Die Hiobsbotschaft kam für die Schweinfurter Beschäftigten am Montagmittag um 13 Uhr: Galeria Kaufhof wird bundesweit 52 Filialen schließen – und das Schweinfurter Warenhaus ist mit dabei. Im Januar 2024 werden hier die Lichter ausgehen. Bis zuletzt hatten die 60 Angestellten vor Ort gehofft, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren.
"Wir sind im Stich gelassen worden", richtet Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann deutliche Kritik an die Stadt Schweinfurt, sich öffentlich zu wenig für den Standort eingesetzt zu haben. In anderen Städten hätten sich die Oberbürgermeister "viel mehr ins Zeug gelegt" und auch stärkere Medienpräsenz gezeigt. In Schweinfurt habe man den Rathauschef lediglich bei der Unterschriftenaktion Anfang Februar vor der Filiale "im Vorbeigehen" wahrgenommen, so Rattmann.
"Diese Entscheidung trifft uns hart", so formuliert es Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme. Galeria Kaufhof sei ein fester und wichtiger Anlaufpunkt in der Schweinfurter Innenstadt. Den Vorwurf, zu wenig für den Erhalt der Filiale getan zu haben, weist die Stadt in ihrer Presseerklärung zurück. "Seit Wochen befinden wir uns in Gesprächen und Kontakten mit allen beteiligten Akteuren. Auf einen solchen Entscheidungsprozess des Konzerns können wir als Kommune nicht einwirken", so der Schweinfurter OB. "Leider war es der Stadt unmöglich, die Schließung der Filiale zu verhindern."
Auch Schweinfurts Citymanager und Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann sagt: "Wir haben unser Möglichstes unternommen, um einer Schließung entgegenzuwirken." Dass die Filiale aber "so bald" schon zugemacht wird, das habe überrascht.
Handelsverband warnt vor Leerstand
"Schlimm, einfach nur schlimm", so kommentiert Axel Schöll, der Kreisvorsitzende des bayerischen Handelsverbandes in Schweinfurt, die Nachricht von der Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale. Für die Einkaufsstadt Schweinfurt sei das eine schlechte Nachricht, sagt Schöll, selbst Inhaber eines Einzelhandelsunternehmens in der Innenstadt. Mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf vier Etagen ist der Kaufhof die größte Einzelhandelsfläche in Schweinfurt: "Ein Leerstand in dieser Dimension ist nicht schön." Umso mehr müsse die Stadt nun Gas geben bei der Entwicklung ihres Innenstadtkonzeptes. Der Handelsverband werde beratend und unterstützend zur Seite stehen.
Der Fokus des Handelsverbandes richtet sich zunächst aber erst einmal auf die betroffenen Beschäftigten von Galeria Kaufhof. Der Verband biete an, als Kontaktbörse zwischen Arbeitssuchenden und Einzelhändlern mit offenen Stellen zu fungieren, sagt Schöll: "Es gibt viele Betriebe, die freie Stellen haben." Vielleicht biete die Schließung der Kaufhof-Filiale eine Chance, den Fachkräftemangel vor Ort zu beheben. "Wir werden in jedem Fall alles versuchen, um Schweinfurt weiter attraktiv zu halten."
Die Zukunft des Gebäudes, das die Kernstadt mit der Stadtgalerie verbindet und daher einen wichtigen Knotenpunkt in der Innenstadt darstellt, ist noch unklar. "Wir brauchen jetzt für diese exponierte Lage ein gutes und attraktives Gesamtkonzept, wie wir das Areal am Jägersbrunnen zukunftsfähig gestalten können", sagt Wirtschaftsförderer Herrmann. Die Stadt sei bereits in "intensiven Gesprächen" mit dem Eigentümer, welche Nachnutzungsmöglichkeiten denk- und machbar seien.
Gewerkschaft will für die Arbeitsplätze kämpfen
Die Kaufhof-Beschäftigten indes haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass sich das Blatt noch einmal wenden könnte. "Die Hoffnung besteht bis zum letzten Tag", sagt Betriebsrat Matthias Hahn.
An diesem Mittwoch soll es in Schweinfurt eine Betriebsversammlung geben. "Wir geben die Filiale und die Arbeitsplätze noch nicht auf", sagt Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Würzburg und Aschaffenburg. Er sieht das Management und den Inhaber in der Pflicht. Es handele sich um "hoch qualifiziertes Personal", das wisse, "wie Kaufhof geht".
Auch König betont die Bedeutung des Standorts: "Für eine Stadt wie Schweinfurt ist ein Kaufhof wichtig als Bindeglied zwischen Innenstadt und Stadtgalerie." Wichtig seien ihm aber vor allem die Mitarbeitenden. "Das war Folter für die Beschäftigten, vor allem, wenn man schon in die zweite Insolvenzrunde geht. Das macht dich mit der Zeit fertig", beschreibt der Gewerkschaftssekretär die Zeit der Ungewissheit. Die Identifikation mit dem Unternehmen sei bei den Angestellten groß.
