Schweinfurt liegt am Main oder am "Mee", wie man den Fluss hier liebevoll nennt. Der gemeine Unterfranke saugt das mit der Muttermilch ein. Es gehört also zum Basiswissen für alle Franken und ist im Grunde so klar wie Kloßbrühe. Für Außenstehende, in diesem Fall aus Hessen, ist die Sache dagegen offensichtlich nicht ganz so klar.
Jedenfalls sorgte ein Referent aus dem nordhessischen Kassel, durch das das schöne "Gersfelder Wasser" namens Fulda plätschert, im Hauptausschuss für Erheiterung, als er kurzfristig die Wälzlagerstadt am Main an die zugegeben längere und beeindruckendere Donau verlegte. Aber so wenig wie Würzburg an der Würz liegt, wie uns vor einigen Jahren der Moderator Peter Großmann in einer Livesendung des ARD-Morgenmagazins glauben machen wollte, liegt Schweinfurt an der Donau. Als die "Würz"-These im Fernsehen aufkam, waren – Rivalität zwischen stolzer Industrie- und ebenso stolzer Domstadt hin oder her – sogar die Schweinfurter der Meinung, den Würzburgern sollte man den Main nicht aberkennen.
Vielleicht könnte die Stadtverwaltung die Gelegenheit aber nutzen, über ihre Social-Media-Kanäle wieder den schönen Main und die vielen wunderbaren Badegelegenheiten jetzt im Sommer zu bewerben. Und vielleicht sollte man den guten Referenten mal zu einem Wochenende einladen, den Main-Radweg zu erkunden, Übernachtung in einem der guten Schweinfurter Hotels und lecker Schlachtschüssel inklusive.
Riesenrad auf dem Marktplatz für den besseren Blick auf Stadt und Main
Und sollte die Stadt den Vorschlag von Peter Hofmann ernst nehmen, mal "unkonventionelle Wege" bei der Belebung der Innenstadt zu gehen, hat er vielleicht Glück und das Riesenrad auf dem Marktplatz stünde schon. Das böte einen wahrlich prächtigen Blick auf Frankens stolzen Fluss. Einmal in Schweinfurt angekommen, wäre ein Besuch in der Rathausdiele auch interessant, da hängen bekanntlich die aus dem Main gefischten Riesen-Welse an der Wand, zu denen der OB sicher über die jeweils damit verbundenen Anekdoten parlieren kann.
Der Referent war ansonsten übrigens auf der Höhe der Zeit, denn er war der erste, der Teil der neuen digitalen Sitzungen im Schweinfurter Stadtrat ist. Da er wegen der Pandemie nicht reisen wollte, blieb der gute Mann zu Hause, sein Vortrag wurde per Video in den Ratssaal übertragen. Und als echter Könner hatte er als sein Hintergrundbild den Busbahnhof am Schweinfurter Roßmarkt gewählt, schließlich ging es ja auch um das Nahverkehrskonzept für die Stadt.
Ansonsten ist die Digital-Premiere aber ausbaufähig. Unserer Staatsministerin für Digitales, der Digi Doro, sollte man das erstmal nicht als Musterbeispiel moderner Verwaltung präsentieren. Denn die altehrwürdige Mikrofonanlage im Sitzungssaal ist nicht mit einer Übertragung nach außen zu koppeln, weswegen Finanzreferentin Anna Barbara Keck an ihrem Laptop mit dem Mann in Kassel konferierte, ihr Mikro während der Wortmeldungen ausschaltete und danach die Fragen zusammenfasste, die dann per Videoschalte beantwortet wurden. Da der Stadtrat bekanntlich beschlossen hat, zukünftig bei bestimmten Inzidenzzahlen auch Hybrid-Sitzungen zu ermöglichen, sollte man sich schnell was ausdenken, wie jeder sagen kann, was zu sagen ist, auch wenn er oder sie zu Hause sitzt.