Es gibt nicht die eine Antwort auf die große Frage Klimaschutz – aber ein wichtiger Baustein, um nachhaltig den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken und das Klima zu retten, ist die Antwort darauf, wie wir zukünftig von A nach B fahren. Umweltfreundlich mit Bus und Bahn? Mit Diesel, Benziner oder Elektroauto? Und wie kann das gehen, wenn man nicht in der Stadt, sondern auf dem Land wohnt?
Man muss nicht nach Frankfurt, Nürnberg oder München schauen und das dortige U-Bahn-System neidisch betrachten. Es reicht der Vergleich zwischen den Bürgern in Schweinfurt und denen, die in Gemeinden im Landkreis wohnen, in denen es weder einen Bahnanschluss noch eine Stadtbuslinie gibt. Kein Wunder also, dass ein Auto zu haben gerade auf dem Land oftmals die einzige Möglichkeit ist, mobil zu sein, zum Arbeiten, zum Lebensmittel einkaufen oder zum Arztbesuch zu kommen.
Dazu kommt, dass es in vielen Orten im Landkreis außer dem Schulbus keine weitere ÖPNV-Anbindung gibt. Selbst wenn man wollte, könnte man sich gar nicht umweltgerecht transportieren lassen, mangels Angebot.
Was also können Stadt und Landkreis tun, um den Bürgern den Umstieg zu erleichtern? Was macht der Nahverkehrsbeauftragte Michael Graber? Er ist, das kann man ohne Umschweife sagen, gut beschäftigt, denn Stadt und Landkreis verfolgen einen klaren Weg hin zu mehr und besserem ÖPNV. Ein Weg, den gordischen ÖPNV-Knoten zu durchschlagen, ist der Beitritt zum Verkehrsverbund Mainfranken.
Ab 2024 soll man mit einem Ticket von der Würzburger Residenz zum Kreuzberg kommen
In Unterfranken gibt es mehrere Verkehrsverbünde. Stadt und Landkreis Schweinfurt sind zusammen mit den Landkreisen Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Die andere Region besteht aus Würzburg Stadt und Land, Main-Spessart und Kitzingen. Nach dem Zusammenschluss ab 2024 wäre es der drittgrößte Verkehrsverbund Bayerns. Die Grundvoraussetzung, sich zusammenschließen zu können, ist zunächst die Verkehrszählung.
Die Zählung hätte am 1. August 2021 beginnen sollen, wird nun aber verschoben auf den 1. März 2022. Bei der Ausschreibung während der Corona-Pandemie stellte sich heraus, dass die in Frage kommenden Unternehmen keine Angebote unterbreiteten, weil sie Probleme sahen, die ein Jahr dauernde Untersuchung im Moment adäquat durchführen und nicht genügend Personal akquirieren zu können.
Der Aufwand ist groß, es ist aber auch wichtig, genaue Daten zu haben, da später der Kunde nur einmal zahlt, um von A nach B zu kommen und nicht wie bisher mehrere Tickets braucht, wenn er zum Beispiel mit dem Bus aus dem Landkreis nach Schweinfurt fährt, mit dem Zug nach Würzburg und mit der Straßenbahn dann zur Residenz. "Im Verkehrsverbund hat man ein Ticket und kann alle Verkehrsträger nutzen", erklärt Michael Graber den Vorteil für die Kunden.
Um berechnen zu können, welches Unternehmen welchen Geld-Anteil bekommt, muss man vorher wissen, wie die Linien genutzt werden. Bei der Verkehrszählung fährt ein Erheber mit und befragt anonymisiert die Fahrgäste – wer fährt wann warum wohin?
Graber sieht den ÖPNV in der Region und vor allem in der Stadt grundsätzlich gut aufgestellt. Chancen gibt es vor allem bei den Pendlern, denn Schweinfurt als Industriestadt mit mehr Arbeitsplätzen als Einwohnern zieht gerade Arbeitnehmer von außen an. Eine signifikante Zahl von ihnen davon zu überzeugen, umweltfreundlich(er) zu pendeln, würde in Sachen Klimaschutz viel bewirken.
Bei Anruf kommt das Sammeltaxi in jeden Ort im Landkreis
Ein Projekt, das ambitioniert, aber vielversprechend ist, ist die Idee, die Landrat Florian Töpper (SPD) umsetzen will: Jede Stunde ein Bus in jedem Ort im Landkreis. Ein Bus im Wortsinne wird es nicht sein, aber ein großes Sammeltaxi soll es werden.
