
Matthias Aron hat die Fäden in der Hand: Für Betreiber Preussen-Elektra koordiniert er die Sprengung der beiden Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) im Landkreis Schweinfurt. Das AKW wird derzeit zurückgebaut, die Türme sind überflüssig geworden. Geplant ist die Sprengung für den 16. August.
Im Interview erklärt der Projektleiter, warum ein jahrelanger Vorlauf nötig war und wieso der Stromnetzbetreiber Tennet dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Matthias Aron: Wir hatten in unserem ursprünglichen Konzept vor, die Bauwerke erst nach Abschluss des nuklearen Rückbaus etwa 2035 abzubrechen. Wir werden allerdings immer wieder angesprochen: Ihr macht hier schon jahrelang Rückbau, aber man sieht von außen gar nichts. Mit dem Abbruch der beiden Kühlturmbauwerke erzeugen wir ein weithin sichtbares Zeichen in der Öffentlichkeit, dass hier Rückbau stattfindet. Es mag vielleicht Menschen geben, die glauben, solange die Kühltürme noch stehen, könnte die Anlage morgen wieder am Netz sein. Dem ist nicht so. Zudem haben wir einen hohen Platzbedarf auf der Anlage für das Abstellen von verschiedensten Sachen. Wenn man sich umschaut, merkt man, dass hier fast kein Quadratmeter ungenutzt ist. Daher können wir die gut 7000 Quadratmeter Kühlturmfläche gut gebrauchen.

Aron: Der Sprengabbruch ist binnen etwa 30 Sekunden ab der Zündung vollendet. Die beiden Bauwerke werden in einer großen Staubwolke zusammenfallen. Im Vorfeld sind auf der Anlage noch diverse Aufgaben zu erledigen. Kurz vor der Sprengung werden alle Lüftungsanlagen ausgeschaltet, damit sich der Staub nicht in die Anlagen bewegt. Dies betrifft besonders die Kontrollbereichslüftung. Vor allem für das Feuerlöschsystem werden vorbereitende Maßnahmen getroffen, falls hier doch irgendetwas passiert. Es werden auch die Nachbarn der BGZ, der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung, mit ihren beiden Standortlagern entsprechende Maßnahmen einleiten. Und dann wird die Polizei noch eine Absperrlinie um die gesamte Anlage herum installieren, damit die Sicherheit der Bevölkerung immer gegeben ist. Nur berechtigte Personen werden hier vor Ort sein.
Aron: Die Aufgabe habe ich seit 2021 auf dem Tisch, also etwa seit drei Jahren. Es bedarf unheimlich vieler Themen, die im Vorfeld zu berücksichtigen sind. Wir sind nach wie vor eine nukleare Anlage. Das heißt: Es muss gewährleistet sein, dass der nukleare Teil des KKG keinerlei Schaden nimmt. Und dafür wurden sehr intensive Nachweise geführt. Es geht um Gebäude, die standsicher sein müssen. Es geht um Betriebssysteme, die keinen Schaden nehmen dürfen. Das alles wurde in einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren erledigt. Die baurechtliche Genehmigung hat sich dann mit Themen wie Immissionsschutz, Umweltschutz, Artenschutz und ähnlichem beschäftigt.
Aron: Am Tag der Sprengung werden noch Messstellen installiert, um zu dokumentieren, welche Erschütterungen tatsächlich entstanden sind. Derzeit haben wir nur Prognosewerte und Erfahrungen von anderen gleichartigen Sprengungen. Wir gehen aber davon aus, dass die tatsächlichen Erschütterungswerte ein Stückchen unter der Prognose liegen werden.
Aron: Die größte Herausforderung lag bei unserem Nachbarn, dem Stromnetzbetreiber Tennet, der uns bezüglich der erforderlichen Abschaltung der Freileitungen gewisse Bedingungen abverlangt hat. Die Absprachen sind letztlich auch die Ursache dafür, dass wir bezüglich des Termins 16. August ein gewisses Fragezeichen haben.
Aron: Für die Abschaltung dieser Stromkreise müssen im gesamten europäischen Stromnetz gewisse Bedingungen erfüllt sein, die nicht planbar sind. Das hängt mit der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien zusammen, hier konkret mit dem Windstrom. Deshalb werden wir in der Woche vor der Sprengung einen arbeitstäglichen Dialog mit Tennet führen, damit wir immer mehr Sicherheit bekommen, dass es an dem 16. August tatsächlich auch passieren kann.

Aron: Da sind wir derzeit noch in Abstimmung. Ich möchte nicht ausschließen, dass es tatsächlich nachher ein paar Andenken geben wird.
Zum anderen, Herr Schäfer, verwenden Sie wiederholt das Kürzel A K W , obwohl der korrekte Ausdruck dafür K K W lautet.
Steckt da ein besonderes Ansinnen Ihrerseits dahinter oder ist es lediglich Unwissen?
Je öfter Ihr Medium diese Bezeichnung wählt umso mehr prägt sich dieser falsche Ausdruck bei den Lesern ein.
Ihre Berichterstattung finde ich deshalb einseitig gefärbt.
"Die Befürworter verweisen auf die DIN-Definition „Kernkraftwerk“ (ISO 921/834) und vermeiden Worte mit „Atom-“ wegen ihrer vermeintlichen Nähe zum Begriff „Atombombe“. Die Gegner wiederum lehnen die meisten Worte mit „Kern-“ als verharmlosend und technokratisch ab....
Die Definition des Deutschen Instituts für Normung ist für die Alltagssprache jedoch nicht maßgebend."
Fazit: Daher führt der Duden auch „Atomkraftwerk“ und „Kernkraftwerk“ als gleichwertige Begriffe im Sprachgebrauch. Es ist also beides richtig."
https://www.verivox.de/strom/themen/atomkraftwerk/
der Duden hält die Begriffe Kernkraftwerk und Atomkraftwerk gleichermaßen für zulässig. Als Synonyme verweist er auf die Begriffe Atommeiler und Atomanlage. Im gängigen Sprachgebrauch ist von atomaren Zwischen- bzw. Endlager die Rede. Die Kraftwerke stehen unter den Vorbehalten des Atomgesetzes, das heute noch so heißt. Für Betrieb und Rückbau werden atomrechtliche Genehmigungen erteilt, die Juristinnen und Juristen sowie die Betreiberin des AKW Grafenrheinfeld auch heute so benennen. Von 1955 bis 1957 gab es Mitglieder des Bundeskabinetts, Franz-Josef Strauß und Siegfried Balke (beide CSU), die die Bezeichnung Minister für Atomfragen führten. Bis Dezember 1962 hieß das heutige Bundesministerium für Bildung und Forschung Ministerium für Atomkernenergie.
Die Redaktion hat sich dafür entschieden, die Bezeichnung Atomkraft zu verwenden, weil sie sprachlich aus ihrer Sicht die Energieform exakter beschreibt als der Begriff Kernenergie.
Beste Grüße
Josef Schäfer