
Als Vorzeigeobjekt städteplanerischer Schönheit gilt es nicht gerade, das Gebiet zwischen dem Schweinfurter Hauptbahnhof und dem Wohngebiet "Am Herroth" – darin scheinen sich die Beteiligten, die jüngst an einem Rundgang durch ebendiese Gegend teilnahmen, einig zu sein. Eingeladen hatte zu dem Termin die Sanierungsstelle der Stadt Schweinfurt. Denn die will das Gebiet jetzt aufwerten. Auf Stadt und Anwohnende kämen damit in den kommenden Jahren einige Maßnahmen zu.
"Keine Angst, es geht hier nicht darum, Maßnahmen über Ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Es geht erst einmal darum, eine Vision aufzuzeigen", einen "roten Faden" für das Quartier zu finden, stellte Evi Mohr, Stadtplanerin im Schweinfurter Architekturbüro Schlicht Lamprecht Kern, gleich zu Beginn der Begehung klar. Um für eine mögliche Umgestaltung des Quartiers auch Fördermittel abrufen zu können, will die Stadt Schweinfurt das Gebiet als Sanierungsgebiet "Bahnhofsumfeld / Am Herroth" ausweisen.
Betroffen wäre davon das Gebiet zwischen der Stresemann-Straße im Osten, dem Wohngebiet "Am Herroth" im Westen sowie dem John-F.-Kennedy-Ring im Norden und der Gustav-Heusinger-Straße im Süden. Dafür hat die Stadt das Schweinfurter Architekturbüro mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt. Und die machen deutlich: Der Sanierungsbedarf in dem Gebiet ist hoch. Doch einige Unwägbarkeiten könnten den Maßnahmen im Wege stehen.
Starke Durchmischung führt zu Nutzungskonflikten
Viel Verkehr, viele Leerstände und ein extrem hoher Anteil an versiegelten Flächen – die Vergangenheit als Industrie- und Gewerbegebiet hat in der Gegend deutliche Spuren hinterlassen. "Wir haben hier ein ehemaliges Gewerbegebiet, das sich jetzt im Wandel befindet", sagte Landschaftsarchitekt Christian de Buhr. Gerade die starke Durchmischung aus alten Industriestrukturen, vereinzeltem Einzelhandel, Gewerbe und Wohnen sei es, die die Gegend maßgeblich präge.
Dadurch käme es aber auch immer wieder zu Nutzungskonflikten, gab Evi Mohr zu Bedenken. So hätten sich etwa Anwohnende in der Johann-Georg-Gademann-Straße mehrfach über Lastwagen beklagt, die dort über Nacht Parkplätze belegten. Eine wichtige Aufgabe der Stadt müsse es deshalb künftig auch sein, vermittelnd tätig zu werden, so Mohr.

Fragwürdig sei auch, ob viele der alten Strukturen, wie die verhältnismäßig breiten Straßen, überhaupt noch gebraucht würden. "Wie breit muss eine Straße heute sein? Rollt hier wirklich noch so viel Schwerlastverkehr?", fragte de Buhr. Oder könnten die Straßen nicht schmaler und dafür grüner gestaltet werden? Denn gerade auf Luftaufnahmen werde deutlich: "Es ist erschreckend, wie hoch der Grad der Versiegelung hier ist", so de Buhr.
Bahnhofsvorplatz als unattraktives Eingangstor zur Stadt
Besonders gravierend zeige sich das auch am Bahnhofsvorplatz, einem der markantesten Punkte des Quartiers. Wenig Grün, viel Verkehr und rundum Leerstände – als "Eingangstor" zur Stadt für viele Bahnreisende mache der Platz wenig her, sind sich die Planerinnen und Planer einig. Landschaftsarchitekt de Buhr fand deutliche Worte: "In einer Stadt dieser Größe habe ich selten einen so unattraktiven Bahnhofsvorplatz gesehen." Ziel müsse es sein, den Platz zu beleben. Begrünung, Einzelhandel und eventuell ein kleines Café könnten Aufenthaltsqualität schaffen.