So könnten Schweinfurter zum Beispiel mit dem Linienbus nach Gerolzhofen fahren und sich dann dort ein Fahrzeug bestellen, das sie nach Handthal in den Steigerwald bringt. Nach dem Wandern und ausführlichen Vespern geht's wieder zurück mit dem so genannten On-Demand-Service nach Gerolzhofen und per Bus nach Schweinfurt. Der Clou: Das alles zu einem ÖPNV-Tarif und nicht zu den Kosten für ein Taxi. "Im Landkreis gibt es viele Orte, die weit auseinander liegen, da lohnt sich ein Bus oft nicht, das Anruf-Sammeltaxi aber schon", so Graber. Im Moment arbeitet man an der Ausschreibung für das Projekt, die verbundweit erfolgt, da man gleich eine Handy-App haben möchte und eine entsprechende Software für die Buchung für den Kunden.
Wie passt die Steigerwaldbahn in das ÖPNV-Konzept?
Das Thema Steigerwaldbahn ist eines, das in weiter Ferne liegt, bis dort wieder ein Zug verkehren könnte. Graber plädiert dafür, zunächst das Ergebnis des Gutachtens abzuwarten und verweist auf die vom Landratsamt im Herbst 2019 organisierte Konferenz zum Thema. Würde die Bahnstrecke reaktiviert, würde sie natürlich auch Teil des neuen Mobilitätskonzeptes sein.
Für den Busverkehr in Schweinfurt hat Michael Graber lobende Worte, gestützt auf ein Gutachten: "Das sagt, der Roßmarkt ist ein echtes Pfund." Und zwar deshalb, weil der zentrale Busbahnhof mitten in der Stadt liegt. Viel besser kann man Bürger nicht mehr mit dem Bus zum Einkaufen, Essen gehen oder zu Kultureinrichtungen bringen. "Die Stadt ist gut aufgestellt, da gibt es keine erheblichen Mängel", betont Graber.
Dass im Zuge der Landesgartenschau-Planungen auch der Vorplatz des Hauptbahnhofes neu gestaltet und begrünt wird, ist aus Sicht des Nahverkehrsbeauftragten zu begrüßen. Er verweist dabei auch auf die Funktion des Vorplatzes als überregionaler Busbahnhof, die der Roßmarkt gar nicht leisten könne.
Den ÖPNV attraktiv machen und das Auto nicht verteufeln
Eines stellt der Nahverkehrsbeauftragte klar: "Das Auto ist kein Teufelszeug." Zum einen ist es für viele Bürger im Landkreis schlicht eine Notwendigkeit, zum anderen hat es auch nicht unerheblich zum Wohlstand der Region beigetragen, durch die Automobilindustrie-Zulieferer. Wichtig sei es, die Rahmenbedingungen für den ÖPNV so zu ändern, dass es sich für die Menschen lohnt, das Auto stehen zu lassen und Bus oder Bahn zu nutzen. Zum Beispiel wird mit Einführung des neuen Verkehrsverbundes auch ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende kommen.
Er ist provinziell, mit zu vielen kurzen Stichlinien, statt langen Pendellinien. Der Bus von Graf. könnte via Roßmarkt nach Schonungen weiterfahren, von Oberwerrn nach Gochsheim, etc.
Grafenrheinfelder die im Leo arbeiten, Niederwerrner die bei Kühne arbeiten, etc., bräuchten nicht umsteigen. Auch könnten mehrere kleine Linien zusammengefasst werden; z. B. Maibacher Höhe & Eselshöhe.
Das alles ergäbe weniger als die Hälfte der bisherigen Linien & der Betrieb wäre viel effizienter! Diese wenigen Großlinien könnten mit dem selben Personal und Wagenpark im kürzeren Takt fahren.
Diesen Vorschlag machte ich schon öfters auf MP.de. Warum nahm ihn niemand auf? Warum nahm ihn kein Stadtrat auf? Warum auch niemand von einer Oppositionspartei? Stattdessen kam man mit einem Hundespielplatz. Was ist im Rathaus passiert?
"Das Thema Steigerwaldbahn ist eines, das in weiter Ferne liegt, bis dort wieder ein Zug verkehren könnte. Graber plädiert dafür, zunächst das Ergebnis des Gutachtens abzuwarten."
Wir lesen nur noch solche Sätze! Wenn man auf andere wartet passiert nichts. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Stadt & Landkreis sind ohne Führung und Visionen. Frau Grieser übernehmen Sie.
Der neue Verkehrsverbund ist von der Fläche der zweitgrößte Bayerns! Der braucht die Bahn als Hauptachsen, sonst ist es ein Bus-Linien-Labyrinth. OB Remele sprach sich auf der Podiumsdiskussion VOR DER WAHL für die Steigerwaldbahn aus, als Teil der Nord-Süd-Achse KT-NES. Das sind 90 km!
Verkehrsverbünde sind keine bloßen Zusammenschlüsse sondern haben alle dieselbe Grundstruktur: Bahnen als Stammlinien und Busse als Zweige
Es scheint als waren die örtl. Protagonisten noch nie in einem großstädtischen Verkehrsverbund unterwegs - der pure Provinzialismus.