Der 14. August 1649 war ein Tag der Freude für Sennfeld. Auf den Tag genau 370 Jahre später war es auch ein Tag der Dankbarkeit und der Erinnerung. 1649 bekamen Sennfeld und auch Gochsheim ihre (Reichs)Freiheit zurück, die sie im Dreißigjährigen Krieg verloren hatte. Vereinfacht dargestellt: Wer reichsfrei war, unterstand nur dem Kaiser, konnte sich selbst verwalten, frei über seine Religion bestimmen, Gerichtsbarkeit und Verwaltungsspitze selbst bestimmen.
14 Jahre kämpften die Sennfelder darum, ihre Jahrhunderte lang ertrotzte Freiheit wieder zu bekommen. Mit Ausdauer, Zähigkeit, bürgerlicher Courage , Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und unerschütterlichem Glauben, sagt Altbürgermeister Emil Heinemann bei der Gedenkstunde am Plan, der in dieser Geschichte eine große Rolle spielte und spielt.
Am Plan wurde Gericht gehalten, am Plan wird seit 1649 beim Friedensfest die wiedergewonnene Freiheit gefeiert. Mit Plantanz und althergebrachtem Ritual. Und am Plan erheben sich jetzt am Jahrestag die Bürger, um ihrer Vorfahren zu gedenken in "Hochachtung und Respekt." Ein ergreifender Moment.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Sennfeld so gut wie ausgelöscht
Heinemann erinnert an die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. "Seit dem 18. Januar 1648 gab es unser Dorf nur noch auf dem Papier. Sennfeld existierte praktisch nicht mehr. Es war bis auf drei Häuser zerstört." Beide Lager, kaiserliche und schwedische Truppen hatten geplündert, zerstört, getötet, vernichtet. Die Sennfelder hatten in den umliegenden Dörfern Schutz gesucht. Der 14. August 1649 war ein Hoffnungsschimmer, ein Signal weiterzumachen, Sennfeld wieder aufzubauen.
Das war die Folge von unzähligen harten und zähen Verhandlungen, von heftigem und ungebrochenem Widerstand. Ganz gelöst war das Problem übrigens noch nicht. Es dauerte noch ein bisschen, bis die Gegenseite, der Würzburger Fürstbischof, die Gemeindebücher, Urkunden und Siegel wieder rausrückte. "Heute würde man sagen: Man versuchte, es auszusitzen", so Heinemann.
Was bedeutet die Geschichte für die Gegenwart?
1649 ist lange her. Was bedeutet das alles für die Gegenwart? Auch diesem Gedanken geht Heinemann nach, der sich auch in einem Buch mit dem Kampf der Sennfelder beschäftigt hat. Geschichte ist niemals tot, sagt er. Sie wirkt und lebt in Generationen weiter. Freiheit, Frieden, die örtliche Geschichte müssen auch in Zukunft ein Wert, eine Verpflichtung und ein Ansporn sein, so Heinemann. An vielen Stellen in der Welt herrsche Gewalt, Krieg, Not. Umso dankbarer solle man für den Frieden hier sein. Heinemann zitiert Dietrich Bonhoeffer: "Mag sein, dass der jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gerne die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht."
Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich
An den Wert von Freiheit erinnert auch Dekan Oliver Bruckmann. Man sollte sie nicht missbrauchen, um andere auszugrenzen. Man solle dankbar sein, in einer freiheitlichen Demokratie leben zu können. Ähnliche Gedanken hat auch Landrat Florian Töpper: "Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich."
Der Trachtenverein sorgt dafür, dass die Tradition weiterlebt, richtet seit 1948 die Kirchweih aus. Dafür gibt's Lob von Landrat Florian Töpper ("Mit dem Einsatz der Menschen steht und fällt die Erinnerungskultur") und zweitem Bürgermeister Helmut Heimrich. "Wir sind stolz auf unser Kulturerbe", betont Heimrich, erinnert daran, dass das Friedensfest zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört. "Bei fast allen unseren Mitgliedern spielt die Kirchweih eine Rolle", sagt Trachtenvereinsvorsitzender Helmut Büschel. "Jeder hat seine eigene Geschichte, jeder hat Anteil daran, macht sie zu seiner und zu unserer Kirchweih" .
Fünf der Sennfelder Planpaare drehen eine Runde auf dem Plan: Plantanz gehört schließlich mit zum kulturellen Erbe. Reichsschultheiß Hans-Jörg Naß hat 1649 versprochen, ab sofort ein Friedensfest mit "Singen, Musizieren, Predigt und Tanz" zu veranstalten.
Vom 31. August bis 2. September ist es wieder so weit in Sennfeld und in Gochsheim. In Sennfeld hält der frühere Nürnberger Regionalbischof und Oberkirchenrat Karl-Heinz Röhlin die Predigt zum Plangottesdienst. Hier wird der Bezug Sennfelds zur freien Reichsstadt Nürnberg sichtbar, sagt Heinemann später. Zur Durchsetzung des Friedensvertrages von Münster und Osnabrück gegenüber Fürstbischof und Kurfürst riefen die Sennfelder nämlich neben dem Thronfolger von Schweden und den evangelischen Reichsfürsten und -ständen auch die freie Reichsstadt Nürnberg als Unterstützer an.