Zumindest für einen der umliegenden Leerstände scheint bereits eine Lösung in Sicht. Für die zum Teil unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Postbetriebshallen in der Stresemannstraße hat der städtische Ferienausschuss weitere Schritte bezüglich des Bebauungsplans auf den Weg gebracht. "Der Eigentümer ist dabei, diesen Bebauungsplan abzuschließen. Ziel ist es, dass schon im nächsten Jahr dort die Bauarbeiten beginnen", erklärte Markus Sauer, Leiter des Stadtentwicklungs- und Hochbauamts, den Anwesenden. Dann sollen dort Wohnungen entstehen.
Doch daran zeigt sich bereits ein Problem des Quartiers: Der Großteil der Grundstücke befindet sich in Privathand. Viele der denkbaren Maßnahmen, wie zusätzliche Fußwege über die zum Teil extrem langgezogenen Grundstücke, Dach- und Fassadenbegrünungen oder ein Parkhaus auf dem Gelände der Deutschen Bahn in der Gustav-Heusinger-Straße, seien deshalb auf das Wohlwollen der Privateigentümerinnen und -eigentümer angewiesen, gab Evi Mohr zu Bedenken. Die gelte es nun mit ins Boot zu holen.
Nur 30 der 157 Wohnungen am Herroth sind bewohnt
Eines der größten Projekte dürfte in den kommenden Jahren wohl aber die Sanierung des Wohngebiets "Am Herroth" werden. Der Zustand der meisten der alten Häuserreihen ist schlecht. "Hier herrscht dringender Sanierungsbedarf", sagte Stefan Orth von der Schweinfurter Stadt- und Wohnungsbaugesellschaft (SWG), die einige der Häuser besitzt. Nur 30 der 157 Wohnungen seien aktuell bewohnt. Dementsprechend "negativ behaftet" sei das Gebiet in der Wahrnehmung vieler Schweinfurterinnen und Schweinfurter, so Mohr. Das wolle man ändern.

Laut Orth sollen Sanierungs- und Ausbauarbeiten sowie zusätzliche Laubengänge und Balkone die Wohnungen attraktiver machen. Auch wolle man das Quartier noch weiter entsiegelt und weitgehend autofrei halten – ein Quartierstreff sei angedacht. Einen Zeitplan gebe es dafür allerdings noch nicht.
Welche der möglichen Maßnahmen letztlich in dem Gebiet umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. "Es wird nichts von heute auf morgen passieren, wir sprechen hier von einem Zeitraum über die nächsten 20 Jahre und mehr", sagte Architekt Stefan Schlicht. Seitens der Stadtverwaltung hoffe man, den Satzungsbeschluss für das Sanierungsgebiet Mitte kommenden Jahres auf den Weg bringen zu können.
Wenn man derzeit an die Baupreise denkt....
wor haben im alten GR 1 Haus mit 6 Wohnungen saniert.. die beiden anderen Gebäude dann weggerissen und neu gebaut, da es genauso teuer war... das muss 2018 gewesen sein
Also ich finde den Bahnhof ehrlich gar nicht so schlimm. Es braucht einen zweckmäßigen Bau... und Pünktlichkeit.
Zum anderen kann eine Kommune (egal welche ) Veränderungen am Fahrplan der Bahn bewirken!
Als täglicher Pendler wäre ich schon froh eine Notdurft am Bahnhof zu verrichten, ohne Angst zu haben gewisse Ansteckungen zu bekommen.
Jetzt werden irgendwelche Architekten und Städteplaner für teures Geld aktiviert.
Wie weltfremd sind die Akteure im Rathaus.
Infolge deutscher Teilung entfiel die D-Zugstrecke Berlin-SW-Stuttgart, mit Kurswagen bis Italien. Der Hbf versank in tiefster Provinz, die Umgebung verödete, die DB hat an Provinz-Bahnhöfen kein Interesse!
Die Fernverbindung nach der Wiedervereinigun WÜ-SW-Berlin wurde wieder aufgegeben. Der geplante IC BA-SW-WÜ-HN-Stuttg. wurde stoniert - Warum das alles? Das wären geforderte Entlastungsstrecken durch die dt. Mitte! Nicht mal das 1945 abmontierte 2. Gleis zwischen SW & Thürigen hat man 34 Jahre nach Wiederv. eingebaut, geschweige denn die Strecke elektrifiz.
Der Freistaat setzte sich nicht für den Fernverkehr zur wichtigsten Industriestadt Nordbayerns ein! Der WÜ-affinen IHK ist's auch völlig egal!
Fernverkehrsanschluss ist heute ein wichtiger Standortfaktor! Wofür zahlen SWer Firmen noch IHK-Beiträge?
Mit Fernverkehr löst sich das Problem von selbst: Bahnhofsplatz wird belebt und Umgebung für freien Markt & Investoren interessanter!