So einen Empfang hatte Steffi Lemke vermutlich nicht erwartet. Als die Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz (Bündnis 90/Die Grünen) am Montagnachmittag am Wanderparkplatz Handthaler Graben in ihrer Limousine mit gut eineinhalbstündiger Verspätung vorgefahren wurde, standen nicht nur Vertreter des Vereins "Nationalpark Steigerwald" bereit.
Auf dessen Einladung hin war sie nach Ebrach gekommen, um sich über die Pläne eines dritten Nationalparks in Bayern zu informieren. Seit vielen Jahren ist der Hohe Buchene Wald ein Kandidat dafür, was allerdings nicht unumstritten ist und sehr kontrovers diskutiert wird.
Zugleich hatten sich dort mehrere Dutzend Gegner eines Nationalparks, darunter vom Verein "Unser Steigerwald", positioniert, um mit Plakaten ("Holznutzung = Klimaschutz" oder "Nur bewirtschaftete Wälder helfen CO2 zu reduzieren") auf ihre Interessen aufmerksam zu machen. Und sie hegten die Hoffnung, mit dem Berliner Gast ins Gespräch zu kommen.
Weil keine Demonstration angemeldet war, musste kurzerhand vor Ort eine Genehmigung bei der Polizei beantragt werden. Diese schränkte allerdings das Kundgebungsgebiet räumlich so ein, dass die Gegner das, was Ministerin Lemke später zu sagen hatte, nur aus der Entfernung mitbekamen.
Auch die Befürworter hatten sich mit Bannern ausgestattet, mit Botschaften wie "Schönheit bewahren - nur im Nationalpark" oder "Nationalpark Steigerwald - Bayerns Krone der Buchenwälder". Die Bundesumweltministerin sprach später von einem "wahnsinnig wichtigen Buchenwald", den man hier im Steigerwald habe.
Lemke: "Nationalpark Steigerwald bringt einen Nutzen"
Man wisse, dass man alte Wälder erhalten müsse. Sie würden sehr viel Kohlenstoff einspeichern, als Klimaregulator dienen und außerdem als Wasserspeicher. "Ich glaube wirklich, dass ein Nationalpark Steigerwald einen Nutzen bringt", plädierte Lemke für die Einrichtung eines solchen Schutzgebiets und bedankte sich bei den Vertretern des Vereins Nationalpark Steigerwald für ihr Engagement.
Nachdem sie am Morgen einen Termin an der Isarmündung zum Thema Hochwasserschutz hatte, gab die Umweltministerin zu bedenken: "Alle diese Ökosysteme schützen uns. Die Natur und das Klima kommen ohne uns klar, aber wir kommen nicht ohne Natur klar. Und das kann man hier sehen und spüren", sagte Lemke.
Sie forderte nicht nur, die Natur mehr zu schützen, sondern mehr nachhaltige Konzepte, wenn die Natur bewirtschaftet werde. "Beides kann und beides muss nebenher existieren", so die Ministerin. Es gehe hier nicht um ein Entweder-oder.
Klar ist für Lemke aber auch: Ob der Nationalpark Steigerwald kommt, wird in München entschieden. Einen Seitenhieb in Richtung des Ministerpräsidenten wollte sie sich nicht verkneifen und erinnerte bei ihrem Besuch daran, dass Söder in seiner damaligen Zeit als Umweltminister sich ursprünglich für einen dritten Nationalpark eingesetzt hatte.
Vor einem kurzen Rundgang auf dem Naturlehrpfad nach Handthal, vorbei an über 200 Jahre alten Buchen, hatte Liebhard Löffler neben Lemke auch mehrere Experten und Mandatsträger begrüßt. Es gebe eine breite Zustimmung in der Bevölkerung zum Nationalpark, sagte er. Zudem erinnerte er an ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten, das sich dafür ausgesprochen habe.
Nationalpark wird als "Champions League" angesehen
Norbert Schäffer, Landesvorsitzender des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV), verwies darauf, dass hier Lebensräume existierten, die es so nicht mehr gebe. Man brauche eine größere Referenzfläche, wo Natur Natur sein könne, um zu sehen, wie sich der Wald entwickelt. "Der Nationalpark ist die Champions League – und die brauchen wir auch für den Laubwald!"
Dass es nötig ist, die Bevölkerung dabei mitzunehmen, dafür warb der Landesvorsitzende des Bund Naturschutzes, Richard Mergner. Für Claus Obermeier von der Louisoder Umweltstiftung ist es klar, dass der Nationalpark kommen wird. "Es ist ein starkes Signal, dass Sie heute hier sind", dankte er der Ministerin für ihren Besuch.
Lemke nahm sich auch Zeit für die Nationalpark-Kritiker
Als einen Schatz, der nicht verschwinden dürfe, bezeichnete die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet in Bayern. Ihre Forderung: "Es ist sofort ein dritter bayerischer Nationalpark hier in Franken auszuweisen."
