Um die Bauanträge zur Erweiterung des Moeno-Hauses der Schweinfurter Studentenverbindung Moeno Ripuaria gab es in der Vergangenheit immer wieder Debatten im Schweinfurter Stadtrat. Acht Jahre lang, um genau zu sein. Im Mai 2020 wurde die Baugenehmigung für den geplanten Umbau am Moeno-Haus erteilt. Doch da war auch schon die Corona-Pandemie, auf die eine Baupreisexplosion folgte sowie die hinlänglich bekannten Themen Energiekrise und Inflation.
Schlussendlich legte die Studentenverbindung erst im Mai 2023 mit den Arbeiten los, feierte Ende September Richtfest. Und fand sich nun wieder vor dem Bauausschuss. An der Baustelle ist der Dachstuhl mit einer großen weißen Plane abgedeckt, das ganze erste Stockwerk des Hauses wurde abgerissen und neu gebaut. Doch jetzt braucht es einen neuen Bauantrag. Der wohl erst im Januar 2024 genehmigt wird, da der Bauausschuss das Thema vertagte. Es konnte nicht geklärt werden, ob ein benötigtes kleines Stück städtische Fläche gekauft wurde oder nicht.
Der Hauptgrund für den neuen Bauantrag ist, dass der beim ersten Antrag sehr umstrittene Anbau in den Wall Richtung Stadtmauer nun vorerst nicht gebaut werden soll. Die Bauverwaltung ist zwar gestalterisch über die neuen Pläne für mehr Dachraum und angehobenem Mansardendach nicht sonderlich begeistert, hält das Bauvorhaben aber dennoch "für eine städtebauliche Verbesserung".
Ist der unterirdische Anbau an das Moeno-Haus endgültig vom Tisch?
Der Leiter des Bauordnungsamtes, Frank Reppert, betonte, es habe "keine Einstellung des Baus durch die Verwaltung" gegeben. Diskussionen mit der Bauverwaltung seit Beginn der Arbeiten im Frühjahr 2023 aber sehr wohl. Da das Haus angrenzende städtische Grundstücke leicht überbaut, müssen vom Bauherrn noch elf Quadratmeter gekauft werden, um ein ordnungsgemäßes Baugrundstück zu haben.
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) war 2019 und 2020 eine der größten Gegnerinnen des Projektes, insbesondere wegen des unterirdischen Anbaus. Dass dieser nun erstmal nicht kommt, begrüßte sie zwar, stellte sich aber die Frage, ob dieser Plan wirklich endgültig vom Tisch ist. Frank Reppert erklärte, eine "verbindliche" Aussage sei der Stadt diesbezüglich nicht übermittelt worden. Gleichwohl betonte Ordnungsreferent Jan von Lackum, dass durch den neuen Bauantrag es für den ursprünglichen Antrag eine Tektur bräuchte. Außerdem habe die Stadt es in der Hand, das benötigte Grundstück nicht zu verkaufen, dann wäre der Anbau ohnehin nicht möglich.
Seit den 1970er-Jahren hat die Studentenverbindung ihren Hauptsitz in Schweinfurt
Die Studentenverbindung Moeno Ripuaria ist eine akademische Gemeinschaft von Studenten und Absolventen der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Sie hat nach eigenen Angaben im Moment rund 50 Burschen, inaktive Burschen und Fuxen. Die Verbindung wurde 1921 in Würzburg gegründet, 1935 zwangsaufgelöst und 1951 wiedergegründet.
1954 trat die T.St.V. Moeno Ripuaria dem Dachverband BDIC bei, der 17 Studentenverbindungen an 14 deutschen Hochschulen mit 955 Mitgliedern vertritt. Die Verbindung ist seit Mitte der 1960er-Jahre in Schweinfurt, da damals die Ingenieurstudiengänge Maschinenbau und Elektrotechnik der Fachhochschule nach Schweinfurt verlegt wurden. Seit 1975 ist der Hauptsitz der Verbindung in Schweinfurt.
Im ehemaligen Pferdebahn-Betriebsgebäude ist man seit 1974, unterstützt vom damaligen Oberbürgermeister Georg Wichtermann (SPD), der selbst Verbindungsmitglied war. Seit 2012 gehört das Gebäude dem Moeno-Haus e.V. Ziel der Verbindung ist es laut Angaben auf der Internetseite, soziale und andere Kompetenzen zu fördern, Netzwerke zu bilden sowie die Allgemeinbildung durch Vorträge und Seminare zu fördern, um den politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bildungshorizont zu erweitern.