zurück
Grafenrheinfeld
Sprengung der Kühltürme am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld: So haben diese 8 Schweinfurter den Tag erlebt
Die Sprengung der Kühltürme des Kraftwerks war ein Jahrhundertereignis. Mehrere tausend Menschen haben die Sprengung verfolgt. So war die Stimmung.
Der Andrang bei der Kühlturm-Sprengung am Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld war groß. Mehrere Hundert Menschen verfolgten das Spektakel auf dem Weg vor der Absperrung des Sprenggebiets.
Foto: Martina Müller | Der Andrang bei der Kühlturm-Sprengung am Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld war groß. Mehrere Hundert Menschen verfolgten das Spektakel auf dem Weg vor der Absperrung des Sprenggebiets.
Marco Karaschinski       -  Marco Karaschinski ist in Lübeck geboren und aufgewachsen. Nach seiner schulischen Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und seinem Abitur zog es ihn 2019 nach Würzburg. Hier studierte er Political and Social Studies und arbeitete als freier Mitarbeiter in der Würzburger Lokalredaktion. Marco Karaschinski ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Marco Karaschinski
 |  aktualisiert: 23.08.2024 02:40 Uhr

Es ist vollbracht: Die Kühltürme des Kraftwerks werden am Abend des 16. August mit einem dumpfen Knall gesprengt und fallen langsam in sich zusammen. Als sich der Staubwolke legt, wird deutlich: Das Wahrzeichen von Grafenrheinfeld ist nicht mehr. So haben acht Menschen vor Ort die Sprengung erlebt.

1. Markus Hemberger (33): "Ich freue mich auf die Sprengung. Es ist ein Event, das man nicht alle Tage mitbekommt."

Markus Hemberger, 33.
Foto: Marco Karaschinski | Markus Hemberger, 33.

"Ich fotografiere hier privat, habe extra meine Kamera mitgenommen, um das für mich und die Familie festzuhalten. Ich werde es auch nicht auf Social Media oder so posten. Es ist ein historisches Event. Ich könnte mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so eine Sprengung gab. Das sind riesengroße Türme, ich hoffe, das wird ordentlich knallen. Ich bin schon gespannt."

2. Roland Albert (74): "Ich weiß nicht, was ich von der Sprengung halten soll."

Roland Albert, 74.
Foto: Marco Karaschinski | Roland Albert, 74.

"Ich weiß nicht, was ich von der Sprengung halten soll. Die Türme sind ein Wahrzeichen gewesen. Ich habe die Türme dreieinhalb Jahre lang selbst mit aufgebaut, meine Kinder haben immer gesagt, das sind Papas Türme. Ich habe über 28 Kühltürme in meinem Leben aufgebaut, zu sehen wie sie jetzt abgerissen werden, ist inzwischen ein gewohnter Anblick, ich hab schon viele von ihnen fallen gesehen. Die Arbeit, die hinter den Kühltürmen steckt, ist beachtlich, es war harte Arbeit. Jetzt ist es vorbei und ich bedauere es nicht, genau wie mein Berufsleben."

3. Christel Klose (88): "Soll ich mich freuen oder soll ich traurig sein?"

Christel Klose, 88.
Foto: Marco Karaschinski | Christel Klose, 88.

"Also ich weiß nicht, soll ich mich freuen oder soll ich traurig sein? Ich bin da hin- und hergerissen, eigentlich habe ich gar keine große Verbindung zu den Türmen. Das wird man erst hinterher merken, wenn die Türme nicht mehr da sind. Ich wohne in Bergrheinfeld, und da habe ich mir gedacht: Komme ich mal her. Ich bin erstaunt wie viele Leute hier sind, das hätte ich gar nicht gedacht. Es sind wohl mehrere neugierig. Ich kenne ja noch die Kriegszeit, als die Häuser eingestürzt sind. Und so ist es im Grunde genommen hier auch."