Im Anschluss durfte Manfred Schötz, Bürgermeister des Marktes Oberschwarzach und als Vertreter des Vereins "Unser Steigerwald", einige Minuten mit Ministerin Lemke sprechen. Er bedankte sich bei ihr für die kürzliche Auszeichnung des Ebracher Trittsteinkonzeptes durch Lemkes Bundesamt für Naturschutz. Schötz hofft, dass sie sein Geschenk, ein Buch zu den Trittsteinkonzepten liest.
Lemke hatte zu Beginn ihres Besuchs auch den Nationalpark-Gegner angeblich ein Gespräch nach ihrem Waldrundgang angeboten. Durch ihre verspätete Ankunft hatte der Zeitplan sich verschoben. Nach zweieinhalb Stunden Wartezeit waren nur noch wenige von ihnen vor Ort. Mit zwei Bürgern, Michael Lorey aus Wiesentheid und Michael Rößlein aus Neudorf, sprach sie und hörte sich ihre Sorgen an. Zufrieden waren beide aber danach nicht.
Das Projekt "Nationalpark" steckt in der geografischen Sackgasse. Ein gesichtswahrender Projektausstieg geht nicht mehr, weil bereits zu viele Ressourcen sowie Beitrags- und Spendengelder verbraucht wurden und das Projekt öffentlich beobachtet wird.
In dieser misslichen Lage bleibt nur die eine Propagandastrategie übrig, nämlich störende Fakten verbergen und zur Ablenkung Stimmungen aufbauen in Richtung Urwaldromantik und Waldvernichtungsängste.
Im NP Bayer. Wald werden jährl. 22 Mio. EURO Subventionen eingebracht. Damit könnten 500 bis 600 Lehr- oder Pflegekräfte finanziert werden.
Das Auftreten von Frau Lemke gegenüber den Demonstranten war unpassend. Die Ministerin sollte für alle Argumente offen sein.
In anderen Nationalpark gibt es Inselflächen, die nicht Teil solcher Parks sind. Ohnehin div. Zonen.
Und bzgl. der Pflegekräfte, da mangelt es doch nicht wirklich am Geld, sondern an Personen die das machen wollen.
Platz zu Ende, würde gerne weiterschreibe
Ein Nationalpark ist klimaschädlich mit jährl. 36 Mio. kg fossiles CO2 und sozialschädlich mit jahrl. 22 Mio. Subvention, die der staatl. Wohlfahrt entzogen werden.
Die ökolgische Wärmeversorgung für 15.000 Bewohner würde wegbrechen. und......
Zur Deckung der Wärmenergie mit Wärmepumpen bräuchte man 12 Windkrafträder. Die zum Teil alte Bausubstanz unberücksichtig. Frage an die Nationalparkler: Wohin ...
Anstatt Nadelholzwälder vor dem Borkenkäfer zu schützen und damit eine ganzjährig funktionierende grüne Lunge, macht man hier einen Hype um Bäume, die viele Monate gar keine Blätter tragen und bei manchen Menschen sogar Depressionen auslösen.
Bleiben noch die, die meinen an einem Nationalpark zu verdienen.
Denken diese Geldmenschen auch die anderen in den Dörfern in und um den Steigerwald, die wenigstens am Sonnbtag ihre Ruhe haben möchten, stattdessen aber von lauten Kohorten angeblicher Waldliebhaber belästigt werden.
Wobei auch das wenige verbliebene Wild im Steigerwald zur Ruhe kommen möchte - mit Touristen wohl eher unmöglich.
Alles lasst alles so wie es ist und bessert dort nach, wo Fehler auftreten.
Ein Prestigeobjekt gewisser Politiker braucht hier keiner.
vielen Dank für den Hinweis. Aufgrund eigener Beobachtung vor Ort kann ich ihnen mitteilen, dass es definitiv mehr waren. Das können Sie auch auf einem Foto (Nr. 68) in unserer Bilderstrecke sehr gut erkennen. Allein hier sind ca. 35 Personen zu sehen.
Viele Grüße
Stefan Pfister
Redakteur
Gerade einmal fünf Personen der NP-Freunde sind aus der Region!
Die Teilnehmer, die für das Trittsteinkonzept sind kommen alle aus der Region!
Unglaublich ist jedoch, sofern das Berichtete stimmt, dass die Polizei die Vertreter des Vereins „Unser Steigerwald“ daran gehindert hat mit der Ministerin in Kontakt zu treten!
Umso unverständlicher ist die Tatsache, dass die Bundesumweltministerin an den Vertretern des Vereins „Unser Steigerwald“ vorbeiging. In einer Demokratie sollte man auch bereit sein sich andere Argumente und Anregungen anzuhören.
Warum nur hatte Frau Lemke nicht den Mut dazu?
Schön ist jedoch die Tatsache, dass Frau Lemke aussagte, die Natur mehr zu schützen, und forderte mehr nachhaltige Konzepte, wenn die Natur bewirtschaftet werde. "Beides kann und beides muss nebenher existieren", so die Ministerin. Es gehe hier nicht um ein Entweder-oder.
Das war ein klares Plädoyer für das Trittsteinkonzept!
Danke Frau Ministerin!
Schaumermal ob Frau Lemke noch in der nächsten Legislaturperiode mitspielt...
Schaumermal ob Grün nach der nächsten Landtagswahl in BY mitregieren kann....