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Bergrheinfeld
Vorarbeiten für den SuedLink-Konverterbau in Bergrheinfeld: Was Feldlerchen und archäologische Funde damit zu tun haben
Bevor der Bau beginnen kann, laufen aktuell archäologische Sondierungen auf der Fläche am ehemaligen Felsenhof. Allerdings gibt es ein Problem: Feldlerchen.
An der Baustelle des künftigen SuedLink-Konverters beim Bergrheinfelder Klimawald begutachten Philipp Keller (links) und Volker Leiterer vom Landratsamt Schweinfurt die Auflagen rund um die archäologische Sondierung. Mit im Bild: Archäologin Andrea Thomas.
Foto: Silvia Eidel | An der Baustelle des künftigen SuedLink-Konverters beim Bergrheinfelder Klimawald begutachten Philipp Keller (links) und Volker Leiterer vom Landratsamt Schweinfurt die Auflagen rund um die archäologische Sondierung.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:06 Uhr

Am geplanten Standort des Konverters für den SuedLink bei Bergrheinfeld graben seit Wochenanfang zwei Bagger die Erde auf. Sie legen Suchstreifen für die archäologischen Sondierungen des Geländes an. Denn mit der erfolgten ersten Teilgenehmigung der Regierung von Unterfranken für den Bau der Konverterstation darf der Stromnetzbetreiber Tennet die vorbereitenden Arbeiten beginnen. Allerdings schränken derzeit drei Feldlerchenreviere den Ablauf ein.

Rund um die etwa zehn Hektar große Fläche am ehemaligen Felsenhof, neben dem Klimawald und in Sichtweite des Umspannwerks, ist ein videoüberwachter Bauzaun aufgebaut. Dahinter gräbt ein Bagger mit seiner Schaufel etwa vier Meter breit und 50 Zentimeter tief einen Suchstreifen in das Gelände.

Archäologin Andrea Thomas vom Grabungsbüro Heyse hält nach etwaigen Verfärbungen im Boden Ausschau. "Wir rechnen eigentlich mit Bodendenkmälern", meint die Fachfrau. Zumal das Gelände als archäologische Verdachtsfläche gilt.

Warum Experten mit archäologischen Funden auf der Konverter-Fläche rechnen

Denn schon bei den Bauarbeiten zum nahen Tennet-Umspannwerk am Galgenberg wurde 2014 ein jungsteinzeitliches Gräberfeld mit 26 Skeletten, 4500 Jahre alt, freigelegt. Ein weiteres großes Gräberfeld wurde 1983 in der Nähe entdeckt. Die Lage am Main und guter Boden machten den Raum schon früh für Siedlungen interessant.

Mit der immissionsschutzrechtlichen Teilgenehmigung der Regierung sind zahlreiche ökologische Auflagen verbunden. Weshalb eine ökologische Baubegleitung durch das Würzburger Umweltbüro Fabion erfolgt, erklärt Philipp Keller, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt. Er kontrolliert mit dem Leiter des Umweltamtes, Volker Leiterer, die Baustelle.

Auch der Feldhamster steht bei den Vorarbeiten am ehemaligen Felsenhof im Fokus

Fabion-Mitarbeiterin Carola Rein begeht immer wieder das Gelände, informierte Leiterer. Als Feldhamster-Expertin kennt sie die Feldhamsterflächen in der Region. Bei einer Begehung Anfang Mai entdeckte sie allerdings nur unbewohnte Bauten des Nagers. Jetzt muss sie prüfen, ob das streng geschützte Tier zurückkommt oder bereits weggewandert ist. Eventuell in ein Feld neben dem Baugelände, das als Ausgleichsfläche angedacht ist.

Sicher festgestellt hat Carola Rein aber drei Feldlerchenreviere. Mit einem Trassenband ist deren Fläche in der Mitte des Baugeländes als Tabuzone für die archäologischen Sondierungen ausgewiesen. "Das umfasst etwa 70 Prozent der Gesamtfläche", schätzt Tennet-Projektsteuerer Christian Trott.

Wie lange brütende Feldlerchen die Arbeiten bei Bergrheinfeld noch ausbremsen könnten

Die Feldlerchenbrut darf nicht beeinträchtigt werden, bis August reicht die Schonzeit. Denn in Deutschland gilt der Feldvogel als gefährdet, nachdem er in den letzten Jahrzehnten teilweise dramatische Bestandsverluste erlitten hat. "Das Büro Fabion muss bis August prüfen, ob es hier noch brütende Feldlerchen gibt", sagt Philipp Keller und fügt hinzu: "Artenschutzrechtliche Verstöße werden streng geahndet." Weshalb seine Mitarbeiter immer mal wieder auf der Baustelle vorbeischauen werden.

Mit einem Trassenband ist auf der Zehn Hektar-Fläche der Baustelle des SuedLink-Konverters bei Bergrheinfeld die Tabuzone für die Feldlerchen abgegrenzt. Rechts im Hintergrund das Wiesenhaus, dahinter der Ort Ettleben.
Foto: Silvia Eidel | Mit einem Trassenband ist auf der Zehn Hektar-Fläche der Baustelle des SuedLink-Konverters bei Bergrheinfeld die Tabuzone für die Feldlerchen abgegrenzt. Rechts im Hintergrund das Wiesenhaus, dahinter der Ort Ettleben.

