Eifrig gegraben wird derzeit am Standort des künftigen Tennet-Umspannwerks bei Bergrheinfeld. An der Baustelle sind Archäologen auf ein Gräberfeld aus der Jungsteinzeit und auf eine vorgeschichtliche Siedlung gestoßen. Wahrscheinlich 20 bis 30 Männer, Frauen und Kinder wurden dort vor etwa 4500 Jahren beerdigt.
Andere, bereits bekannte Bodendenkmäler befinden sich im Umkreis des Bauprojektes einer neuen 380-Kilovolt-Elektro-Umspannstation, die die bestehenden Umspannwerke in Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld ersetzen soll. So war beispielsweise auch bei der Erschließung des Baugebiets Obere Point in Schnackenwerth eine etwa 5000 Jahre alte linearbandkeramische Siedlung entdeckt worden.
Das Baufeld war also wegen der Lage und der fruchtbaren Böden als potenzielles Siedlungsareal der Vorgeschichte eingeschätzt, teilt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Es beaufsichtigt die Arbeiten der Grabungsfirma, die der Stromnetzbetreiber Tennet beauftragt hat, so Pressesprecherin Dorothee Ott.
Eine Voruntersuchung des Geländes war daher von Tennet in Auftrag gegeben worden. Bei der Anlage von Baggersondagen wurden Verfärbungen in der Erde bemerkt, die sich beim Freilegen als Gräber herausstellten. Die archäologischen Funde – darunter etliche Skelette – und Befunde aus der Zeit des Endneolithikums (2800 bis 2300 v. Chr.) werden derzeit geborgen. Die Fachfirma versorgt, verpackt und katalogisiert diese Funde, informiert Ott.
Danach werden sie im Landesamt für Denkmalpflege „erstversorgt“. Das heißt, ihr Erhaltungszustand wird stabilisiert. Aufgrund der „schon absehbaren Bedeutung“, so Ott, wird sicher eine wissenschaftliche Bearbeitung angestrebt.
Die Kosten der Grabung übernimmt Tennet. Die Folgekosten und die wissenschaftliche Bearbeitung werden in der Regel durch das Landesamt für Denkmalpflege getragen.
Falls die Witterung günstig und die Anzahl der archäologischen Befunde „übersichtlich“ bleibt, kann die Grabung bis Anfang Februar 2015 abgeschlossen werden, erklärt Dorothee Ott.
Laut Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht werden danach die Erdarbeiten für das neue Umspannwerk fortgesetzt. Geplant sind dort eine Generatorenhalle, ein Betriebsgebäude, ein Container mit Notstromgenerator und zwei Garagen. Gebaut wird in drei Abschnitten: bis Sommer 2015 sollen drei Schaltfelder (20 Prozent) fertig sein, bis Herbst 2017 die Hälfte der Anlage und der Rest soll Ende 2018 in Betrieb gehen.
Sowohl Bauherr Tennet als auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege weisen eindringlich darauf hin, dass ein Betreten der Baustelle verboten ist. Wer sich unbefugt dort aufhält, macht sich strafbar.