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Grafenrheinfeld
Sprengung der Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld: In 30 Sekunden vom riesigen Bauwerk zum Geröllhaufen
Die Vorbereitungsarbeiten laufen, Mitte August werden die zwei Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt. So läuft das Spektakel im Landkreis Schweinfurt ab.
Ihre Tage sind gezählt: Mit einer Sprengung sollen die Mauern der Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in sich zusammenfallen. Geplanter Termin: 16. August. 
Foto: Patty Varasano | Ihre Tage sind gezählt: Mit einer Sprengung sollen die Mauern der Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in sich zusammenfallen. Geplanter Termin: 16. August. 
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 01.07.2024 02:37 Uhr

Am Freitag, 16. August, werden die beiden Kühltürme des stillgelegten AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt gesprengt - wenn nichts dazwischen kommt. Auf dem Gelände sind inzwischen die Vorarbeiten für das spektakuläre Vorhaben angelaufen. Mitarbeiter des beauftragten Unternehmens aus Thüringen, das 2013 auch die Sinntalbrücke der Autobahn 7 bei Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) eingelegt hat, bringen an der Außenmauer der Türme derzeit Farbmarkierungen für die Positionierung der Sprengladungen an.

Spezielle Vorgaben, exakte Berechnung: Sprengstoff wird in die Mauern eingebaut

Der Ablauf der zwei Detonationen am ehemaligen Atomkraftwerk steht fest: Oberhalb der Stützpfeiler wird der Sprengstoff in die Mauern eingebaut. Nach einem bestimmten System und ganz speziellen Vorgaben, wie Matthias Aron, Projektleiter des AKW-Betreibers Preussen-Elektra, erläutert. Er spricht von Kernbohrungen, dem Ausschneiden sogenannter Sprengmaulen und exakt berechneten Sprengfeldern. Details behält das Sprengunternehmen für sich.

Alles für die Explosion: Nach exakten Berechnungen werden an den AKW-Kühltürmen in Grafenrheinfeld derzeit die Markierungen angebracht, die die Positionen des Sprengstoffs festlegen.
Foto: Patty Varasano | Alles für die Explosion: Nach exakten Berechnungen werden an den AKW-Kühltürmen in Grafenrheinfeld derzeit die Markierungen angebracht, die die Positionen des Sprengstoffs festlegen.

Ziel ist es, dass die Explosionen eine Schneise in die Mauern reißen. Und zwar so, dass sich die Türme leicht zur Seite neigen und dann "durch das Eigengewicht kollabieren", wie Projektleiter Aron formuliert. Letztlich sollen sich die Bauwerke durch die zusammensackenden Betonmassen selbst zerstören. Etwa sieben Sekunden werde es dauern, bis die 17.000 Tonnen pro Turm am Boden angekommen sein werden, sagt Aron. Nach 30 Sekunden sei das gesamte Spektakel vorbei.

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Beide Türme werden nicht gleichzeitig gesprengt, sondern mit einem Abstand von etwa 15 Sekunden.  Das Geröll der Bauwerke soll nicht zur selben Zeit, sondern versetzt auf den Boden aufschlagen, um die Erschütterungen möglichst kleinzuhalten, erklärt Werksleiter Bernd Kaiser. Ein Großteil der schon vor drei Jahren begonnenen Vorarbeiten hat sich laut Aron darauf konzentriert, dass Betreiber Preussen-Elektra Nachweise erbringt: Dafür, dass die Sprengung keine Auswirkungen auf die benachbarten Gebäude hat.

Die 'Sprengmeister' des AKW Grafenrheinfeld: Werksleiter Bernd Kaiser (links) und Matthias Aron, der für den Betreiber Preussen-Elektra das Projekt Kühltürme-Sprengung koordiniert.
Foto: Patty Varasano | Die "Sprengmeister" des AKW Grafenrheinfeld: Werksleiter Bernd Kaiser (links) und Matthias Aron, der für den Betreiber Preussen-Elektra das Projekt Kühltürme-Sprengung koordiniert.

Im Fokus standen dabei insbesondere die beiden atomaren Zwischenlager, das Reaktorgebäude, auf das sich derzeit der Rückbau der Anlage konzentriert, sowie der Stromnetzknotenpunkt von Tennet. Der Netzknotenpunkt mit Umspannwerk ist für den AKW-Betreiber auch die einzige Unsicherheitsfaktor, weswegen der Sprengtermin 16. August platzen könnte. Auch kurzfristig. Denn neben dem Kraftwerk laufen fünf Hochspannungsleitungen zusammen, von denen vier abgeschaltet werden sollen.

Das geht aber nur, wenn für den 16. August die Kapazitäten und deren Verteilung im Stromnetz gesichert sind. Und zwar im gesamteuropäischen Kontext, wie Werksleiter Kaiser erläutert. Letztlich hängt es an Tennet, ob die Sprengung zum geplanten Termin stattfinden kann. Wie Projektleiter Aron sagt, werde man in der Woche vor dem Termin täglich mit Tennet Kontakt halten. Wettereinflüsse dürften kaum Einfluss auf die Sprengung haben.

Preussen-Elektra hat ein großes Interesse daran, dass das Datum eingehalten wird. Denn am Tag der Sprengung werden alle Mitarbeitenden vom Gelände geschickt. Am darauffolgenden Montag soll dann der Rückbau des AKW weitergehen, wie Kaiser sagt. Bei einer Verschiebung stünde seine Baustelle erstmal still.