Aufgrund der Lerchen-Tabuzone führen die archäologischen Suchstreifen mit zwei Baggern zunächst an den Bauzäunen entlang, erklärt Projektleiter Trott die Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Unter Mittag ist zudem zwei Stunden Pause, damit die Feldlerchen keinen Baggerlärm hören.

Für was die erste Teilgenehmigung gilt und wie es dann weiter geht

"Wir werden wohl in den Stopp kommen", vermutet Trott angesichts des abgesperrten Bereichs. Wie und wann es dann weitergeht, ist noch unklar. "Spannend" ist für den Projektsteuerer auch die Frage, ob und was als Bodendenkmal aus dem Untergrund zum Vorschein kommt.

Mit der ersten Teilgenehmigung verbunden sind auch vorbereitende Arbeiten wie Kampfmitteluntersuchungen, die bereits erfolgt sind. Außerdem zählen Geländemodellierungen dazu, die erst nach den archäologischen Sondierungen – und je nach Fund nach den eventuellen Ausgrabungen – gemacht werden können. Frühjahr 2024 ist geplant.

Für den eigentlichen Konverterbau muss noch die zweite Teilgenehmigung erteilt werden. Der Antrag wird derzeit von Tennet vorbereitet. Bereits vergeben hat Tennet den Zuschlag für die Errichtung des Konverters an die Firma Hitachi Energy als Generalunternehmer.

Was genau Tennet am Standort bei Bergrheinfeld plant

In zwei Konverterhallen, eine für den Plus- und eine für den Minus-Pol, je 20 Meter hoch und etwa 100 auf 50 Meter groß, soll der Gleichstrom, der im SuedLink-Erdkabel ankommt, in Wechselstrom umgewandelt werden. Über Strommasten, parallel zur bestehenden Straße, wird die Anbindungsleitung zum Tennet-Umspannwerk gelegt und der Wechselstrom ins Transportnetz eingespeist.

 
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  • schroek1@web.de
    "In Bayern wird's dunkel", so oder so ähnlich schallt es wie ein Chor aus den Mündern von Schwarz und Grün. Übrigens seit das erste Atomkraftwerk in Bayern ausgeschaltet wurde. Und wars dunkel? Bei uns Zuhause oder in der Industrie? Nein, das einzige was passiert ist, der Ministerpräsident Söder kann nicht mehr soviel billigen Strom in die Nachbarländer verkaufen und damit seinen Geldsäckel so leicht füllen. Darum muss der billige Kohlestrom vom Norden jetzt schleunigst nach Bayern transferiert werden. "Bayern braucht den Strom aus dem Norden, sonst wird's dunkel". Wer's glaubt, wird selig. Die selbe Summen in erneuerbaren Strom investiert, was SuedLink kostet, und wir wären unabhängig von solchen möchtegern Energieexperten wie den Söders.
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  • Katie001
    Liebe Henni,
    Ich würde gerne zu Ihrem Kommentar ein paar kleine Richtigstellungen hinzufügen.
    Der Strom, den der Konverter Bergrheinfeld eines Tages liefern soll, kommt von Windkraftanlagen aus Norddeutschland. Dort weht ein beständiger und starker Wind, der uns in Sueddeutschland oft verwehrt bleibt, was aber nicht an Personen oder Regierungen liegt, sondern an der Geographie. Der Suedlink ist also Teil der Energiewende um CO2 Frei unsere Wirtschaft ( Damit meine ich nicht die Gaststätten in Bergrheinfeld und Umgebung) und die Haushalte am laufen zu halten. Alternativ könnte man hier in der Region Schweinfurt weitere 350 große Windräder (das ist meine persönliche Schätzung) installieren und drauf hoffen, dass nachts keine Flaute kommt. Tagsüber haben wir ja 365 Tage im Jahr Sonnenenergie, oder? Zu guter letzt würde ich Sie gerne noch bitten zu erklären, wie das mit dem Stromverkauf ins Ausland funktioniert. Ich dachte immer, dass die Stromkonzerne sich diesen Kuchen teilen.
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  • schroek1@web.de
    Der meiste Strom aus dem Norden kommt von Kohle. Vllt können sie uns ja beantworten, warum Strom, gewonnen von den Off-Shore Anlagen nicht in Norddeutschland verbraucht wird? Warum muss er erst bis nach Bayern transportiert werden, und die Bundesländer dazwischen haben nichts von der Gleichstromtrasse? Wäre es nicht nachhaltiger, den Strom vor Ort zu erzeugen und dort dann an die Gemeinden abzugeben?
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  • Katie001
    Unter folgendem Link finden Sie alle Antworten

    https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/NetzentwicklungSmartGrid/Strom/start.html
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  • schroek1@web.de
    Da kann ich auch gleich EON glauben, oder dem Söder.
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  • Katie001
    Bitte lesen Sie hier nach. Da gibt es alle Antworten auf Ihre Fragen

    https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/NetzentwicklungSmartGrid/Strom/start.html
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