Freude und Aufatmen in Würzburg
In einer anderen Situation und Stimmung ist man in der Würzburger Filiale von Galeria Kaufhof: Wie die Konzernspitze am Montagmittag in ihrer Pressemitteilung verkündete, wird das Kaufhaus in der Schönbornstraße erhalten bleiben. "Dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier freuen, dass es weiter geht, das ist klar", erklärt Filialgeschäftsführer Andre Tworowski. Und verweist für alle weiteren Fragen an die Konzernleitung.
Eine schriftliche Anfrage zum Standort Würzburg blieb von der Unternehmensleitung unbeantwortet. Und auch die Geschäftsführung in Schweinfurt wollte zu der verkündeten Schließung der Filiale vor Ort keine Stellung nehmen.
Ein so wichtiger Anlaufpunkt kann Galeria Kaufhof nicht gewesen sein. Sonst würde das Kaufhaus nicht schließen müssen.
Kaufhof stirbt seit Jahren einen langsamen, aber stetigen und leider unaufhaltsamen Tod.
Und schuld daran ist schlicht und ergreifend ein schlechtes Management, das über Jahre (wahrscheinlich sogar Jahrzehnte) die falschen Entscheidungen für eine langfristige Ausrichtung getroffen hat.
All diese „Manager“ sind mit ordentlich Kohle in der Tasche nach Hause gegangen. Die Leidtragenden sind jetzt die Mitarbeiter und die Steuerzahler – denn ich glaube nicht, dass die Unterstützungskredite jemals vollständig zurückgezahlt werden können.
Ja, liebe Kaufhof-Mitarbeiter … ihr seid im Stich gelassen worden … aber nicht erst heute, sondern vor vielen Jahren, als Euer Management die Veränderung der Einkaufwelt, deren fester Bestandteil der Kaufhof über Jahrzehnte gewesen ist, nicht erkannt und nicht rechtzeitig darauf reagiert hat …
Sie hätte nicht lauten sollen "Welche Konsequenzen hat die Schließung für die Einkaufsstadt?", sondern vielmehr vor Jahren "Welche Konsequenzen hat die Stadtgalerie für die Einkaufsstadt?"
Es ist nämlich bekannt, dass diese Monster mitunter die Totengräber für Innenstädte sein können, wie sich nicht nur in Schweinfurt zeigt.
Nicht nur dort herrscht in der Innenstadt (teilweise) Leerstand, sondern auch in anderen Städten, wie dass Beispiel Mönchengladbach zeigt, was mit ca. 260000 Ew. ja doch wesentlich größer ist als Schweinfurt.
Dort herrsch nach der Eröffnung des dortigen Einkaufszentrum "Minto" auf der dortigen Einkaufsstraße "Hindenburgstraße" zum Teil großer Leerstand und jetzt schließt auch dort der Kaufhof.
Die Städte sollten sich fragen, ob solche Einkaufsmonster (noch) zeitgemäß sind, in dem sie anderen Geschäften (finanziell) dass Wasser abgraben.
Ich bin froh, dass Würzburg solch ein Tempel erspart geblieben ist!
Das Gute dort sind die kostengünstigen und zahlreichen Parkplätze. Da ich öfter privat in der Gunnar-Wester-Straße zu tun habe, nutze ich sie sehr gerne.
Der Kundenandrang in den dortigen Ladengeschäften ist aber eher überschaubar.
Schade für die Angestellten und auch für Schweinfurt das war sicherlich auch ein bisschen ein Magnet in der Innenstadt
Wenn Sie im Stadtgebiet wohnen, mag das eine Option sein.
Ich lebe im Umland ... und hier gibt es inzwischen mehr Biber, als Busse, die nach Schweinfurt fahren!
Angesichts vieler Punkte :höhere Kosten, mehr Blick auf Nachhaltigkeit - gebrauchtes kaufen usw. ist ein Standort der keine hohen Verkaufszahlen bisher hat- wohl auch in nächster Zeit nicht rentabel.
Schon bei der letzten Diskussion über Schließung - wird hoffentlich mancher vom Personal mal die Fühler ausgestreckt haben nach einer anderweitigen Stelle.
Davon ist in letzter Zeit wenig zu hören.
Die Schweinfurter Innenstadt hat deshalb schon deutlich an Attraktivität verloren.
Man kann der Stadt und Herrn Remele wirklich viel vorwerfen; da sind so einige Dinge in den letzten Jahren schief gelaufen, wurden unglücklich kommuniziert oder ließen einen mit dem Kopf schütteln.
Der Vorwurf die Stadt hätte sich mehr einsetzen können mit dem natürlichen Ziel die Schließung zu verhindern ist aber utopisch! Wer so etwas ernsthaft glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Warenhäuser wie die Galeria sind seit zig Jahren auf dem absteigenden Ast, ihr langsames Verschwinden ist seit Jahren absehbar. Insbesondere bei Galeria ist es ein "Sterben auf Raten". Die Geschäfte die bleiben haben vermutlich lediglich einen Aufschub vor dem Unvermeidlichen bekommen.
Zeiten ändern sich, damit auch das Einkaufsverhalten. Ein Kommen und Gehen.
Das dicke Ende kommt wohl erst noch.