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Schweinfurt
Stadtpolitik aus Frauensicht: Was Gudrun Grieser, Sorya Lippert und Stefanie Stockinger-von Lackum fordern
Eine Veranstaltung der Frauenunion bei den Frauenwochen lässt aufhorchen. Wo Schweinfurt aus Frauensicht sehr gut ist und wo man Aufholbedarf hat.
Diskussionsrunde im Rahmen der Frauenwochen: (v.l.) Moderatorin Stefanie Stockinger-von Lackum, Bürgermeisterin Sorya Lippert und die frühere Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser diskutierten darüber, was Stadtpolitik für Frauen tun kann. 
Foto: René Ruprecht | Diskussionsrunde im Rahmen der Frauenwochen: (v.l.) Moderatorin Stefanie Stockinger-von Lackum, Bürgermeisterin Sorya Lippert und die frühere Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser diskutierten darüber, was Stadtpolitik ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 28.03.2024 02:49 Uhr

Als Gudrun Grieser 1992 zur ersten und bisher einzigen Oberbürgermeisterin in der Geschichte der Stadt Schweinfurt gewählt wurde, und das für die CSU, war das eine große Überraschung. 18 Jahre lang bis 2010 lenkte sie die Geschicke der Stadt mit einem Führungsstil, auf den heute noch immer wieder zurückgeblickt wird. Ihr Fazit: "Meine weibliche Art zu führen, hat die Stadt Schweinfurt nicht schlechter gemacht."

Bei den Frauenwochen diskutierte Grieser in der MainBar in der Innenstadt mit ihrer Parteikollegin, der zweiten Bürgermeisterin Sorya Lippert, moderiert von CSU-Stadträtin Stefanie Stockinger-von Lackum. Ein bemerkenswert offenes und tiefgründiges Gespräch darüber, was Frauen in Schweinfurt bewegt und was die Kommune beim Thema Gleichstellung alles leisten kann. 

"Frauen", sagt Gudrun Grieser, "haben eine andere Herangehensweise, Männer sind manchmal sehr verkopft." Vor allem aber musste Grieser Anfang der 1990er-Jahre als Quereinsteigerin – sie war Gymnasiallehrerin – angesichts der dramatischen Krise der Schweinfurter Industrie schnell handeln: "Ich bin ins kalte Wasser gestoßen worden und musste schwimmen. Für uns war nur wichtig, wie wir aus der Krise herauskommen und einen Neuanfang für Schweinfurt starten können."

Im Gespräch: Sorya Lippert (links) und Gudrun Grieser. 
Foto: René Ruprecht | Im Gespräch: Sorya Lippert (links) und Gudrun Grieser. 

Anteil von Stadträtinnen liegt in Schweinfurt über dem bayerischen Durchschnitt

Die Gründe, wie und zu welchem Zeitpunkt Grieser, Lippert und Stockinger-von Lackum in die Kommunalpolitik kamen, sind jeweils unterschiedlich. Doch eines einte sie: der Gedanke, Menschen bei ihren alltäglichen Problemen zu helfen. "Was ist in der Stadt Thema und wo kann ich einen Beitrag leisten", umschreibt es Sorya Lippert.

Aber: Der Frauenanteil auf allen politischen Ebenen, von der Kommune über die Länder bis zum Bund, ist deutlich zu niedrig. In Deutschland gibt es 43 Millionen Frauen, rund eine Million mehr als Männer. Doch in den kommunalen Gremien spiegelt sich das ebenso wenig wider wie im Landtag oder Bundestag. Im Bundestag sind 31,4 Prozent der Abgeordneten Frauen. Die meisten bei den Grünen (59,3 Prozent der Abgeordneten), die wenigsten mit elf Prozent bei der AfD. Im Landtag ist die Frauenquote schlechter: 25,1 Prozent (am höchsten mit 50 Prozent in der SPD, am niedrigsten mit 9,1 Prozent bei der AfD). Der Stimmkreis Schweinfurt wird auf Bundes- wie Landesebene mit Anja Weisgerber und Martina Gießübel (beide CSU) gleichwohl von Frauen vertreten.

Über dem Durchschnitt ist die Quote im Übrigen auch im Schweinfurter Stadtrat. Dort sind mit 17 Frauen seit der Kommunalwahl 2020 38,6 Prozent der 44 Gremiumsmitglieder weiblich, bei bayerischen Städten liegt der Durchschnitt bei 33,7 Prozent, in Gemeinderäten sogar nur bei 22 Prozent.

Das Bewusstsein wecken, dass Frauen auch etwas zu sagen haben

Gudrun Grieser betont: "Wir wollen nicht bevorzugt werden. Unser Ziel ist es, keine Frauenwochen mehr zu haben." Um dahin zu kommen, das war allen drei Rednerinnen sehr bewusst, muss sich in der Gesellschaft aber noch viel tun, müssen sich Rollenbilder ändern, braucht es gegenseitigen Respekt.

Es müsse ein Rahmen geschaffen werden, wie man als Mutter sich im öffentlichen Leben engagieren kann. Wie man als Frau Kinder bekommen kann und, wenn man das möchte, auch arbeiten kann. "Wir müssen das Bewusstsein wecken, dass man etwas verändern kann. Dann bekommen Frauen auch Lust auf Politik", sagt Sorya Lippert und fügt an: "Man muss den Mut wecken, dass es einen Unterschied macht, wenn Frauen etwas sagen."

Natürlich waren die großen, seit Jahren diskutierten und nur völlig unzureichend gelösten Themen wie Rente oder unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit Teil der Diskussionsrunde. Aber auch die Frage, was die Stadt Schweinfurt tun kann. Das ist eine Menge, wie Gudrun Grieser findet: Zum einen als Arbeitgeber, zum anderen aber beim Thema Kinderbetreuung, Hort sowie Ganztagsschule. "Würden wir es schaffen, dass es zum Beispiel vier Tage flächendeckend Ganztagsschule gibt, hätten wir eine Reihe anderer Probleme nicht", ist sich Gudrun Grieser sicher.

 
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  • Klaus Krug
    Stadtpolitik aus Sicht der CSU-Frauenunion - so hätte die Überschrift besser lauten sollen. Politisch aktive Frauen anderer Parteien waren bei diesem Gespräch ja nicht dabei.
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