur dort herrscht in der Innenstadt (teilweise) Leerstand, sondern auch in anderen Städten, wie dass Beispiel Mönchengladbach zeigt, was mit ca. 260000 Ew. ja doch wesentlich größer ist als Schweinfurt.

    Dort herrsch nach der Eröffnung des dortigen Einkaufszentrum "Minto" auf der dortigen Einkaufsstraße "Hindenburgstraße" zum Teil großer Leerstand und jetzt schließt auch dort der Kaufhof.

    Die Städte sollten sich fragen, ob solche Einkaufsmonster (noch) zeitgemäß sind, in dem sie anderen Geschäften (finanziell) dass Wasser abgraben.

    Ich bin froh, dass Würzburg solch ein Tempel erspart geblieben ist!
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  • Eos123456
    In der Stadtgalerie tobt ja auch nicht gerade der Bär.

    Das Gute dort sind die kostengünstigen und zahlreichen Parkplätze. Da ich öfter privat in der Gunnar-Wester-Straße zu tun habe, nutze ich sie sehr gerne.

    Der Kundenandrang in den dortigen Ladengeschäften ist aber eher überschaubar.
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  • IHS
    Irgendwie haben die Städte schon auch schuld daran solche Läden wie der Kaufhof haben es eh schon schwer die Preise aus dem Internet zu halten und dann kommen solche Städte wie Würzburg noch auf die Idee den Kunden es möglichst schwer zu machen in die Stadt zu kommen und in der Nähe einen Parkplatz zu finden
    Schade für die Angestellten und auch für Schweinfurt das war sicherlich auch ein bisschen ein Magnet in der Innenstadt
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  • al-holler@t-online.de
    Wieso kommen Sie da jetzt mit Würzburg daher, da bleibt er doch!?
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  • jutta.noether@web.de
    Noch.
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  • king_pansen
    Kommen Sie doch mit dem ÖPNV. Immer diese Laier von fehlenden Parkplätze. Eine Innenstadt sollte für den Fußverkehr zugänglich sein. Da muss man eventuell über seinen gemütlichen Schatten springen
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  • manfred-englert@hotmail.de
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  • FischersFritz
    ÖPNV?

    Wenn Sie im Stadtgebiet wohnen, mag das eine Option sein.

    Ich lebe im Umland ... und hier gibt es inzwischen mehr Biber, als Busse, die nach Schweinfurt fahren!
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  • stahl01@t-online.de
    Ich denke mal, das die Zahlen in Schweinfurt nicht so gut waren - sonst hätte man wohl den Standort erhalten. Es tut mir für das Personal leid - aber kam ja jetzt nicht vollkommen überraschend. Oder waren die Umsatzzahlen so gut, das man sich nun wundert über die Schließung?
    Angesichts vieler Punkte :höhere Kosten, mehr Blick auf Nachhaltigkeit - gebrauchtes kaufen usw. ist ein Standort der keine hohen Verkaufszahlen bisher hat- wohl auch in nächster Zeit nicht rentabel.
    Schon bei der letzten Diskussion über Schließung - wird hoffentlich mancher vom Personal mal die Fühler ausgestreckt haben nach einer anderweitigen Stelle.
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  • Ironic
    In Würzburg waren einige neidisch auf die Stadtgalerie in Schweinfurt.
    Davon ist in letzter Zeit wenig zu hören.
    Die Schweinfurter Innenstadt hat deshalb schon deutlich an Attraktivität verloren.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat: ""Wir sind im Stich gelassen worden", richtet Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann deutliche Kritik an die Stadt Schweinfurt, sich öffentlich zu wenig für den Standort eingesetzt zu haben."

    Man kann der Stadt und Herrn Remele wirklich viel vorwerfen; da sind so einige Dinge in den letzten Jahren schief gelaufen, wurden unglücklich kommuniziert oder ließen einen mit dem Kopf schütteln.

    Der Vorwurf die Stadt hätte sich mehr einsetzen können mit dem natürlichen Ziel die Schließung zu verhindern ist aber utopisch! Wer so etwas ernsthaft glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.

    Warenhäuser wie die Galeria sind seit zig Jahren auf dem absteigenden Ast, ihr langsames Verschwinden ist seit Jahren absehbar. Insbesondere bei Galeria ist es ein "Sterben auf Raten". Die Geschäfte die bleiben haben vermutlich lediglich einen Aufschub vor dem Unvermeidlichen bekommen.

    Zeiten ändern sich, damit auch das Einkaufsverhalten. Ein Kommen und Gehen.
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  • Eos123456
    Wenn man sieht, wieviele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen derzeit schließen oder ihren Betrieb ins Ausland verlagern, steht zu befürchten, dass es demnächst noch sehr viel mehr Menschen geben wird, die ihren Arbeitsplatz verlieren.

    Das dicke Ende kommt wohl erst noch.
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  • S.M.
    Einkaufsstadt?! Das war vielleicht vor 15-20 Jahren mal der Fall! Die fetten Jahre sind leider schon lange vorbei! In Zeiten des florierenden Onlinehandels wird es bald auch andere Städte mit großen Kaufhäusern erwischen. Schweinfurt kann einem Leid tun. Amerikaner weg, Anker-Zentrum mit allen damit verbundenen Begleiterscheinungen vor der Haustür. Schade...
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