Die Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld kurz vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1977.
Foto: Hans Rost | Die Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld kurz vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1977.

Offen ist die Uhrzeit der Sprengung am vorgesehenen Freitag. Sie wird vom Landratsamt Schweinfurt in einer Allgemeinverfügung festgelegt. Vermutlich werden die Explosionen am frühen Nachmittag stattfinden.

Sperrbereich um das AKW-Gelände und freie Sicht aus weiter Entfernung

Um das AKW-Gelände wird es dann einen Sperrbereich geben, der vor und auch nach dem Ereignis nicht betreten werden darf. Und der penibel eingehalten werden muss, wie Werksleiter Kaiser sagt. Abgesehen davon können sich die tausende Schaulustigen, die Preussen-Elektra erwartet, auf öffentlichem Gebiet frei bewegen. Vorsorglich wird angesichts des vermuteten Andrangs die Staatsstraße zwischen Bergrheinfeld und Garstadt für einige Zeit gesperrt.

Das AKW liegt im weitläufigen Maintal. Die Türme und ihre Sprengung werden deshalb von vielen Anhöhen auch aus weiterer Entfernung zu sehen sein.

 
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  • Gerald Effertz
    Ich habe sogar an die Verantwortlichen geschrieben, sie einfach z.B. als Mahnmal der Technik stehen zu lassen oder sie anders zu nutzen (soweit mir bekannt ist, gab es sogar nach eine Nachnutzungsoption) aber keine Antwort bekommen.
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  • Dietmar Eberth
    Kühltürme ist jetzt nichts typisches für AKWs. wesentlich mehr (Braun-)Kohlekraftwerke oder Gaskraftwerke haben große Kühltürme. Beispiel Lausitz und Ruhrgebiet. Da ist ein Kohleförderturm schon eher was typisches für den Kohleabbau.

    https://image.bz-berlin.de/data/uploads/2023/09/bz08werk.jpg?impolicy=channel&imwidth=992
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  • Klaus Fiederling
    vielleicht heulen wir den stillgelegten Kühltürmen bald noch nach.
    Was, wenn nicht genügend alternative Stromquellen, Solar, Wind, Wasser ect.pp
    zur Verfügung stehen, oder bereit gestellt werden?
    Wird der Strom dann bald unbezahlbar?
    Dank der grünen Politik im Bundestag haben wir nun den Salat.
    In Frankreich oder anderswo werden neue KKW's gebaut, holen wir uns dann
    von dort den teureren Strom?? Le Pen wird es uns noch zeigen, wenn in Frankreich bald Neuwahlen stattfinden, wo der Weg lang geht! Mir graut schlimmes!
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  • Reinhard Opel
    Frankreich ist mit seinen vielen AKWs in der Sackgasse. wäre der wirtschaftliche Vorteil von AKWs wirklich so enorm, müßte die Arbeitslosigkeit in F bei 0,00 sein. tatsächlich ist die Arbeitslosigkeit in F höher als bei uns.
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  • Dietmar Eberth
    Nach über 20 Jahren geht Flamanville in Betrieb. Aus den ursprünglichen 3,4 Milliarden Euro wurden 12,7 Milliarden Euro (der franz. Rechnungshof sogar 19 Milliarden Euro)
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/frankreich-neues-atomkraftwerk-wird-teurer-und-spaeter-fertig-17727643.html

    Die Schulden des franz. Eigentümers sind mittlerweile auf 64 Milliarden Euro gestiegen
    https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiekonzern-weniger-atomstrom-edf-schreibt-rekordverlust-von-18-milliarden-euro/28989218.html

    In Großbritannien hat sich sogar China freiwillig von Hinkley Point C zurückgezogen.
    https://www.iwr.de/news/grossbritannien-droht-atomstrom-luecke-atomkraftwerk-hinkley-point-c-kommt-spaeter-und-wird-noch-teurer-news38551

    Zum Vergleich Hinkley Point C bekommt jetzt schon einen garantierten Preis 14,8 Cent/kWh (steigt jährlich 3 Prozent). Auf den Future-Märkten 6,1 Cent/kWh. Die Differenz zahl der Steuerzahler in GB.

    Ein "Flughafen Berlin" reicht
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Die Probleme hatte vor allem Frankreich im letzten jahr, wo die Hälfte der Atomkraftwerke wegen Niedrigwasser vom Netz genommen werden mussten.
    Deutschland musste in dieser Zeit sehr viel Strom nach Frankreich exportieren - in erster Linie Solarstrom!
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  • Jürgen Huller
    Das wird nicht passieren. Wir sind ins europäische Stromnetz eingebunden.

    Ihre Thesen sind nun schon einige Jahre alt, aber auch schon tausendfach widerlegt. Dennoch sind diese Märchen offensichtlich in die Köpfe eingebrannt

    Wir haben keinen Strommangel. Wir haben keine Blackouts. Strom ist preislich wieder auf Ukrainevorkriegsniveau. Ohne Atomkraft. Aus dem Ausland kaufen wir Windstrom aus Dänemark, hier ist Alternativstrom auf Rekordniveau. Das sind nachprüfbare Fakten.

    KKWs und Kohle KW brauchen Kühlwasser, daher die Kühltürme, welches wir immer weniger haben werden. Dann müssen diese Kraftwerke gedrosselt oder abgeschaltet werden. Siehe Frankreich.

    Fakt ist auch: Den Atommausstieg hat auf Bundesebene die Groko, in Bayern die CSU beschlossen. Die Grünen haben hier noch nie was zu sagen gehabt.
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