Gegen den Willen von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) entschied der Schweinfurter Stadtrat in seiner Sitzung am 29. Juni mit knapper Mehrheit, dass Willy Sachs posthum aus der Liste der Schweinfurter Ehrenbürger gestrichen wird und das von ihm 1936 gestiftete und nach ihm benannte Fußball-Stadion an der Niederwerrner Straße zukünftig "Sachs Stadion" heißen soll. Grund ist die Rolle des 1958 gestorbenen Großindustriellen im Nationalsozialismus.
Die Entscheidung fiel mit 22:20 Stimmen für die Streichung aus der Ehrenbürgerliste und 25:17 für die Umbenennung des Stadions. Der Stadtrat hat 45 Mitglieder mit OB. 42 waren anwesend. Die Diskussion dauerte rund eineinhalb Stunden und wurde sachlich und ohne Emotionen geführt. Im Vorfeld hatte das Thema nicht nur in der Kommunalpolitik, sondern auch in der Bevölkerung für eine teils hitzige Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern des Antrags geführt. Eine Gruppe von Stadträten um Julia Stürmer-Hawlitschek (SPD) und Adi Schön (Freie Wähler) hatten zuvor am 9. November 2020 einen Antrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerwürde gestellt
Schön und Stürmer-Hawlitschek argumentieren, Willy Sachs sei wegen seiner Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Terrorregime kein Vorbild, das Ehrenbürger sein sollte. "Es geht darum zu bewerten, ob jemand, der NSDAP- und SS-Mitglied, der Protegé von Nazi-Größen und Profiteur des Nazi-Regimes war, der seine Rolle nie hinterfragt hat, in einer Stadt, in einem Land, in einer Gesellschaft, die nach etlichen Jahrzehnten endlich gelernt hat, offensiv und ehrlich und umfassend ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und Lehren für eine stabile, freie, offene und tolerante Demokratie daraus zu ziehen, ein Vorbild sein und zudem ein Denkmal im Schweinfurter Stadtbild haben kann. Er kann es nicht. Willy Sachs darf kein Ehrenbürger sein", hieß es in ihrem Antrag.
Wie ist die Position der Historiker in Sachen Willy Sachs?
Unterstützt werden die Antragsteller von verschiedenen renommierten Historikern, unter anderem Professor Dr. Andreas Dornheim von der Universität Bamberg. Er schrieb 2015 das Buch "Sachs - Mobilisierung und Motorisierung", in dem ein langes Kapitel ausführlich auf die Persönlichkeit von Willy Sachs und seine Rolle im Nationalsozialismus eingeht, wo er unter anderem bei der SS in höheren Positionen war. Dornheim erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, die die SPD im Stadtrat zur Kenntnis gab, eindeutig: "Willy Sachs ist weder hinsichtlich seiner persönlichen Entwicklung noch seiner politischen Einstellung ein Vorbild."
Der ursprüngliche Antrag war von acht der neun im Stadtrat vertretenen Gruppen und Fraktionen unterschrieben, nur die AfD war explizit gegen den Antrag. Fraktionsvorsitzender Richard Graupner erklärte schon im Winter, Sachs sei einer der "verdientesten Söhne der Stadt" gewesen, ein beliebter Unternehmer und Stifter.
OB will Debatte über Sachs' Wirken, keine Streichung seines Namens
Oberbürgermeister Sebastian Remelé hatte den Stadtarchivar Uwe Müller damit beauftragt, die historischen Fakten aufzuarbeiten und einzuordnen. Müller kommt zu folgendem Schluss: "Eine angemessene Würdigung der Person Willy Sachs kann nur auf dem Hintergrund der Zeitumstände erfolgen und nicht ex post nach heutigen politischen und moralischen Kriterien." Der OB erklärte, "Geschichte lässt sich nicht korrigierend löschen, sondern man muss Lehren daraus ziehen." Er betonte aber auch die ambivalente Persönlichkeit von Willy Sachs, der sicher nicht als Vorbild tauge.
Dieser Position schloss sich auch ein Großteil der CSU-Fraktion an. Die Verwaltung schlug vor, Willy Sachs nicht aus der Ehrenbürger-Liste zu streichen, den Stadion-Namen zu belassen, aber eine ausführliche Informationstafel aufzustellen. Dem kam die Mehrheit gleichwohl nicht nach.
Und von wegen: "das Stadion den Schweinfurtern geschenkt". Wenn er so viel Geld hatte, dann hatte er das nur weil die Leute bei Sachs hart dafür gearbeitet haben (inklusive der Zwangsarbeiter). Jetzt ist der Name richtig: Sachs-Stadion, ein Gruß an die Beschäftigten bei Sachs!
Vielleicht etwas Nachhilfe: die Bürger haben den Stadtrat gewählt.
Der Stadtrat vertritt die Bürger und wurde druch diese gewählt. Wer wenn nicht der Stadtrat, ist berechtigt für die Stadt zu sprechen?
Auch das "kein wahrer Schotte" Argument zeigt nur, dass sie sachlich nichts beizutragen haben.
Wie kommen Sie eigentlich darauf, der Stadtrat sei nicht die Vertretung der Bürger?
Wenn das die Sachlichkeit ist für die Sie neulich gelobt wurden...
Ein schönes Wochenende.
(Und bevor man sich nun aufregt, einfach mal drüber nachdenken ob man Nazi-Verbrechen durch Geldspenden aufwiegen kann)
Das hätte man einfach ruhen lassen sollen. Es ist schon echt peinlich, ach, schon echt nervig diese aufgespielte links-grün-rote Korrekturpolitik. Die bewirkt doch genau das Gegenteil, spielt die rechten Parteien in die Karten und fördert weiterhin die Spaltung in der Gesellschaft. Und die rhetorische Frage schließt sich gleich an... Gibt es nicht wichtigeres zu tun in der heutigen Zeit?
Ich für meinen Teil weiß, wen ich nicht wählen werde.
Warum verzichtet man nicht ganz auf diese Ehrentitel , wenn man im gleichen Atemzug
schon das Verwerfliche im Menschen sucht ?
Konsequent würde auch heißen die Anlagen zurückzugeben an die Besitzer !
Wir haben eigentlich viel größere Probleme in unserer Gesellschaft und trotzdem
diskutieren wir lieber als endlich zu handeln und wirklich Verantwortung zu tragen .