4. Katja Hennemann (49): "Das AKW hat dazugehört, das hat man immer hier gesehen."

Katja Hennemann, 49.
Foto: Marco Karaschinski | Katja Hennemann, 49.

"Also ich finde es spannend, die Sprengung zu sehen. Ich würde nicht sagen, dass ich mich darauf freue. Aber es ist etwas Einmaliges und Atomkraftwerke haben mich auch in meiner Jugend begleitet. Tschernobyl war ein sehr einschneidendes Erlebnis, da war ich neun Jahre alt. Das wurde dann auch in der Schule behandelt, das hat in unser Leben eingegriffen. Das AKW hat dazugehört, das hat man immer hier gesehen. Ich finde das schon auch ergreifend, in einem positiven Sinn, dass das jetzt endet, und dieses Ereignis heute auf jeden Fall sehenswert."

5. Alexander Maier (33): "Ich finde es scheiße, dass es gesprengt wird."

Alexander Maier, 33.
Foto: Marco Karaschinski | Alexander Maier, 33.

"Ich bin heute hergekommen, weil die Sprengung noch einmal ein Abschluss ist. Ich habe acht Jahre im AKW gearbeitet, da habe ich viel erlebt: den Leistungsbetrieb, den Stillstand, die Abschaltung. Jetzt bildet die Sprengung den Abschluss des Ganzen. Ich finde es scheiße, dass es gesprengt wird. Ich bin für Kernkraftwerke. Wenn man da drin gearbeitet hat und weiß, wie die Sicherheitsvorkehrungen waren, ist es von der Regierung der falsche Weg."

6. Eva Herbstsommer (33): "Die Türme waren immer eine Orientierung."

Eva Herbstsommer, 33.
Foto: Marco Karaschinski | Eva Herbstsommer, 33.

"Es ist natürlich ein Ereignis, das nicht jeden Tag stattfindet. Es ist in der näheren Umgebung und das hat man noch nicht erlebt. Die Türme waren immer eine Orientierung. Man sah sie und wusste: Jetzt geht es nach Hause. Es sind Orientierungstürme, wir kennen die Umgebung nur mit diesen Türmen, auch wenn wir in Sennfeld wohnen. Für uns ist es wahrscheinlich noch einmal anders als für Leute, die hier direkt wohnen."

7. Markus Schmidtlein (44): "Das Warten hat sich gelohnt."

Markus Schmidtlein, 44.
Foto: Marco Karaschinski | Markus Schmidtlein, 44.

"Wir finden es schade, dass wir jetzt so lange warten mussten auf die Sprengung. Aber es war auf jeden Fall ein Highlight, dass man so etwas mal live anschauen kann und nicht nur im Fernsehen sieht. Es war schön, hat uns gefallen. Den Jungs hat es auch gefallen. Das Warten hat sich gelohnt."

8. Martina Sembach (57): "Ich finde es schade, dass die Türme weg sind, unabhängig von der Atomkraft selbst."

Martina Sembach, 57.
Foto: Marco Karaschinski | Martina Sembach, 57.

"Es hat sich total gelohnt hierher zu kommen, auch wenn wir so lange warten mussten. Ich bin hier in der Nähe aufgewachsen, wohne aber jetzt in Nürnberg. Wir sind extra hierher gekommen. Ich bin mit dem Atomkraftwerk aufgewachsen. Blöderweise wurde ich gerade angerufen, als die Sprengung war, deswegen konnte ich keine Fotos machen. Ich finde es schade, dass die Türme weg sind, unabhängig von der Atomkraft selbst."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Grafenrheinfeld
Marco Karaschinski
Atomkraftwerk Grafenrheinfeld
Atomkraftwerke
Instagram-Inhalte
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Türme
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Klaus Fiederling
    schon blöd, wenn dann durch solch einen heini das ganze in die länge gezogen wird und die lifeschaltung nicht geklappt hat während der nachrichten auf bayern fernsehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Daniel Spannbauer
    Ja, schlimm. Mein Beileid zu Ihrem Verlust.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten