
Eigentlich hätte das Motto der diesjährigen Bürgerversammlung der Stadt Schweinfurt ein erfreuliches sein sollen. Zehn Jahre Konversion der Liegenschaften der US-amerikanischen Streitkräfte, die auf den Tag genau aus Schweinfurt abgezogen waren. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse, verwies Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) in seiner Begrüßungsrede im Evangelischen Gemeindehaus auf die überraschende Neuigkeit, dass die Erlöserschwestern das St. Josef-Krankenhaus nun doch nicht schließen wollen. Fast hätte die 180-Grad-Wende der Betreiberinnen in der seit Sommer praktisch als sicher geltenden Schließung die Versammlung gänzlich infrage gestellt.
"Die Unklarheiten wurden durch die Verlängerungsabsicht nicht beseitigt", sagte Remelé, der kurz zuvor über die Medien von der Kehrtwende Erlöserschwestern erfahren hatte. Die Stadt hatte sich deshalb spontan dazu entschlossen, in der dreistündigen Bürgerversammlung überwiegend die Zukunft der Gesundheitsversorgung der Region zu thematisieren.
OB Remelé blickte noch einmal zurück: Am 23. Juli hatten die Erlöserschwestern die Schließung des Josef-Krankenhauses zum Ende des Jahres bekanntgegeben. Seitdem arbeiten das Leopoldina-Krankenhaus und die umliegenden Kliniken daran, eine mögliche Versorgungslücke zu verhindern. Diese Bemühungen seien nun jedoch überholt, so der OB, die Zukunft des St. Josef-Krankenhauses trotz der Ankündigung des Weiterbetriebs noch unberechenbarer geworden. Wie lange das St. Josef noch weiterbetrieben werde, könne aktuell nämlich niemand genau sagen.
"Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Krankenhauslandschaft in der Region ist ein zu hohes Gut, als dass wir uns jetzt mit dieser unsicheren Situation zufriedengeben können", mahnte Remelé. Allein deshalb halten Stadt, Landkreis und Leopoldina an ihren Plänen fest, die Bettenkapazitäten zu erweitern sowie die Palliativstation, die Akutgeriatrie und die Krankenpflegeschule zu übernehmen.
Stadt hält an Erweiterung des Leopoldina-Krankenhauses fest
Details dazu erläuterten Jürgen Winter, Geschäftsführer des städtischen Leopoldina-Krankenhauses, sowie seine beiden leitenden Ärzte, Dr. Benedikt Stubner aus der Notaufnahme und Torsten Birkholz aus der Intensivmedizin. Winter und der OB gingen dabei auch auf die Hintergründe der geplatzten Kooperation zwischen dem Leopoldina-Krankenhaus und dem St. Josef ein.
Diese sei zum einen an der Weltanschauung der Erlöserschwestern gescheitert, die keine Abtreibungen oder aktive Sterbehilfe in einer Klinik unter ihrer Trägerschaft verantworten wollen, sowie an den wirtschaftlichen Risiken der Stadt, die sich bis heute nicht in der Lage sieht, das St. Josef-Krankenhaus eigenständig zu erwerben.

Aktuell sei das Leopoldina dabei, alle nötigen Maßnahmen zu erfüllen, um den an das Bayerische Gesundheitsministerium zugesicherten Grundversorgungsauftrag zu erfüllen. Hierzu gelte es zunächst, die Palliativstation im St. Josef als Ganzes am bisherigen Standort zu übernehmen, verdeutlichte Winter. "Unabhängig von der Entscheidung der Kongregation halten wir an diesem Ziel weiter fest." Gleiches gelte für die Akutgeriatrie, die vom St. Josef zum Leopoldina wechseln werde.
Ärzte bekräftigen: Notaufnahme wird Versorgung stemmen können
Sorge bereitete dem Publikum jedoch die Leistungsfähigkeit der Notaufnahme am Leopoldina. So kritisierte Britt-Kerstin Schmitt die Wartezeiten von bis zu sechs Stunden. Notfallmediziner Stubner entgegnete, dass die Wartezeiten letztlich kein Gradmesser für die Leistungsfähigkeit der Notaufnahme seien. Je nach Andrang würden zeitlich dringende Fälle immer priorisiert behandelt, wodurch es zu Wartezeiten kommen könne.
