Laut, sichtbar und viele: Mit schrillen Pfeifen, roten Fahnen, gelben Warnwesten, Transparenten und Forderungsrufen sind am Dienstag rund 160 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen vom Schweinfurter Leopoldina Krankenhaus aus in einem Demonstrationszug zum Marktplatz gezogen.
Aufgerufen zum Warnstreik in Kliniken und Pflegeheimen hatte Verdi, nachdem die Arbeitgeber die Forderungen der Gewerkschaft bisher ablehnen. Für die Versorgung der Patientinnen und Patienten gab es eine Notvereinbarung.
Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen Auszubildende mindestens 200 Euro mehr im Monat erhalten. "Wir wollen dauerhaft gerechte Löhne", sagt die Schweinfurter Verdi-Geschäftsführerin Marietta Eder bei der Kundgebung auf dem Schweinfurter Markplatz.
Die Problematik: "Wir haben immens viele offen Stellen im Öffentlichen Dienst. Wenn wir mit anderen Branchen nicht mithalten können, warum sollte man im Öffentlichen Dienst anfangen?", erklärt Eder. Verdi gehe es darum, einen Reallohnverlust zu verhindern. Wegen der Inflation wolle man diesmal "nur" über das Entgelt sprechen, auch wenn es weitere Themen gäbe.
Wertschätzung, Sichtbarkeit und Unmut
"Was wir jeden Tag leisten, muss wertgeschätzt werden", erklärt Kerstin Limpert, Physiotherapeutin am Leopoldina, bei der Demonstration. Stefan Zehe, freigestellter Personalrat am Krankenhaus Schloss Werneck, nimmt in seiner Freizeit an der Demo teil, "weil das Angebot der Arbeitgeber ein Witzangebot" sei. "Da müssen wir uns zeigen", fügt er an. Zeigen will auch Marie Zeidler, Auszubildende zur Pflegefachfrau im dritten Lehrjahr, "was es ausmacht, wenn wir nicht da sind".
Der Streit ums Geld ist aber nur ein Teil, um den Verdi kämpft. Nach Gewerkschaftsangaben lehnen die Arbeitgeber den geforderten Mindestbetrag ab und machen auch kein Angebot zur Altersteilzeit. Für Aufregung sorgt aber vor allem ein anderer Punkt. Beschäftigte sollen auf Geld verzichten, wenn es die wirtschaftliche Lage von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern erfordert.
Das wolle sich Verdi "auf gar keinen Fall" bieten lassen. "Es gibt ein Thema, was mit den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen los ist, aber das ist politisch zu klären und definitiv nicht auf dem Rücken der Beschäftigten", positioniert sich Eder.
Belastung in der Pflege "körperlich nicht mehr aushaltbar"
"Mit der Belastung bis 67 oder 70 Jahren zu arbeiten, das schaffen die Beschäftigten schlichtweg nicht", mahnt die Schweinfurter Verdi-Geschäftsführerin Eder an. Gerade in der Pflege sei der Anteil, der in Erwerbsminderungsrente geht, weil es körperlich nicht mehr aushaltbar ist, "richtig hoch".
Was am einen Ende des Berufslebens ein Problem darstellt, wird auch am Anfang befürchtet. Dem Protestzug vorneweg laufen Auszubildende mit einem roten Banner, auf dem "Früher brannten Hexen, heute brennen Pflegeazubis aus!!!" zu lesen ist. Mit einem Megafon ausgestattet ist Eliza Rawske. Sie absolviert eine Ausbildung zur Pflegefachfrau im zweiten Lehrjahr. Bei der Kundgebung spricht auch sie. "Pflege ist ein Traumberuf, aber nicht unter diesen Umständen", lautet ihre Meinung.
Pflegemangel wirkt sich auf Azubis aus
Die Wertschätzung fehle total, erklärt sie gegenüber dieser Redaktion. "Man merkt, dass der Pflegemangel vorhanden ist, wenn sogar wir Auszubildende aus dem freien Tag kommen, um die Station zu unterstützen. So sollte das in der Ausbildung nicht sein", sagt Rawske. "Mein Dienstplan wird die ganze Zeit hin- und hergeschoben", erklärt sie und sagt außerdem, dass sie zwar das Recht hätte, Nein zu sagen, "aber wer macht das in der Ausbildung?" Man wolle gut dastehen, eine gute Note und eine gute Beurteilung bekommen. Ein weiteres Problem: "Man merkt schon manchmal, dass die Zeit fehlt, mich richtig anzuleiten und mir etwas zu erklären."
Ende März steht die dritte Verhandlungsrunde an. "Wenn wir das nicht hinkriegen, mache ich mir massive Sorgen, wie die Gesundheitsversorgung überhaupt aussehen soll", so die Schweinfurter Verdi-Geschäftsführerin.
Wenn so "Zeitung" funktioniert dann herzliches Dankeschön!
Es gehören alle Facetten beleuchtet und wenn ein extrem unpassendes Banner dabei war dann gehört das auch angesprochen und nicht verschwiegen.
Am schlimmste ist aber, dass die Passage komplett gestrichen wurde, dabei diente der Text des Banners uprprünglich sogar als Überschrift und was als Foto zu sehen.
vielen Dank für Ihre Nachricht. Der Artikel ist seit dem Publikationszeitpunkt nach Kenntnis der Redaktion nicht mehr verändert worden. Wenn Sie genaue Beispiele haben, wo etwas abgeändert worden sein soll, können Sie mir gerne eine Mail an michael.endres@mainpost.de schicken. Dann werde ich versuchen, das Missverständnis aufzuklären.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Endres
Wie tief muss man gesunken sein um stolz so ein Banner zu erstellen und hochzuhalten? Damit erweist man der Sache (Lohnerhöhung) einen Bärendienst!
Wer sich jemals mit der Hexenverfolgug befasst hat der weiß, dass so ein Vergleich einfach nur geschmacklos ist! Soweit ich weiß ist die Hexenverfolgung auch Thema im Geschichtsunterricht, egal auf welcher Schule.
Wahrscheinlich haben sie aber in ihrer täglichen Arbeit schon mehr für politisch, religiös oder aus anderen Gründen Verfolgte geleistet wie die meisten Leute, die sich hier an diesem Spruch ab arbeiten.
Die Forderung des Pflegepersonals nach mehr Geld und Wertschätzung sind auf jeden Fall sehr berechtigt.
Ich bin sehr froh das es Menschen gibt, die einen Pflegeberuf ausüben.
Aber den Spruch aus der Überschrift finde ich grob daneben.
Zumal mehr Geld erst mal auch nichts an der Arbeitsbelastung ändert.