Derzeit ist die Notaufnahme am Leopoldina für etwa 50.000 Patienten im Jahr ausgelegt. "Im Moment sind wir bei 32.000", sagte Stubner. Hat die Notaufnahme vor eineinhalb Jahren im Schnitt noch 80 Patienten am Tag versorgt, sind es heute 120. Für das Jahr 2024 rechnet der Notfallmediziner mit einer weiteren Steigerung von bis zu 22 Prozent, was nach Rechnung des Leopoldina-Krankenhauses kein Problem darstellt. Vorausgesetzt, das nötige Personal sei vorhanden, so Stubner, weshalb man weiterhin für mehr Personal werbe.

"Sie können sich sicher sein, dass die intensivmedizinische Versorgung nicht plötzlich an die Grenze gerät und Menschen nicht versorgt werden", ergänzte Kollege Birkholz, der die Situation mit Kliniken in Großräumen wie Nürnberg als vergleichsweise entspannt beschrieb. Nichtsdestotrotz arbeite man daran, mehr Kapazitäten sowohl im pflegerischen als auch ärztlichen Bereich zu schaffen und die Kommunikation in der Notaufnahme zu verbessern.
Behindertenbeiratsvorsitzender Manfred Neder nutze die Versammlung, um den Stand beim Parkhaus und dem Erweiterungsbau am Leopoldina-Krankenhaus abzufragen. Winter entgegnete, dass dort zum Jahreswechsel die Abrissarbeiten des alten Parkhauses erfolgen sollen. Man befinde sich im Zeitplan, sodass 2025 mit dem Bau des neuen Parkhauses begonnen werden könne.
Oberbürgermeister: Kapazitäten am Leopoldina weiter hochrüsten
Ziel sei es, das Thema Parken am Leopoldina im ersten Halbjahr 2026 abzuschließen. Was den Erweiterungsbau angeht, versicherte Winter, alle nötigen Voraussetzungen zur künftigen Versorgung am Standort des Leos erfüllen zu können. Vieles hänge jedoch von den nun folgenden Entscheidungen der Kongregation und den daraus resultierenden Verpflichtungen für das Leopoldina ab.
Selbst wenn es keinen bruchlosen Übergang geben werde, arbeite man mit allen Kräften daran, die Versorgungssicherheit auch künftig garantieren zu können, sagte Oberbürgermeister Remelé. "Wir müssen jetzt sehr schnell hochrüsten."
Hinweis: In einer früheren Fassung des Textes hat die Redaktion von einer Kapazität von etwa 50.000 Patienten pro Jahr in der Notaufnahme des Leopoldina-Krankenhauses geschrieben. Diese Zahl war falsch. Derzeit ist die Notaufnahme für zirka 50.000 Menschen im Jahr ausgelegt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Die Politiker wollen es auf keinen Fall in irgendeiner Form unterstützen, trotzdem soll es ihnen aber über alle Entscheidungen Rede und Antwort stehen.
Wenn es niemand unterstützen möchte, muss es seinen Kampf ums Überleben halt alleine führen. Das wird das Haus auch weiterhin stemmen, schließlich hat es das ja 93 Jahre auch getan!
Da werden beleidigte Politiker auch nichts dran ändern, im Gegenteil sie sorgen nur noch für mehr Verwirrung in der Bevölkerung. Es hat aber inzwischen den deutlichen Anschein, dass den Politikern von Schweinfurt eine Schließung lieber gewesen wäre.
Die nächsten Wahlen kommen!
Und beim St Josef ist nicht die Stadt verantwortlich. Da hätte der Träger sich echt anders verhalten müssen. Aber da sueht man auch keine Verantwortung für Beschäftigte und Patienten...
wunderbares Abbild der Gesellschaft *genervt*
Das waren zig Jahre Stillstand und Aussitzen von allem was reparaturbedürftig war zB. Schulen, Bildungs- und Gesundheitssystem, Straßenbau, Klimawandel usw.
Es wurden nur große Reden geschwungen, getan wurde nichts außer vieles versprochen wie zB. finanzielle Hilfe für Hochwasserschäden. Armes Bayern!!